#girlsCAN: “Niemand darf sagen, was ich anziehen soll”
Graffitis sprayen, Bewusstsein schaffen
Es ist der erste Sommertag und es ist gleich ziemlich heiß. Im Wiener Augarten treffen sich die Schüler:innen der Wiener Mittelschule in der Glasergasse zum Sporttag. Direkt im Trubel zwischen Karaoke und Völkerball steht der Stand von “#girlsCAN”.
Dort wird pädagogisch Theater gespielt. “Wir spielen Szenarien durch, um den Mädchen beizubringen: Vertraut eurem Bauchgefühl, sagt ‚Nein”‘ wenn ihr euch nicht wohlfühlt”, sagt die Projektleiterin Brigitte Temel. Sie forscht zum Thema Gewaltprävention am Institut für Konfliktforschung (IKF). Seit drei Jahren arbeitet sie gemeinsam mit Mädchen an Schulen in Niederösterreich, Wien und der Steiermark.
Temel hat am Stand Bilder von Graffitis der 3a-Klasse der Glasergasse aufgehängt. Darauf zu lesen sind die Sprüche “Frauenrechte überall” und “My clothes are not an invitation”. “Wir haben gemeinsam erarbeitet, was die Mädchen gerne im öffentlichen Raum sehen möchten, das waren ihre Ideen”, sagt Temel. Das Ziel ist klar: die Mädchen zu ermächtigen.
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Niederschwellige Hilfe für Mädchen
Jede dritte Frau in Österreich ist von Gewalt betroffen. Dass diese Frauen immer öfter auch erst 10 oder 14 Jahre alt sind, ist eher weniger bekannt. Das sagt die Geschäftsführerin des Netzwerks für Frauen- und Mädchenberatung, Sophie Hansal, in derselben Woche gegenüber MOMENT.at. Das Netzwerk schlägt deshalb Alarm. AuchMan brauche mehr Ressourcen und Planbarkeit. Und es fordert unter anderem: Beratung muss viel niederschwelliger angeboten werden. Mit den immer häufiger nachgefragten Terminen kommen die Beratungsstellen an ihren Grenzen. Laut der Ö3-Jugendstudie von 2024 sind 30 Prozent der Mädchen und jungen Frauen psychisch belastet.
Das Projekt #girlsCAN ist darauf ausgerichtet, Mädchen auf ihre Möglichkeiten bereits in der Unterstufe zu sensibilisieren. Und sich zu wehren. “Ich habe gelernt, dass mir niemand sagen darf, was ich anziehen soll und was nicht. Das finde ich sehr wichtig”, sagt ein Mädchen und zeigt stolz auf das Graffiti “My clothes are not an invitation”.