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Ungleichheit

“Die Stimme Österreichs”: Wie die Kronen Zeitung Wahlkampf macht

@moment_magazin

Die Stimme Österreichs oder die Stimme der Krone? Stecken wir wirklich in einer Asylkrise oder macht die Kronen Zeitung einfach Wahlkampf für rechte Parteien? Warum würde sie das als „unabhängiges“ Medium machen? Den ganzen Kommentar von @Yasmin Maatouk lest ihr auf Moment.at Link in Bio. #krone #kronenzeitung #wahlkampf #rechtspopulismus #Superreiche #überreiche #medien #journalismus #asyl

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Die Titelseite der größten Zeitung in Österreich kannte zuletzt fast eine Woche lang nur ein einziges Thema. Die Kronen Zeitung redete uns ein, wir müssten Asylwerber:innen möglichst schnell und in großen Mengen aus dem Land bekommen. 

Mitten im Wahlkampf trommelt die Zeitung wieder einmal im Gleichklang mit FPÖ und ÖVP. Verkleidet als “Die Stimme Österreichs”. Das ist eine selbstherrliche Werbekampagne, mit der man unterstellt, für die gesamte Bevölkerung zu sprechen.

Aber was uns hier als Stimme Österreichs verkauft wird, ist etwas ganz anderes. Die Kampagne schürt Ängste, macht Stimmung, spaltet die Gesellschaft. Es ist Wahlhilfe für die rechten Parteien, die genau mit denselben Methoden an die Macht kommen wollen.

Die Überschriften vermitteln eine klare Botschaft: Österreich habe ein großes Problem und Abschiebungen seien die einzige Lösung. 

Reichweite für die eigene Agenda

Die Kronen Zeitung ist die auflagenstärkste Tageszeitung aus Österreich. Sie nutzt die Reichweite, um ihre eigene politische, rechts- und wirtschaftsorientierte Agenda zu verbreiten. Und mit dieser neuen Kampagne “Die Stimme Österreichs“ verschleiert sie es als mehrheitlich gesellschaftliches Anliegen. 

Die Leserbriefe, die die Krone ergänzend zu ihren Kampagnen veröffentlicht – ein Mittel, das sie seit Jahrzehnten einsetzt – zeigen dann, dass es auch nicht wirklich um Kriminalität geht. Da werden Schutzsuchende mit jeder verfügbaren Breitseite attackiert. Der zur Veröffentlichung ausgewählte Krone-Mob geifert. Er ruft nach einem Kopftuchverbot und schimpft über Leute, die “unsere Kultur nicht wollen“ – diese Themen werden oft im selben Atemzug mit Mord und Vergewaltigung genannt. Der soziale Friede sei nur mit “konsequenten Abschiebungen” zu erhalten. Ein Schreiber prophezeit uns eine “große Not”, die bevorsteht. Man solle “den übrigen Flüchtlingen” schon einmal vorsorglich sagen, dass dann  “Lebensmittel nur echte Österreicher erhalten”.

Zwischen Meinungsfreiheit und Hetze

Die Kronen Zeitung behauptet, den Österreicher:innen eine gewichtige Stimme zu geben. Dass es diese Stimmen in dieser Form gibt, liegt auch an ihr. Sie übertreibt das Problem massiv und fordert Scheinlösungen. Seit Jahren verbreitete sie die übertriebene Darstellung, dass Österreich ein massives Problem mit kriminellen Asylsuchenden habe. Doch wenn man einen Blick auf die Fakten wirft, zeigt sich ein anderes Bild.

Statistiken des Bundeskriminalamts zeigen: die Kriminalität in Österreich ist in den letzten Jahrzehnten insgesamt deutlich gesunken. Auch die Gewaltkriminalität ist, trotz der medialen Darstellung, nicht signifikant gestiegen. Vielmehr zeigen Studien, dass Österreich heute sicherer ist als noch vor 30 Jahren. Es gehört zu den sichersten Ländern der Welt.

Der Fokus auf die sogenannte „Ausländerkriminalität“ wird dabei oft gezielt genutzt, um politische Ziele zu erreichen. Kriminolog:innen machen klar, dass es viele Gründe dafür gibt, warum ausländische Tatverdächtige gehäuft in den Statistiken auftauchen. Einerseits sind “Ausländer” in dieser Statistik nicht nur Asylwerber:innen oder Ähnliches. Sondern beispielsweise auch Tourist:innen, die gar nicht in Österreich leben. Andererseits hängt es mit ihrem Alter, Geschlecht oder ihrer sozialen Lage zusammen – und nicht direkt mit ihrer Nationalität oder Kultur. 

Was heißt das? In der Gruppe ausländischer Menschen in Österreich sind zum Beispiel junge Männer überdurchschnittlich oft vertreten. Und die sind bei allen Nationen und Kulturen anfälliger dafür, Straftaten zu begehen. Checkt man die Statistik auf solche Probleme, verschwindet die angebliche “Häufung” gänzlich.

Das heißt nicht, dass das Problem egal ist. Aber wer die Ursachen nicht richtig erklärt bekommt, versteht auch die richtigen Lösungen nicht. Darum geht es Rechtspopulist:innen und Boulevardmedien aber ohnehin nicht. Sie zeichnen ein verzerrtes Bild. Das Ziel: Ganz viel Angst unter der Bevölkerung auslösen und sie im Namen der Sicherheit als Wähler:innen gewinnen.

