print print
favorites-circle favorites-circle
favorites-circle-full favorites-circle-full
Arbeitswelt
Ungleichheit

Das ist nicht normal

Guten Morgen!

Manchmal macht man eine normale Ausnahme, anderes wird zu Unrecht normal genannt. Dein Morgenmoment, zusammengestellt von Tom Schaffer, lässt der Welt das heute nicht durchgehen.

#1 Möchtest du das teilen?

Manche Journalist:innen und andere Beobachter:innen stellen in letzter Zeit erstaunt fest, dass bei den Protesten gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie ja nicht nur Rechtsextreme, sondern auch viele „ganz normale Leute“ mitlaufen würden. Das basiert auf einem einfachen Missverständnis, dass man Rechtsextremismus schon an der Frisur und Kleidung erkennen könnte. Natascha Strobl schlüsselt das für dich auf.

 

#2  Hast du das gesehen?

Auch nach jahrzehntelanger Kritik von Expert:innen, dem Stopp des Lobau-Tunnels durch das Klimaministerium und nachdem Aktivist:innen monatelang den Bau blockiert haben, will die Stadt Wien weiter zumindest die neue Stadtstraße bauen. Die friedliche Blockade soll nun beendet werden. Die Stadt hat deshalb bereits Anwaltsbriefe ausschicken lassen. Katharina Rogenhofer schaut sich diesen Not-so-fun-fact diese Woche in ihrer Klimakolumne an.

#3 In was für einer Welt leben wir eigentlich?

 
Kellog's entlässt streikende Mitarbeiter:innen

1.400 Mitarbeiter:innen des Frühstücksflocken-Konzerns „Kellog’s“ streiken seit Oktober für einen neuen Vertrag und bessere Arbeitsbedingungen. Vor einem Jahr war der Vertrag zwischen der Gewerkschaft und Kellog’s ausgelaufen. Seither wird über einen neuen verhandelt. Kellog’s will dabei mehr Menschen zu schlechteren Konditionen einstellen dürfen.

Das schon in den vergangenen Jahren immer wieder mit gewerkschaftsfeindlichen Aktionen und Entlassungen von gewerkschaftlich organisierten Arbeiter:innen auffällige US-Unternehmen drohte laut der Gewerkschaft zuerst, Arbeitsplätze nach Mexiko auszulagern (das Unternehmen bestreitet das). Jetzt wurden alle Streikenden entlassen. Sie sollen dauerhaft durch neue, nicht-organisierte Angestellte ersetzt werden. Ein Schritt, der auch US-Präsident Joe Biden zu öffentlicher Kritik am Konzern bewegte.

Den Versuch, neue Angestellte über eine Online-Ausschreibung der Jobs zu finden, haben junge Aktivist:innen nun vorerst vereitelt. Aus Solidarität mit den Streikenden haben Mitglieder der Plattform Reddit das Job-Portal mit falschen Bewerbungen geflutet und zum Absturz gebracht.

#4 Zahlen des Tages

 
Fußball-WM in Katar

Am Samstag in einem Jahr endet die Fußball-WM der Männer 2022 – aber es ist auch als großer Fußball-Fan bestenfalls schwierig, sich auf das Turnier zu freuen. Bis heute sind in Katar 15.000 Gastarbeiter:innen bei der Errichtung der Infrastruktur dafür bereits gestorben. Das meldet die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Die Zahl ist noch einmal deutlich höher als bisherige Schätzungen. 70% der Fälle von verstorbenen Menschen bleiben zudem unaufgeklärt. Menschenrechtsorganisationen machen unter anderem fehlenden Hitzeschutz und schlechte Arbeitsbedingungen dafür verantwortlich.
 
Die Vergabe der WM an das ölreiche, autoritäre Königreich durch den Weltfußballverband FIFA steht seit jeher schwer in der Kritik. Katar verstößt unter anderem gegen die Menschenrechte von Frauen, sexuellen Minderheiten, Gastarbeiter:innen, politischen Oppositionellen oder der Presse. Zudem gibt es Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit der Vergabe. Zahlreiche Fan-Gruppen, einzelne Vereine und Spieler, aber auch Vertreter:innen der Zivilgesellschaft rufen deshalb zum Boykott des Turniers auf.
 
All das hält den berühmten englischen Ex-Fußballer David Beckham nicht davon ab, sich nun zur Galionsfigur des Turniers machen zu lassen. Beckham, der mittlerweile einen Fußballverein in den USA führt, ist in der Vergangenheit als Botschafter für das Kinderhilfswerk UNICEF aufgetreten. Die Menschenrechtsverstöße in Katar zu übersehen, lässt er sich gut bezahlen. Die Kooperation lassen sich die Veranstalter laut Medienberichten 180 Mio. Euro kosten. Beckhams Vermögen wurde bisher auf 450 Mio. Euro geschätzt.

#5 Der Reihe nach

Der kommende Sonntag wird eine Besonderheit. Aufgrund des langen Lockdowns und der bevorstehenden Weihnachtszeit haben die Sozialpartner:innen sich darauf geeinigt, dass der Handel ausnahmsweise aufsperren darf. Dafür gibt es Zulagen für das Personal. Manche Wirtschafts-Vertretung wittert nun vielleicht die Chance, die allgemeine Sonntagsöffnung weiter voranzutreiben. Wir haben drei Argumente gesammelt, die dagegen sprechen.

Hab einen schönen Mittwoch.
Tom

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Kommentare 0 Kommentare
    Kommentar hinzufügen

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag!