FPÖ-Kinderbuch: Wie die FPÖ versucht, Kinder politisch zu beeinflussen
Vor einigen Wochen tauchte vor einigen österreichischen Schulen und in Gemeinden ein seltsames Kinderbuch auf. „Armin Adler und Herbi Steinadler – Gemeinsam für Gerechtigkeit“, heißt es. Herausgegeben wurde es von einer Gruppe um Elias Schuch. Der ist Aktivist der rechtsextremen Identitären Bewegung und Chef einer Jugendgruppe der FPÖ.
Das Buch kommt in vermeintlich unschuldigen Bildern daher. Es erzählt die Geschichte einer freundlichen Adlerfamilie. Die Ideologie ist offensichtlich. Die konservative Tradition lässt Vater Armin Adler das Nest versorgen, während seine Partnerin Anni daheim die Küken hütet. Die Bedrohung kommt von außen. Die Geier werden zum Opfer von vermeintlich “bösen” Windrädern und “gierigen Wüstengeiern”.
@moment_magazin Mit dieser Propaganda werden unsere Kinder beeinflusst: Die FPÖ-Jugend hat in einigen Bundesländern Kinderbücher verteilt. Ausgerechnet mit rechtsextremen Identitär als Chef, Elias Schuch. Der Fokus des Buches: Klimakrise herunter spielen, Windräder verteufeln, Geschlechterrollen einzementieren und andere Politiker:innen schlecht machen. Und natürlich: Migrant:innen als böse Bedrohung darzustellen. Halbfakten zur Klimakrise, rassistische Stereotype und Hetze sollten nie verbreitet werden. Schon gar nicht an Kindern. Aber seht selbst. @Yasmin Maatouk #kinderbuch #pädagogik #österreich🇦🇹 #fpö #antirassismus
Ein einfaches Kinderbuch oder ein Mittel zur Indoktrination?
Was die jüngsten Leser:innen in diesem „harmlose“ Bilderbuch lernen, ist schnell zusammengefasst: Es gibt “gute” Vögel wie die heimischen Adler, und es gibt “böse” Eindringlinge wie die “Wüstengeier”, die den Einheimischen Nahrung und Sicherheit rauben. Die Botschaft ist klar: Fremde sind gefährlich – vor allem die, aus der Wüste – und nur im Verbund der “Heimatbewussten” können Probleme gelöst werden.
Als die kleine Kathi Küken sich gar an einem Windrad verletzt, kommt eine zweite Botschaft: Die moderne, umweltfreundliche Technologie gefährdet “unsere” Kinder. Die Erzählung der Windräder, die Vögel gefährden, knüpft an lang anhaltende Einwände gegen Windräder gerade auch von Seiten von Leugner:innen der menschengemachten Klimakrise an. Die wäre für Tier (und Mensch) zwar um ein Vielfaches gefährlicher als Windräder, kommt im FPÖ-Buch aber nicht vor.
@moment_magazin Die FPÖ hat in einigen Bundesländern Kinderbücher verteilt. Aber was genau ist das Problem daran? Wir haben Expertin Bianca von der Buchhandlung O-Books das Kinderbuch gezeigt. #kinderbuch #skandal #bücher #schule #kinderbücher #fpö
Zwischen den Zeilen: Das Spiel mit der Angst
Indem die Adler mit den „Wüstengeiern“ konkurrieren und sich gegen die Windräder verteidigen müssen, entsteht ein klarer Schwarz-Weiß-Konflikt, wie er typischerweise in politischer Propaganda vorkommt. Die Gegner sind klar definiert und haben alle „falschen“ Merkmale: Sie sind fremd, nehmen den Einheimischen das Futter weg und sind gefährlich für die Kinder. Selbst wenn das Buch in einer Märchenwelt spielt, ist die Botschaft unmissverständlich: Fremde aus dem Ausland mit dunklen, buschigen Augenbrauen und alles, was die vertraute Ordnung stört, müssen als Gefahr begriffen werden.
Das Buch verwendet auch gezielte Parodien österreichischer Politiker:innen, die eindeutig an Umweltministerin Leonore Gewessler, SPÖ-Chef Andreas Babler und Kanzler Karl Nehammer erinnern. Sie werden lächerlich gemacht – ihre äußeren Merkmale und ihr Geschlecht dienen als Ziel für Spott und Bodyshaming. Sie werden als “Probleme” dargestellt, die zur Misere der Adlerfamilie beitragen. Diese Karikaturen vermitteln den jungen Leser:innen die Botschaft, dass diese Politiker:innen gegen die “einheimische Ordnung” arbeiten. Zu den Held:innen im Buch werden dann auch nicht die Kinder, sondern “Herbi Steinadler”. Es transportiert alle Elemente einer rechtsradikalen Erzählung, wie die FPÖ sie heute eben oft und beständig verkauft.
@moment_magazin Teil 3 | Die FPÖ hat in einigen Bundesländern Kinderbücher verteilt. Darf und soll ein Kinderbuch politisch sein? Was darf ein Kinderbuch nicht? Wir haben Expertin Bianca von der Buchhandlung O-Books das Kinderbuch gezeigt. #kinderbuch #skandal #bücher #schule #kinderbücher #fpö
Kindern wird ein Weltbild verkauft, das Fremde als Bedrohung darstellt
Wahlwerbung an Kinder zu richten, ist an sich bereits fragwürdig – derartig radikales Gedankengut dabei noch ein besonderer Tabubruch. Die FPÖ bestreitet, das Buch in Schulen verteilt zu haben. Eltern, Lehrer:innen und Schüler:innen in mehreren Bundesländern erzählen MOMENT.at und anderen Medien gegenüber, dass das Buch aber vor Bildungseinrichtungen ausgelegt wurde – kurz vor den Wahlen.
Die FPÖ versucht hier offenbar Kindern eine “Frühradikalisierung” aufzudrängen, die mit klaren, problematischen Feindbildern arbeitet. Kinder brauchen keine Geschichten, die ihnen beibringen, dass andere eine pauschale Bedrohung sind. Was sie brauchen, sind Geschichten, die zur Konfliktlösung, Offenheit und Empathie erziehen – eine Gesellschaft, die ihnen die Möglichkeit gibt, selbst zu denken. Von der FPÖ ist das freilich nicht zu erwarten.