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Arbeitswelt

Harte Bandagen in der Herbstlohnrunde: Die Konzerne wollen die Teuerung ignorieren

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Die Herbstlohnrunde steht bevor. Die Kollektivverträge werden verhandelt. Sie müssen nach der extremen Teuerung des vergangenen Jahres kräftig steigen. Die Unternehmen haben zwar die Preise und Gewinne deutlich gesteigert, wollen von gerechten Löhnen jetzt aber lieber nichts wissen. Barbara Blaha ist rechtzeitig aus der Sommerpause zurück, um dagegenzuhalten. Warum wir wirklich eine kräftige Lohnerhöhung brauchen.

Jedes Jahr im Herbst steigt Österreich in den Ring: In der einen Ecke: die Arbeitnehmer:innen. In der anderen: die Arbeitgeber:innen. Es geht um die jährlichen Lohnerhöhungen und heuer wird es ein besonders harter Fight, sagen die Beobachter:innen. Und heuer ist extrem wenig Platz im Ring – behauptet die Industrie. Nicht einmal die Teuerung soll abgegolten werden, wenn es nach den Konzernen geht. 

Moment mal!
 

Herbstlohnrunde muss mit Teuerung mithalten

Zuerst einmal: Wie laufen Lohnverhandlungen überhaupt ab? Einmal im Jahr setzen sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite zusammen – und nennen ihre Vorschläge. Die Gewerkschaften würfeln ihre Lohnforderung nicht, sondern sie schauen einfach auf die Zahlen: Um wie viel sind die Preise nach oben geschossen, seit wir vor einem Jahr zuletzt verhandelt haben? Denn es steigt ja die Miete, es werden Lebensmittel immer teurer … und fragt nicht nach der Gasrechnung!

Um mit diesen Preissprüngen Schritt zu halten, müssen auch die Löhne regelmäßig steigen, und zwar mindestens um die Teuerungsrate. Sonst haben wir zwar am Konto mehr Lohn, aber können uns im Supermarkt trotzdem weniger leisten als noch vor einem Jahr.
 

Preise galoppieren dem Einkommen davon

Denn die Unternehmen haben in den letzten Jahren echt kräftig ausgeteilt und die Preise so stark nach oben geboxt wie seit den 1970er-Jahren nicht mehr. Um fast 23 Prozent haben sie seit 2019 zugelegt.

Die verhandelten Löhne sind im gleichen Zeitraum nur 16 Prozent gestiegen. Die Preise haben die Löhne ziemlich abgehängt. Richtig arg ist es wie immer bei denen mit den kleinsten Löhnen. Wer den sogenannten Tariflohn bekommt, also den Lohn laut Kollektivvertrag – dessen Kaufkraft war im Frühjahr so gering wie vor elf Jahren. 

Das heißt: Der riesige Spagat zwischen der Teuerung einerseits und den Lohnerhöhungen andererseits hat für diese Beschäftigten die Steigerungen eines ganzen Jahrzehntes gefressen.
 

Höchste Lohnverluste seit Beginn der Aufzeichnungen

Aber auch weiter oben auf der Gehaltsleiter wird es nicht leiwand. 2022 haben alle Arbeitnehmer:innen im Schnitt mehr als vier Prozent Reallohn verloren. Sie können sich also mit ihrem Lohn im Supermarkt um vier Prozent WENIGER leisten als im Jahr davor. Das ist der heftigste Reallohnverlust seit Beginn der Aufzeichnungen, also seit mehr als 60 Jahren. 

Wenn die Gewerkschaften jetzt ein sattes Plus fordern, dann haben sie … nun ja … gute Argumente. Und: Die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer:innen ist so stark wie schon lange nimmer. Denn die Babyboomer-Generation geht in Pension. Arbeitskraft ist knapper als in den letzten Jahren. Und was knapp ist, ist teuer. 

