“Labubu” Hype: Was haben die Taschenanhänger mit einer Wirtschaftskrise zu tun?

Die Website des chinesischen Unternehmens “Pop Mart” wird regelmäßig zum Absturz gebracht. Zu viele Menschen wollen ihre “Labubu” Taschenanhänger für circa 20€ kaufen. Es gibt die unterschiedlichen Versionen der “Labubus” in sogenannten “Blind Boxes”. Die Farbe, die man zieht, ist zufällig. In jeder Reihe gibt es einen geheimen “Labubu”, der besonders schwer zu bekommen ist. Sie werden gesammelt, für über das Zehnfache verkauft und personalisiert mit Klamotten, Gelnagellack oder sogar echten Tattoos. Zahlreiche Fakes, wie die „Lafufus“, sind auf dem Markt. Auspackvideos der “Labubus” werden millionenfach auf TikTok gepostet. Selbst das Modemagazin “Vogue” hat sie zum Modeaccessoire erklärt. Warum entwickelten sich die “Labubus” zum globalen Trend?
Fear of missing out
Eine aktuelle Studie aus Indonesien hat das Kaufverhalten der Generation Z in Bezug auf die “Labubus” untersucht. Dabei konnte ein Zusammenhang zwischen der “Angst etwas zu verpassen” (FOMO) der Generation Z und impulsivem Kaufverhalten festgestellt werden. Das erklärt zumindest den Andrang der Generation Z auf “Pop Mart”, nachdem die Taschenanhänger in den sozialen Medien viral gingen.
Eine weitere Studie beschreibt die Panikkäufe, wie die der “Labubus”, ebenso als Folge von FOMO und sozialen Einflüssen. Durch die von FOMO verschärfte Produktknappheit der beliebten Taschenanhänger fühlen sich viele Verbraucher:innen zu Impulskäufen regelrecht gezwungen. Laut der Studie geben diese Panikkäufe Verbraucher:innen in unsicheren Zeiten ein positives Gefühl der Sicherheit und Kontrolle.
Unsichere Zeiten – Wunsch nach Labubu
Eine andere These wirft die Content Creatorin Janet Lin in den Raum: Der Hype um die “Labubus” wäre ein Indiz für die Wirtschaftskrise. Sie bezieht sich auf den “Lippenstift-Effekt”. Dieser besagt, dass Verbraucher:innen in Krisenzeiten auf größeren Luxus verzichten, aber sich stattdessen den kleinen Luxus leisten würden, um das eigene Wohlbefinden zu steigern. Der Effekt stammt von einer Beobachtung des Vorstands einer Kosmetikmarke: nach dem Terroranschlag in den USA am 11. September 2001 wurden mehr Lippenstifte gekauft als zuvor.
Derartiges wurde auch immer wieder empirisch beobachtet. Eine chinesische Studie konnte zum Beispiel einen Anstieg der Käufe von kleineren Luxusartikeln, wie Kosmetik- und Unterhaltungsartikeln, während der Corona-Pandemie in der chinesischen Stadt Qingyuan beobachten. Auch wenn der Effekt zwar bei verschiedenen Wirtschaftskrisen belegt werden konnte, trifft dieser nicht für jede Wirtschaftskrise oder jede:n Verbraucher:in gleich zu. So konnte der Effekt in manchen Studien zum Beispiel nur bei Frauen, aber nicht bei Männern festgestellt werden.
Inwiefern der Trend der “Labubus” und anderer Figuren des chinesischen Herstellers Rückschlüsse auf die aktuelle Wirtschaftslage zulässt, wird sich möglicherweise in Zukunft noch herausstellen. Fest steht aber, dass auch kleine Konsumentscheidungen immer in einem größeren wirtschaftlichen Kontext gesehen werden können. Erst wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir freie Entscheidungen über unseren eigenen Konsum treffen und uns fragen: Brauche ich wirklich einen “Labubu”?