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Klimakrise

Österreich baut und baut und verbaut sich die Zukunft

Greenpeace und weitere Organisationen fordern Bodenschutz von Bund und Ländern. Foto: Stefanie Freynschlag/Greenpeace
Bereits 2002 setzte sich Österreich das Ziel, bis 2010 maximal 2,5 Hektar täglich zu versiegeln. 20 Jahre später waren es 13 Hektar Fläche jeden Tag. Wissenschaftler:innen warnen, eine gemeinnützige Organisation klagt, die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) tagt. Was läuft hier falsch bei der Bodenversiegelung?

Österreich versiegelt immer noch viel zu viel Fläche. Jedes Jahr, jeden Tag. Dabei ist der Boden existenziell wichtig: für Lebensmittel, Trinkwasser und die Artenvielfalt. Er speichert CO2 und Wasser und ist damit wichtig im Kampf gegen die Klimakrise. Außerdem kühlt intakter Boden die Luft ab im Gegensatz zu betonierten und asphaltierten Flächen. Einmal versiegelt, verlieren die Böden all diese Funktionen.

Woran scheitert Österreich in Sachen Bodenversiegelung?

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace führte eine Umfrage durch, die zeigt, wie ambitioniert Österreichs Bundesländer beim Bodenschutz sind.  Die Organisation kritisiert, dass die meisten Bundesländer die Ziele blockieren. Am 27. September tagen Bund, Länder und Städte- sowie Gemeindebund. Von denen fordert Greenpeace Aktionen.

“Der diesjährige Sommer mit extremen Hitzewellen und Überschwemmungen zeigt: Wer weiter betoniert, als gäbe es kein Morgen, setzt unsere Zukunft aufs Spiel”, sagt Olivia Herzog, Bodenschutzexpertin bei Greenpeace in Österreich. 

Nur Tirol und Wien stimmten in der Umfrage einem verbindlichen Zielwert von maximal 2,5 Hektar pro Tag bis 2030 zu. 

Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg blockierten, ebenso der Gemeindebund. Niederösterreich, Burgenland und die Steiermark zögerten, weil Daten und eine Methode zur Berechnung regionaler Flächenkontingente fehlen würden. 

Der Städtebund forderte gesetzliche Änderungen von Bund und Ländern, die eine Zielerreichung überhaupt möglich machen würden. Aus Kärnten habe es keine Rückmeldung gegeben. 

Umweltschutzorganisationen fordern Umsetzung der Bodenschutzstrategie

In einem offenen Brief fordern die Wissenschaftler:innen der Scientists for Future der Fachgruppe Boden, “dass die in einem breiten Diskurs erarbeitete Bodenschutzstrategie” beschlossen wird. 

Es liege in der Hand der Bundesländer, die geeigneten Maßnahmen zu setzen. Mit der Bodenstrategie liegen die notwendigen Schritte auch schon auf dem Tisch, um die Netto-Null an Bodenverbrauch zu erreichen. Die ist von der EU als Ziel bis 2050 gesetzt “Dazu braucht es einen nationalen Schulterschluss”, sagen die Wissenschaftler:innen. 

Ein Beispiel für eine in ihren Augen wirksame Maßnahme: Die Leerstände von Gebäuden zu erheben. Würden diese Flächen genutzt werden, könnte ein großer Teil des Bedarfs gedeckt werden, sagen die Expert:innen. Geschätzte 40.000 Hektar bereits versiegelte Flächen werden in Österreich nämlich nicht genutzt.

Österreich verbaut sich die Zukunft

“Durch jeden Quadratmeter versiegelten Boden verlieren wir nicht nur die Basis für den Anbau unserer Lebensmittel, sondern auch die Möglichkeit zum Beispiel Kohlenstoff (CO2) und Wasser zu speichern”, warnen die Wissenschaftler:innen von Scientists for Future. 

Die aktuelle Praxis ohne Strategie gefährde die Nahrungsmittelversorgung, fördere Überschwemmungen und führe zu hohen Kosten. Denn mit jedem Tag verliere Österreich wertvolle landwirtschaftliche und biologisch aktive Flächen. Und “Boden ist eine nicht vermehrbare Ressource und kann nicht ersetzt werden”, machen sie deutlich. 

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