Und das stresst die Industrie ein bissl. Der australische Immobilienmogul und Multi-Millionär Tim Gurner hat die Panik der Konzerne in verblüffender Offenheit auf offener Bühne ausgesprochen: “Wir haben Fachkräften viel bezahlt, damit sie nicht zu viel tun. Das muss sich ändern, wir brauchen Arbeitslosigkeit von 40, 50 Prozent. Wir müssen die Leute daran erinnern, dass sie für den Arbeitgeber arbeiten, nicht umgekehrt.”

 

In Österreich sehen das die Arbeitgeber ganz ähnlich. Der Chef der Industriellenvereinigung, der nun die Metallerlohnrunde verhandelt, will gleich gar nicht mehr die Inflationsrate als Grundlage der Verhandlungen akzeptieren. Die Teuerung seit der letzten Lohnrunde ist ihm …  wurscht. „Wir sind nicht dazu da, die Kaufkraft von ganz Österreich zu halten. Das ist Aufgabe der Politik.” Und von den Arbeitnehmer:innen fordert er: Zurückhaltung und Vernunft. 
 

„Zurückhaltung“ heißt Lohnkürzung.

Zurückhaltung und Vernunft … das hätten wir gut brauchen können bei den Preis- und Profitexzessen der Konzerne . Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine nützen sie jede Chance, noch mehr einzustreifen. In Österreich ist ein großer Teil der hausgemachten Inflation profitgetrieben. 

Also weil die Konzerne die Preise erhöht haben. Und nicht, wie uns gerne erzählt wird, “lohngetrieben” – also weil die Löhne so stark gestiegen wären. Trotzdem rufen die Chefs der größten Wirtschaftsforschungsinstitute nicht nach Profit-, Preis- oder Gier-Zurückhaltung. Nein, sie stehen am Boxring in der Ecke der Konzerne und schreien: “Lohnzurückhaltung”. 

Das ist ein rhetorischer Schlag unter die Gürtellinie, denn das verschleiert, worum es WIRKLICH geht: um“Lohnkürzung”.
 

Wo war der Ruf nach „Profitzurückhaltung“?

Wenn die Preise stärker steigen als die Löhne – dann heißt das schlicht, dass wir uns für unseren Lohn immer weniger leisten können. Der Kaufkraftverlust der Löhne in den vergangenen Jahre ist so heftig, dass es Jahre brauchen wird; zwei, wenn nicht sogar drei Lohnrunden, in denen die Gewerkschaften deutlich über der Teuerungsrate abschließen. Lohnerhöhungen und Profitzurückhaltung ist also, was wir jetzt brauchen. Weniger Gier bei den Konzernen … und mehr Gehalt für alle! 

Einmal im Jahr setzen sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite zusammen: Und verhandeln unsere Löhne. Wenn die Gewerkschaften jetzt ein sattes Plus fordern, dann haben sie … nun ja … gute Argumente. Denn die Unternehmen haben in den letzten Jahren echt kräftig ausgeteilt und die Preise so stark nach oben geboxt wie seit den 1970er-Jahren nicht mehr. Um fast 23 Prozent haben sie seit 2019 zugelegt. Die verhandelten Löhne sind im gleichen Zeitraum nur 16 Prozent gestiegen. Die Preise haben die Löhne ziemlich abgehängt.

Der Reallohnverlust für die Arbeitnehmer:innen war letztes Jahr so hoch wie seit Beginn der Aufzeichnungen also seit mehr als 60 Jahren. Der gehört dringend aufgeholt. Der Chef der Industriellenvereinigung sieht das ganz anders: Die Teuerung seit der letzten Lohnrunde ist ihm …  wurscht. Er sagt:“Wir sind nicht dazu da, die Kaufkraft von ganz Österreich zu halten.” Und von den Arbeitnehmer:innen fordert er: Zurückhaltung. Das heißt übersetzt: Er will eine Lohnkürzung. Denn wenn die Preise stärker steigen als die Löhne – dann können wir uns für unseren Lohn immer weniger leisten. Der Reallohnverlust der vergangenen Jahre ist so heftig, dass es Jahre brauchen wird, um das wieder aufzuholen. Lohnerhöhungen und Profitzurückhaltung ist also, was wir jetzt brauchen. Weniger Gier bei den Konzernen … und mehr Gehalt für alle! 

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