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Gesundheit
Ungleichheit

Corona-Tests, Impfung und Co: Wie kommen nicht krankenversicherte Menschen durch die Krise?

Wie kommen nicht krankenversicherte Personen in Österreich an Corona-Tests, Impfung und Co - wir haben die Antworten.

Als Marin in Wien ankam, regnete es. Er hatte keinen Schlafplatz und musste die Nacht draußen verbringen. Der gebürtige Bulgare ist Mechaniker, hat in Deutschland und Tschechien gearbeitet. Für die Zugfahrt nach Wien hatte er sein letztes Geld ausgegeben. Seine Hoffnung: In Wien würde er medizinische Hilfe bekommen und Arbeit finden. Kurz nach seiner Ankunft überrollte das Coronavirus das Land. Arbeit zu finden, war damit fast unmöglich. Und die offene Wunde an seinem Bein wollte einfach nicht verheilen.

„Alles andere funktioniert aber“, sagt Marin und lacht. „Am Anfang habe ich mir selbst den Verband gewechselt, ich habe darin Übung. Als ich die Wunde einer Krankenpflegerin gezeigt habe, hat sie mich mit großen Augen angesehen und sofort ins Krankenhaus geschickt.“ Die Rechnung kam kurze Zeit später. Über 800 Euro muss Marin bezahlen – denn er ist in Österreich nicht krankenversichert. Mittlerweile fährt er jede Woche zur Wundpflege ins Gesundheitszentrum Neunerhaus in Wien. Dort werden unversicherte und wohnungslose Menschen kostenlos behandelt.

Wie viele Menschen so wie Marin in Österreich keine Krankenversicherung haben, kann nur geschätzt werden. Gerade während der Corona-Pandemie ist diese Gruppe aber besonders stark gefährdet. Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen zu dem Thema:
 

Was passiert, wenn man in Österreich nicht krankenversichert ist?

Wer nicht krankenversichert ist, kann im Notfall trotzdem ins Krankenhaus oder in die Arztpraxis gehen. Doch da es keine Versicherung gibt, die die Kosten übernimmt, müssen unversicherte PatientInnen die Rechnung selbst bezahlen. Für viele sind diese Kosten nicht zu stemmen. In großen Städten gibt es meist Einrichtungen, die kostenlos behandeln.

Wer ist in Österreich nicht krankenversichert?

In Österreich könnten rund 100.000 undokumentierte Menschen leben, schätzen ExpertInnen. Sie haben keine Aufenthaltsberechtigung, keine Papiere und damit keine Krankenversicherung. Dazu kommen Personen aus EU-Staaten und Drittstaatsangehörige, die keine Arbeit und noch keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben. Denn um etwa Mindestsicherung beziehen zu können, müssen sie mindestens fünf Jahre in Österreich gelebt, beziehungsweise gearbeitet haben.

Wer die österreichische Staatsbürgerschaft hat, fällt nur in Ausnahmefällen aus dem System. Die meisten Menschen sind über Arbeit, Pension oder Sozialleistungen krankenversichert. Dennoch kann es passieren, nach Jobverlust oder Ende der Mitversicherung bei den Eltern ohne Krankenversicherung dazustehen, ohne es zu wissen. Falls in dieser Phase ein schlimmer Unfall passiert, gibt es noch die Möglichkeit, sich rückwirkend versichern zu lassen, falls beispielsweise Anspruch auf Mindestsicherung besteht. „Das ist aber ein Graubereich. Ein Restrisiko bleibt“, sagt Forscher Michael Fuchs im Gespräch mit MOMENT dazu.

Wie bekommt man einen Corona-Test, wenn man nicht krankenversichert ist?

Alle Menschen können sich in Österreich kostenlos an Teststraßen testen lassen. In Apotheken ist das anders. Dort können sich nur Menschen kostenlos testen lassen, die beim Dachverband der Sozialversicherungsträger versichert sind. Einzelne Krankenversicherungen fallen nicht darunter. Die kostenlosen Wohnzimmertests erhalten ausschließlich krankenversicherte Menschen in der Apotheke.

Wer undokumentiert ohne Papiere in Österreich lebt, sich also nicht ausweisen kann, hat keine Chance auf einen kostenlosen Test bei den offiziellen Teststraßen. Weil sonst die Identität der getesteten Person nicht nachweisbar wäre, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.

Wie kommt man an die Corona-Impfung, wenn man nicht krankenversichert ist?

Grundsätzlich können alle Menschen, die in Österreich wohnen, die kostenlose Corona-Impfung bekommen. Eine österreichische Sozialversicherung ist dafür nicht notwendig. Wohnungslose Menschen können sich ebenso impfen lassen wie undokumentierte Personen. Laut Gesundheitsministerin ist kein Ausweis nötig, um die Corona-Impfung zu bekommen. Melde dich am besten bei der Gesundheitsnummer 1450 und frage nach, wo du ohne Krankenversicherung oder Ausweis die Impfung bekommst.

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