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Ungleichheit
Demokratie

Mädchen- und Frauenberatungsstellen mit Appell an die Regierung: Brauchen finanzielle Sicherheit

Mädchen- und Frauenberatungsstellen mit Appell an die Regierung: Brauchen finanzielle Sicherheit
Der Bedarf ist groß, die Arbeit wichtig, doch die finanziellen Mittel sind unsicher - Mädchen- und Frauenberatungsstellen. Foto: SHVETS production
Sie beraten Mädchen und Frauen in unterschiedlichsten Lebensbereichen: Gesundheit, Arbeit, Gewalterfahrung und vieles mehr. Damit leisten die Mädchen- und Frauenberatungsstellen wichtige Arbeit. Doch ihre Finanzierung steht auf wackeligen Beinen. Ein Appell an die neue Bundesregierung.

Der 8. März ist Weltfrauentag, wie ihn viele nennen. Andere nennen ihn feministischen Kampftag. Denn Rechte wie das Wahlrecht mussten hart erkämpft werden. Und der Kampf ist noch nicht vorbei. Noch immer werden Mädchen und Frauen diskriminiert und in patriarchalen Strukturen unterdrückt. Frauen- und Mädchenberatungsstellen sind bei vielen Fragen eine wichtige, niederschwellige Unterstützung. Doch ihre Finanzierung steht auf wackeligen Beinen.

Große Unsicherheit für wichtige Arbeit

Obwohl wir inzwischen im März angekommen sind, gebe es aktuell keine Förderzusage für das laufende Jahr. Die Projekte würden aktuell über Rücklagen und andere Förderungen beispielsweise aus Städten und Gemeinden finanziert. Die unterschiedlichen Angebote werden immer nur für ein Jahr finanziert, erklärt Sophie Hansal, Geschäftsleiterin des Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen.

Selbst wenn die Förderzusage pünktlich kommt, Beratungszentren haben so keine Planungssicherheit. Für die Mitarbeiter:innen bedeutet das unsichere Arbeitsverhältnisse. Das erschwert auch die Suche nach neuem Personal.

Außerdem ist durch diese kurzfristigen Zusagen wichtige und professionalisierte Unterstützungssystem der Willkür regierender Parteien ausgesetzt. Das kritisierten die Expert:innen unterschiedlicher Beratungsstellen am Mittwoch in einem Pressegespräch. Sie fordern eine ausreichende und langfristige finanzielle Absicherung der Mädchen- und Frauenberatungsstellen.

Appell an die Bundesregierung 

Das Regierungsprogramm der neuen Bundesregierung aus ÖVP, SPÖ und NEOS enthalte aus gleichstellungspolitischer Sicht durchaus gute Ansätze wie die Sensibilisierung für Geschlechterstereotype, die Förderung von Frauen in Führungspositionen und MINT-Berufen, Finanzbildung und die Stärkung von Frauen im ländlichen Raum. 

Besonders wichtig sei der Nationale Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen. Kritik gibt es neben der Finanzierung auch an der geplanten Aussetzung des Familiennachzugs, die besonders Frauen und Kinder benachteiligen werde. 2024 stellten Frauen mehr als 60 Prozent der Anträge auf Familiennachzug.

Seit 30 Jahren unterstützen Beratungsstellen in ganz Österreich Frauen und Mädchen. Die Beratungsstellen spezialisieren sich dabei auf unterschiedliche Anliegen und Perspektiven. Es geht um Beruf, finanzielle Sorgen, Gesundheit, Erfahrungen mit Gewalt. Trans, inter und nicht-binäre Frauen sowie Frauen mit Behinderung oder Frauen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung.

Der Bedarf an Mädchen- und Frauenberatung steigt

Und die Arbeit wird immer wichtiger. 2024 wurden im Vergleich zum Vorjahr 30 Prozent mehr Beratungen in Anspruch genommen. Die Folgen von Corona-Pandemie, Teuerung, Klimakrise oder Kriegen belasten Mädchen und Frauen. Sie wenden sich mit depressiven Verstimmungen, Erschöpfung, Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten und Ängsten an die Beratungsstellen. Aber auch mit Sorgen rund um die Existenzsicherung, Arbeit sowie mit Konflikten, Gewalterfahrungen und Fragen zu Sexualität und Identität.

In Anbetracht dessen wären langfristig sogar mehr finanzielle Mittel notwendig, heißt es aus dem Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen. In erster Linie müsse aber die Arbeit, die aktuell geleistet wird, gesichert werden.

“Unser Ziel ist es, dass jede Frau, jedes Mädchen in Österreich weiß: Es gibt Frauen- und Mädchenberatungsstellen – sie sind sichere Orte, um gemeinsam Lösungen zu finden und sind jederzeit da, um zu helfen”, sagt Hansal abschließend. 

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