In Österreich gab es in den vergangenen Jahren zeitweise recht viele Asylansuchen. Mit manchen Menschen, die sie stellen, gibt es Probleme – gelegentlich auch sehr ernste. Das ist nicht egal. Aber man sollte es bewältigen, ohne rücksichtslos auf alle anderen Schutzsuchenden und wichtige Menschenrechte zu hauen. Das Ausmaß stürzt Österreich in keine Krise. Genau das will uns die Krone aber einreden.

Verantwortungslosigkeit auf Kosten der Menschheit

Ein zentrales Thema der Kampagne: Asylsuchende, die Straftaten begehen, sollen abgeschoben werden, sogar nach Afghanistan. In Afghanistan ist ein menschenrechtsfeindliches Regime von extremistischen Islamisten an der Macht. Wer damit nicht einverstanden ist, zittert um sein Leben. Für rechtsradikale Politiker:innen und die Krone spielt das keine Rolle. Sie fordern: Wer das Gesetz bricht, soll gefälligst in ein Kriegsgebiet abgeschoben werden! Und wenn wir selbst dafür Gesetze brechen müssen! Denn die Idee selbst verstößt wahrscheinlich gegen Menschenrechte und österreichische Gesetze. 

Wahlkampf auf Kosten der Gesellschaft

Durch ihre einseitige Berichterstattung verschärft die Kronen Zeitung die Stimmung im Land. Sie verstärkt den Eindruck, dass das Thema Asyl das drängendste Problem ist, obwohl Österreich vor weitreichenderen Herausforderungen steht. Die Klimakrise, soziale Ungleichheit, Armut, Männergewalt, Chancengleichheit, Rassismus und alle Formen von Diskriminierung – diese Themen sind entscheidend für die Zukunft. 

Abschiebung ist nicht das wichtigste Thema, das jeden Tag fettgedruckt auf den Titelseiten stehen sollte. 

Einseitige Berichterstattung als Gefahr

Die Kronen Zeitung zeigt, wie einseitige Berichterstattung die öffentliche Meinung manipulieren kann – auch auf Kosten des gesellschaftlichen. Wessen Interessen werden hier wirklich bedient? Sicher nicht die des “Volkes”.

In den Tagen nach der Kampagne gegen Asylwerber:innen zeigt sich das noch einmal viel deutlicher. Da erscheint plötzlich ein zweiseitiger Artikel als “Stimme des Volkes”, der die “Mythen zu Vermögenssteuern” aufklärt – und dabei massiv dagegen Stimmung macht.

Blöderweise zeigen alle seriösen Umfragen, dass die klare Mehrheit der Österreicher:innen dafür ist, dass reiche Menschen ihren Beitrag leisten. Trotz großer medialer Kampagnen dagegen. Die Krone versucht mit ihrer Kampagne eben nicht, der Bevölkerung Gehör zu verschaffen. Sie will ihre politischen Anliegen durchbringen. Es sind auch die Interessen der Reichen.

Das zeigt sich gerade darin, dass man Vermögenssteuern auch gegen klare Mehrheiten der Bevölkerung verhindern will. Oft im Gleichschritt mit der FPÖ und ÖVP. Das Vermögen von Krone-Herausgeber und -Chefredakteur Christoph Dichand und seiner Familie – ihr gehört die “Krone” gemeinsam zur Hälfte – wird auf 680 Millionen Euro geschätzt.

Sie sind es, die uns einreden wollen, dass sie die Stimme Österreichs seien.

@moment_magazin

Die Stimme Österreichs oder die Stimme der Krone? Stecken wir wirklich in einer Asylkrise oder macht die Kronen Zeitung einfach Wahlkampf für rechte Parteien? Warum würde sie das als „unabhängiges“ Medium machen? Den ganzen Kommentar von @Yasmin Maatouk lest ihr auf Moment.at Link in Bio. #krone #kronenzeitung #wahlkampf #rechtspopulismus #Superreiche #überreiche #medien #journalismus #asyl

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Mehr dazu:

Eine Hand hält eine Discokugel, die glitzert. Im Text: Momentum wird 5! 10. Oktober 2024, 18:00 Uhr

Momentum wird 5! Und das feiern wir. Sei dabei am 10. Oktober 2024.

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    Kommentare 1 Kommentar
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  • frizzdog
    16.09.2024
    "sie werden sich noch wundern, was alles geht" war das zitat zur österreichischen wahrheit. wir sehen gerade, wie auch die wetterunbillen politisch instrumentalisiert werden. "WIR SIND SO" hätte der BP richtigerweise kommentieren sollen damals, wir brauchen das. folgerichtig diskutierten gestern abend "IM ZENTRUM" des ORF versicherungsmenschen über "gemeinschaft und unwettersteuern" bzw. erhöhte "kombinationsversicherungen". mehrfachen hinweisen der einzigen Klimaökonomin (WU) wurde konsequent ausgewichen, auch von der moderatorin. ich beginne, zu begreifen.
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