Mord an Rahma Ayat: Mutmaßlich rassistischer Femizid – Warum berichtet fast niemand?

Mord an Rahma Ayat: Was ist passiert?
Im deutschen Ort Arnum – ein Vorort von Hannover – wurde eine junge Frau aus Algerien am Vormittag des 4. Juli ermordet. Der Täter ist mutmaßlich ihr deutscher Nachbar Alexander K.. Der 31-Jährige stach laut bisherigen Erkenntnissen im Hauseingang mit einem Messer auf sie ein.
Andere Nachbar:innen hörten Hilfeschreie, wählten den Notruf, doch die Hilfe kam zu spät. Die junge Frau erlag den Stichverletzungen noch bevor sie ins Krankenhaus gebracht werden konnte. Alexander K. ergab sich und bekannte sich laut Polizeiangaben zur Tat. Er sitzt in Untersuchungshaft.
Das Opfer: Wer war Rahma Ayat?
Rahma Ayat war eine 26-jährige Algerierin, die in der Nähe von Hannover lebte. Sie wollte Krankenpflegerin werden und arbeitete bereits in einem Krankenhaus in Hannover. Sie hat erst seit wenigen Monaten an ihrem Wohnort in Arnum gewohnt, an dem sie getötet wurde.
Rassistisches Motiv? Was ist bisher über den mutmaßlichen Täter bekannt?
Der 31-jährige Deutsche Alexander K. gilt als mutmaßlicher Täter. Auf Social Media stimmte er sexistischen Werbeinhalten zu und wünschte sich grausame Exekutionen islamistischer Terroristen und die Ausstellung ihrer Leichenteile herbei. Die Staatsanwaltschaft sei über die Online-Aktivitäten des Tatverdächtigen informiert und könne ein rassistisches Motiv “nicht ausschließen”, hieß es von einem Pressesprecher gegenüber der Zeitung “taz”. Derzeit wird aber noch ermittelt, weitere Inhalte werden geprüft.
Die Mutter von Rahma Ayat soll laut Angaben der “taz” dem Sender Al Arabya berichtet haben, dass Alexander K. ihre Tochter mehrmals rassistisch und antimuslimisch angefeindet habe – etwa wegen ihres Hijabs oder ihrer arabischen Abstammung. Bisher gibt es allerdings keine weiteren Informationen dazu.
Freund:innen von Ayat sagten bei der ermittelnden Staatsanwaltschaft aus, Alexander K. habe bereits vor der Tat versucht, in ihre Wohnung einzudringen.
Wo bleibt der Aufschrei?
In diversen Foren auf Social Media wurde der Mord an Rahma Ayat als mutmaßlich rassistisch motivierten Femizid bewertet. Allerdings gibt es erstaunlich wenig Medieninteresse daran. Insbesondere die algerische Community ist empört und versucht durch Kundgebungen und Online-Aktivismus Aufmerksamkeit auf den Fall zu lenken. In Hannover demonstrierten über hundert Menschen. Außer der “taz” berichtete bisher keine größere Tages- oder Wochenzeitung über den Tathergang oder -motive.
Dabei steht Rahma Ayats Fall beispielhaft für systematische Gewalt gegen Frauen – besonders gegen rassifizierte Frauen. Damit geraten patriarchale Gewalt und antimuslimischer Rassismus wieder einmal aus dem Blick der öffentlichen Debatte in Deutschland.