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Kapitalismus

Geplante Obsoleszenz: Elektrogeräte sterben pünktlich

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Dein Handy-Akku geht kaputt? Tja, die Hersteller haben das absichtlich so geplant. Die Geräte werden so gebaut, dass sie nicht lange halten und nicht repariert werden können. Das Geplantes Kaputtgehen nennt man Obsoleszenz. Das neue #MomentMal mit Tom Schaffer. 

Wir können zum Mond fliegen oder irgendwelche verrückten Milliardäre können zumindest ins All schießen, aber ein Handy ist nach 2 Jahren hin? Da stimmt doch was nicht.

Viele Elektrogeräte geben ihren Geist auf – früher als sie müssten – weil die Hersteller das absichtlich so geplant haben. Die Geräte werden so gebaut, dass sie nicht lange halten und nicht repariert werden können. Gebaut, um kaputt zu werden: Der künstlich herbeigeführte, frühzeitige Funktionsverlust elektronischer Geräte nennt sich “geplante Obsoleszenz”

3 Beispiele für geplantes Kaputtgehen

  1. Der Handy-Akku: Der ist für 500 Mal laden ausgelegt. Er hält also ziemlich genau 2 Jahre. Klar wäre es möglich einen austauschbaren Akku einzubauen – dann könnte man den einfach wechseln und das Handy weiterverwenden. Den festverbauten Akku kann nur Fachpersonal wechseln, das kostet so viel, dass wir uns lieber gleich ein ganz neues Handy anschaffen. Den Trick kennen auch andere: Auch bei elektrischen Zahnbürsten ist der Akku meist fest verbaut. Ist der Akku hin, kannst du das gesamte Teil wegschmeißen.
  2. Der Griff der Waschmaschinen-Tür: Das ist das empfindlichste Teil, ist es hin, dann braucht man gleich eine neue Tür. Diese kostet in der Regel über 100 Euro, der eigentlich defekte Griff ist keine 10 Euro wert. Und bei einem älteren Modell ist die Tür leider, leider nicht mehr lieferbar, da muss ein neues Gerät her.
  3. Der Fernseher: Das neue Gerät hält viel weniger lang als sein altgedienter Vorgänger? Kein Wunder: Empfindliche Bauteile wie Kondensatoren werden neben Leistungsbauteilen platziert, die über 100 °C warm werden. Sie überhitzen – das verkürzt ihre Lebensdauer drastisch. Die Reparatur ist so teuer, dass sie sich kaum lohnt. Der alte Fernseher landet auf dem Müll.

Das Sterben der Elektrogeräte

Die Industrie hat diesen super Trick, um den Umsatz zu steigern, übrigens schon früh für sich entdeckt: 1924 gründeten die damals wichtigsten Lampenhersteller wie Philips oder Osram das Pheobuskartell: Das Ziel: Den Weltmarkt unter sich aufteilen – und die Lebensdauer einer Glühbirne zu „standardisieren“ also künstlich zu begrenzen. Die Lebensdauer lag damals bei eigentlich bis zu 2.500 Stunden: Das Lampen-Kartell hat sie dann auf 1.000 Stunden heruntergeschraubt.

Aber bis heute ist es schwierig, dieser Sache auf die Schliche zu kommen: Zwar zeigen Studien, „dass die Erst-Nutzungsdauer von den meisten untersuchten Produktgruppen in den letzten Jahren abgenommen hat.“

Aber: Vielleicht planen die Hersteller mittlerweile einfach eine kürzere Lebensdauer, weil der Käufer ja so will: Wenn wir uns sowieso jedes Jahr ein neues Handy kaufen wollen: Warum in eine längere Lebenszeit investieren?

Teuer ist das jedenfalls: Für Deutschland haben Forscher:innen ausgerechnet, dass Konsument:innen pro Jahr rund 101 Milliarden Euro mehr ausgeben als nötig, da die Lebensdauer von Produkten künstlich verkürzt ist.

Was kann man gegen Obsoleszenz tun?

Gegen die absichtliche frühe Alterung von Elektrogeräten was zu tun, wäre gut fürs Börsel, aber auch verdammt wichtig fürs Klima: Wenn wir die Lebensdauer von Smartphones, Laptops und Waschmaschinen nur um ein Jahr verlängern, würden wir EU-weit 4 Millionen Tonnen weniger CO2 in die Luft blasen. Das ist soviel, wie 2 Millionen Autos im Jahr ausstoßen.

In Österreich kann man nun seine Reparatur fördern lassen: Video: „Gib deinem Elektrogerät eine 2. Chance. Und spare 50 Prozent der Kosten“. Bis zu 200 Euro Reparaturkosten kann man einreichen, wenn das Elektrogerät bei einem Partnerbetrieb repariert wurde, im Topf liegen insgesamt 130 Millionen Euro. Das ist eine schöne Aktion – was wir aber brauchen, sind Vorschriften.

In Frankreich wurde das absichtliche Einbauen von minderwertigen Teilen bereits vor einigen Jahren unter Strafe gestellt: Ein Verfahren lief etwa gegen Apple: Der iPhone-Akku wurde nach dem Software-Update verdächtig langsamer. Die französische Wettbewerbsbehörde verhängte gegen den Konzern eine Strafzahlung von 25 Millionen Euro.

Auch in Deutschland gibt es jetzt eine neue Initiative: Hersteller sollen nach dem Willen neuen Umweltministerin künftig verpflichtet sein, zu sagen, wie lange ihr Gerät hält – und dafür auch haften. Sollte innerhalb der genannten Lebensdauer ein Mangel auftreten, so muss das als Garantiefall behandelt und kostenfrei repariert werden.

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