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Klimakrise
Gesundheit

Wie uns die Klimakrise krank macht

Naturkatastrophen, Tod durch Feinstaub und die Ausbreitung von tödlichen Krankheiten. Neue Forschungen zeigen, dass die Klimakrise nicht nur eine ökologische Krise ist. Die Klimakrise ist auch eine gigantische Bedrohung für unsere Gesundheit. 
„Ein Kind, das heute zur Welt kommt, wird eine Welt erleben, die mehr als vier Grad wärmer ist als im vorindustriellen Zeitalter. Der Klimawandel wird die menschliche Gesundheit vom Säugling über das Erwachsenenleben bis ins hohe Alter beeinflussen. Überall auf der Welt sind Kinder unter denen, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind.“ So lautet die düstere Prognose in einem neuen weltweiten Forschungsbericht.

Der menschengemachte Klimawandel ist Realität. Das können inzwischen nur noch – meistens weit rechts angesiedelte – VerschwörungstheoretikerInnen bestreiten. Nun zeigt die neueste Ausgabe des globalen Forschungsberichts „Lancet Countdown„, was die Klimakatastrophe auch für unsere Gesundheit bedeuten wird.

Die Hitze ist gefährlich 

The Lancet ist eine der renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt. Für den aktuellen Report haben 35 akademische Institutionen aus allen Kontinenten ihre Forschungen zusammengetragen. Beteiligt waren unter anderem ÄrztInnen, KlimawissenschaftlerInnen sowie ExpertInnen für Energie, Nahrung und Transport.

Der Report zeigt, dass wir vor vielfältigen Herausforderungen und Gefahren stehen. Einerseits sind da die immer mehr zunehmenden Hitzewellen. Bereits jetzt ist das Weltklima um durchschnittlich ein Grad höher als im vorindustriellen Zeitalter. Die vergangenen vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen vor rund 170 Jahren.

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Kinder sind besonders betroffen

Die zunehmenden Hitzewellen treffen besonders Kinder, ältere Menschen und Beschäftigte im Freien. Unter anderem besteht die Gefahr von Hitzestress bis hin zu Hitzeschlägen und von Herzerkrankungen. Die Hitze könnte sogar zu einem erhöhten Risiko von Gewalt führen, so der Report. 

Gesundheitlich besonders leiden werden kleine Kinder. Sie werden etwa ein wesentlich höheres Risiko von Fieber, Nierenerkrankungen und Atemwegserkrankungen haben.

Gefährliche Krankheiten breiten sich aus

Mit der Hitze werden sich verschiedene gefährliche Krankheiten ausbreiten, warnen die AutorInnen. Genannt werden etwa Vibrionen-Bakterien, verantwortlich für schwere Durchfall-Erkrankungen. Die Anzahl der Tage, wo sich diese Bakterien besonders wohl fühlen, hat sich seit den 1980er Jahren bereits verdoppelt. 

Die Anzahl von Erkrankungen mit dem gefährlichen Dengue-Fieber soll ebenfalls deutlich zunehmen. Und schließlich ist sogar die globale Gefahr für die Ausbreitung der potentiell tödlichen Cholera um zehn Prozent gestiegen. Und es drohen noch weitere Probleme.

Versorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser gefährdet

So nehmen durch die Erwärmung auch Dürre-Perioden immer weiter zu. Damit ist die weltweite Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln gefährdet. Die mögliche Nahrungsmittel-Knappheit durch die Klimakrise betrifft sowohl die Ernte am Land wie die Fischerei.

Auch die immer häufiger auftretenden Waldbrände haben enorme gesundheitliche Folgen: Einerseits natürlich für die unmittelbar Betroffenen. Doch die feine Asche, die vom Wind verblasen wird, gefährdet auch die Gesundheit von Menschen in weit entfernten Gebieten, warnen die ForscherInnen.

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Luftverschmutzung ist tödlich

Luftverschmutzung und Feinstaub gehören im Zeitalter der Klimakrise zu den zentralen gesundheitlichen Problemen. Die Luftverschmutzung betrifft „Herz, Lunge und alle anderen lebenswichtigen Organe“, schreiben die AutorInnen. Feinstaub ist laut dem Report bereits jetzt dafür verantwortlich, dass Menschen in der EU im Durchschnitt um fünf bis sieben Monate früher sterben.

Mehr als 90 Prozent aller Kinder sind Feinstaub-Konzentrationen ausgesetzt, die über den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation WHO liegen. „Das könnte ihre Gesundheit über ihre gesamte Lebensspanne beeinflussen“. Genannt werden etwa ein erhöhtes Risiko von Lungenschäden oder Asthma.

Die Gefahr, dass die Zivilisation zusammenbricht

Die immer häufiger auftretenden Naturkatastrophen sind ein großes Thema im Report. Diese Katastrophen mit ihren tödlichen Auswirkungen werden enormes Leid verursachen und viele Menschen zur Flucht zwingen. Die WissenschaftlerInnen warnen speziell vor Überflutungen, diese seien „besonders gefährlich für die Gesundheit“.

Sehr viele Menschen werden durch Überflutungen sterben. Gleichzeitig werden sich Krankheiten ausbreiten. Und schließlich könnten viele Überlebende von Naturkatastrophen aufgrund von Stress und Fluchterfahrungen auch psychisch erkranken. Frauen, so heißt es im Report, sind von Extrem-Wetterereignissen aufgrund sozialer und kultureller Rahmenbedingungen besonders betroffen.

Alleine die Überflutungen könnten laut Lancet bereits 2090 die „Gesundheitssysteme und die öffentliche Infrastruktur“ überfordern. In anderen Worten: Die globale Infrastruktur, wie wir sie kennen, würde zusammenbrechen. 

Auch ein neuer Forschungsbericht aus Australien, der im Mai vorgestellt wurde, warnt: Ab einer Erwärmung von 4 Grad könnte die globale Zivilisation zusammenbrechen.

Die größten Problemfelder

Die AutorInnen nennen die gegenwärtig größten Problembereiche. Einerseits ist da der Ausstoß von fossiler Energie. Aktuell werden weltweit werden pro Sekunde (!) 171.000 Kilogramm Kohle, 186.000 Liter Öl und 116.000.000 Liter Gas verbraucht – dadurch werden enorme Mengen von Schadstoffen freigesetzt.

PKWs und LKWs brauchen Treibstoff, sie verursachen Schadstoffe und Feinstaub. Für Fortbewegung und Transport müssen künftig der öffentliche Verkehr, die Bahn und das Fahrrad ins Zentrum rücken. Ein weiteres wichtiges Thema sei der hohe Fleisch-Konsum, der einerseits krank macht, andererseits aber auch für enorme ökologische Schäden verantwortlich ist. 

Es ist der Kapitalismus

Schwächen zeigt der Report einzig da, wo es darum gehen würde, die Verantwortung der Industrie und der kapitalistischen Produktionsweise für die Klimakrise klar zu benennen. Die AutorInnen machen aber auch Hoffnung.

Es sei weiterhin möglich, die globale Durchschnittstemperatur „deutlich unter 2 Grad“ zu halten. Viele der Gefahren der Klimakrise, die der Report erwähnt, sind aber zwar auch dann nicht mehr abzuwenden. Doch wenn wir jetzt aktiv werden, hätten wir als Menschheit zumindest eine Chance. 

Wir sollten sie nützen.

 

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