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Arbeitswelt

Streik gegen Tesla in Schweden: Mit Eskalation ins 3. Jahr

Streik gegen Tesla in Schweden: Mit Eskalation ins 3. Jahr
Finstere Aussichten für Tesla in Schweden: Die Streiks gehen mit neuen Maßnahmen weiter. Foto: Promoetheus/unsplash
Der Streik gegen Tesla in Schweden geht bald in das dritte Jahr. Grund dafür ist die Weigerung des Unternehmens, Tarifverträge zu unterschreiben. Eine Lösung ist nicht in Sicht - im Gegenteil.

„Es ist nicht klug, bei Friedensverhandlungen Granaten zu werfen. Aber jetzt feuern wir die Kanonen ab, die wir schon seit langer Zeit geladen haben“, hat Simon Peterson von IF Metall angekündigt.

Die schwedische Gewerkschaft IF Metall ist nicht nur in ihren Worten wenig zimperlich. Lange war es ruhig um die Auseinandersetzung zwischen Tesla und IF Metall, nachdem sich vergangenes Jahr mehrere Gewerkschaften und Nachbarländer ihrem Streik angeschlossen hatten.

Zwischenzeitlich haben Medien sogar ein Ende des Streiks verkündet – was jedoch eine Falschmeldung war. Tatsächlich hat eine staatliche Mediation den Konflikt zwischen Gewerkschaft und Tesla zu glätten versucht. Die Verhandlungen sind aber im September gescheitert. Jetzt hat die Gewerkschaft weitere Maßnahmen angekündigt. 

Laut Verhandler:innen sei Tesla nicht bereit, grundsätzliche Anforderungen wie jährliche Gehaltsanpassungen, tarifvertragliche Pensionsansprüche oder Berufsunfallversicherungen zu erfüllen. Wenig verwunderliche bei einem CEO Elon Musk, der das System von Gewerkschaften grundsätzlich falsch findet.

Details zu den Maßnahmen hat die Gewerkschaft noch keine veröffentlicht. Eine andere Gewerkschaft hat jedoch bereits einen Sympathiestreik angekündigt: Die Gewerkschaft der Elektriker:innen “Elektrikerna” boykottiert Tesla ab dem 16. September. Es werden keine Arbeiten in Werkstätten oder bei Ladestationen von Mitgliedern mehr durchgeführt. 

Damit wird der Streik wohl auch zu seinem zweiten Jubiläum Ende Oktober nicht beigelegt sein.

Streik gegen Tesla in Schweden: Die Gründe

Begonnen hat der Streik am 27. Oktober 2023 im schwedischen Malmö. Unzufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen haben Mitarbeiter:innen damals die Arbeit in einer Tesla-Werkstatt niedergelegt. Tesla hat Verhandlungen mit ihnen grundsätzlich abgelehnt. Tarifverträge will das Unternehmen keine unterzeichnen.

Das kam in Schweden nicht gut an. Denn Tarifverträge sind dort, ähnlich wie bei uns Kollektivverträge, die Grundlage für fast alle Arbeitsbereiche. Sie sichern Rechte von Arbeitnehmer:innen und sorgen für mehr Sicherheit und Fairness. Fast 90 Prozent aller Arbeitnehmer:innen sind in Schweden von einem Tarifvertrag erfasst. 

Tesla hielt davon nicht viel und hat auch in Schweden ein “typisches US-Modell” eingesetzt, wie es der Techniker einer Tesla-Werkstatt formulierte. Das bedeutete etwa erzwungene Überstunden und 6-Tage-Wochen. Die Gewerkschaft IF Metall hatte bereits davor fünf Jahre lang versucht, sich mit Tesla über einen Tarifvertrag einig zu werden. Doch das Unternehmen wollte keine Verhandlungen. Dass die Techniker:innen in Malmö die Arbeit niederlegten, brachte das Fass zum Überlaufen. 

Internationale Streik-Solidarität gegen Tesla

Tesla hat seitdem immer wieder versucht, die Streikmaßnahmen zu umgehen. So wurden Arbeitskräfte aus dem Ausland eingeflogen. Und als sich Hafenarbeiter:innen weigerten, Teslas zu entladen, ließ man sie über die Häfen umliegender Länder liefern. Womit das Unternehmen nicht gerechnet hatte: Die Streiks weiteten sich aus Solidarität aus. 

Am Streik haben sich bald Mitarbeiter:innen der Post, Putzkräfte und Angestellte von regionalen Energieunternehmen angeschlossen. Nach dem Ausweichen Teslas auf Nachbarländer haben auch Hafenarbeiter:innen aus Dänemark, Finnland und Norwegen das Unternehmen bestreikt.  

Elon Musk fand die Situation in Schweden übrigens “crazy”. Die Streikenden haben hingegen zwischendurch viel Rückenwind von der Bevölkerung in ihrem Kampf erhalten – auch wegen Musks immer stärkeren Abdriftens in den Rechtsextremismus. 

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