print print
favorites-circle favorites-circle
favorites-circle-full favorites-circle-full
Klimakrise

Traust du dich schon zu heizen?

Mehr als 80.000 Haushalte konnten 2022 ihre Wohnungen nicht angemessen heizen. Dieses Jahr dürften es dank der gestiegenen Energiepreise noch mehr sein.
Hast du schon angefangen zu heizen? Ich versuche es möglichst noch zu vermeiden. Gas ist einfach zu teuer. Und zu schlecht fürs Klima. Besser dicker Pulli und warme Socken. Noch besser wäre eine nachhaltige Heizung. Mit einer Luft- oder Wärmepumpe zum Beispiel. Als Mieterin hab ich da aber nicht mitzureden. Und die Regierung will offenbar nicht mitreden.

Mit unseren Heizungen heizen wir nicht nur unsere Wohnungen, sondern auch das Klima auf. Das sollte die Regierung mit dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz ändern. Die ÖVP bremste es aus. Die zuletzt präsentierten Pläne werden das nicht schaffen.

ÖVP blockiert Komplettausstieg aus Öl, Gas und Kohle

Der ursprüngliche Plan war, dass bis 2035 Ölkessel komplett verschwinden. Gasheizungen hätten mit 2040 Geschichte sein sollen. Und zwar alle – auch die bestehenden. So stand es im Regierungsübereinkommen. Der ÖVP ging das dann aber doch zu weit. Im Gesetzesentwurf werden bestehende Heizungen nicht mehr geregelt.

Dort steht drinnen, dass ab 2024 in Neubauten keine Gasheizungen mehr eingebaut werden sollen. Bei Öl ist das schon der Fall. Und das ist richtig und wichtig. Vom geplanten Komplettausstieg ist das aber weit entfernt. 

Höhere Förderungen wirken nur bedingt

Stattdessen soll es höhere Förderungen geben, damit die Leute von sich aus auf nachhaltigere Heizungen umstellen. Vor allem einkommensschwache Haushalte sollen unterstützt werden. Auch das ist an sich gut. Aber diejenigen, die für den Heizungstausch verantwortlich sind, haben trotzdem nur sehr wenig Grund, das auch zu tun. Auch nicht mit höheren Förderungen. Die Heizung zu tauschen oder zu sanieren, ist bei Mietwohnungen nämlich die Verantwortung der Vermieter:innen. Die haben aber kein Problem mit den hohen Energiekosten oder Steuern. Die zahlen nämlich die Mieter:innen. 

80.000 Haushalte konnten 2022 nicht angemessen heizen

Mieter:innen stecken also unfreiwillig in einer fossilen Abhängigkeit fest, die sie extrem teuer zu stehen kommt. 2020 – also noch bevor die Preise für Energie durch die Decke geschossen sind – konnten sich in Österreich rund 80.000 Haushalte nicht leisten, die gesamte Wohnung angemessen zu heizen. Und wie gesagt – danach sind die Preise extrem gestiegen. Diesen Winter müssen also vermutlich noch viel mehr Menschen in kalten Wohnungen leben. 

Jeder dritte Haushalt heizt mit den klimaschädlichsten Methoden

Aber nicht nur für die Mieter:innen ist dieses Vermieter:innen-Mieter:innen-Dilemma ein Problem. Auch für das Klima. Und damit für uns alle. Um die Erderhitzung einzudämmen, müssen in allen Bereichen die Emissionen runter. Auch im Gebäudesektor. In Österreich heizen aber noch 1,4 Millionen Haushalte mit Öl, Gas oder Kohle. Jeder dritte Haushalt heizt also mit den klimaschädlichsten Methoden. 

Der Umstieg könnte helfen, damit wir uns alle eine warme Wohnung leisten können, ohne das Klima und damit unsere Zukunft zu ruinieren: Ein gesetzlich festgeschriebenes Aus von Öl-, Gas- und Kohleheizungen hätte da geholfen. Dann müssten die Eigentümer:innen der Häuser ihre Heizungen tauschen. 

Mögliche Maßnahmen, die helfen würden

Gesetzlich festgeschrieben oder nicht: So oder so braucht es mehr Maßnahmen, damit die Kosten nicht jene treffen, die sie kaum stemmen können. Zum Beispiel durch Mietabschläge bei Wohnungen mit fossilen Heizsystemen. Wenn Vermieter:innen ihre Heizung nicht tauschen, sollen sie dadurch wenigstens nicht gewinnen.

Eine Kostenteilung bei Energieabgaben und Steuern wäre eine weitere Möglichkeit oder ein Recht auf thermische Sanierung. 

Das alles wären Schritte, um den Kampf gegen die Klimakrise auch sozial gerechter zu machen. Und das ist dringend nötig. Wie ungerecht die Klimakrise ist und wie wir mehr Klimagerechtigkeit erreichen, das erkläre ich dir in diesem Video. 

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Kommentare 0 Kommentare
    Kommentar hinzufügen

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag!