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Klimakrise

Nur 0,04 Prozent CO2 in der Luft? Nicht nur die Menge macht das Gift

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Wie viel CO2 ist in der Luft? Relativ wenig. CO2 macht nur 0,04 Prozent der Erdatmosphäre aus. Das hört sich wenig an. Deshalb nutzen manche diesen Fakt, um den Einfluss von CO2 auf die Erderhitzung zu leugnen. Doch nicht nur die Menge macht das Gift. Auch das Gift macht das Gift.

Die Menge eines Gifts sagt nicht automatisch, wie gefährlich das Gift ist. Ein plakatives Beispiel: Das Gift Zyankali ist bereits ab einer Dosis von 3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht tödlich. Ein durchschnittlicher Mensch in Österreich stirbt also bereits bei einer Dosis von 0,0003 Prozent seines Körpergewichts. Wäre die Dosis 0,04 Prozent des Körpergewichts, könnte man ihn 133 mal umbringen. 

Der Vergleich soll deutlich machen: Schon in geringen Mengen kann etwas große Effekte haben. Das ist auch beim CO2 – oder Kohlendioxid – so. 

Was ist CO2 und was tut es?

Selbst mit einem geringen Anteil von 0,04 Prozent in der Atmosphäre gefährdet das Gas die menschliche Lebensgrundlage. 

Kohlendioxid ist ein Treibhausgas und sorgt für den Treibhauseffekt. Der Effekt sorgt dafür, dass es warm ist auf der Erde:Treffen Sonnenstrahlen auf die Erde, wirft sie einen Teil davon zurück in die Atmosphäre – unter anderem als Wärmestrahlung. Gase wie Kohlendioxid verhindern, dass sie einfach wieder ins Weltall rausschießen. Sie halten einen großen Teil zurück. Dadurch wird es wärmer auf der Erde. 

Bis zu einem gewissen Punkt ist das gut. Diesen haben wir aber bereits überschritten. Und durch unsere Kohlekraftwerke, die Autos, Flugzeuge usw. kommt immer mehr CO2 in die Atmosphäre. Der Effekt der Erwärmung verstärkt sich immer mehr. Die Temperatur steigt weltweit an, mit ungeahnten Auswirkungen für das Klima – und damit für uns. 

Wie viel CO2 ist in der Luft und wie viel ist das wirklich?

Vor etwa 200 Jahren – also vor dem Industriezeitalter – lag die CO2-Ansammlung rund um die Erde bei rund 280 ppm. Das bedeutet: Von einer Million Molekülen waren 280 CO2-Moleküle. In den 1950ern waren es schon 320. 2015 haben wir die 400er-Marke überschritten. Und stehen jetzt bei etwa 420 ppm. Das ist ein Wert, den es über Zigtausende Jahre vorher noch nie gegeben hat. 

Der Anstieg von CO2 in der Atmosphäre ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen. Mit fatalen Folgen. Quelle: NASA, Global Climate Change – Vital Signs of the Planet, monthly Measurements

 

Mit 66 Prozent trägt Kohlendioxid den größten Teil zum Treibhauseffekt bei. Danach folgen Methan und Lachgas und andere Treibhausgase. In der öffentlichen Debatte über Klimaforschung werden oft alle Treibhausgase in CO2 umgerechnet. 

Quelle: Mercator Institut Berlin (https://www.mcc-berlin.net/en/research/co2-budget.html),
Übersetzung: Martin Auer, Scientists for Future Österreich

Können wir das alles überhaupt wissen? Ja.

Sowohl die Wirkung als auch der Anteil an CO2 in der Atmosphäre sind gut untersucht. Einerseits mit Hilfe von Eisschichten zum Beispiel in der Antarktis. Dort sind Luftblasen gespeichert und damit quasi die Geschichte der Erdatmosphäre archiviert. So erhalten wir Informationen über Zeiträume, wo wir noch keine Mess-Stellen hatten. 

Heute verfügen  wir über Daten von Mess-Stationen. Die älteste steht am Vulkan Mauna Loa in Hawaii. Sie wurde in den 1950ern errichtet. Inzwischen gibt es aber auf der ganzen Welt Stationen. Zum Beispiel in Österreich am Sonnblick. Und die Daten zeigen: Die CO2-Konzentration steigt und steigt. 

Wenn wir die Erderhitzung eindämmen wollen, muss der CO2-Anteil sinken. Wir können keine weiteren Treibhausgase in die Atmosphäre blasen. Schon heute ist unser CO2-Budget so gut wie aufgebraucht. Die CO2-Uhr zeigt das deutlich. 

Die CO2-Uhr zeigt: So viel Zeit haben wir noch

Die CO2-Uhr des Mercator Research Insitute on Global Commons and Climate Change (MCC) zeigt, wie viel Kohlendioxid wir noch in die Atmosphäre blasen können, um die Klimaziele noch einzuhalten. Diese Uhr zeigt: Sinkt der CO2-Ausstoß nicht, bleiben nicht einmal mehr sechs Jahre, bis das 1,5 Grad-Ziel unerreichbar wird. Wollen wir die zwei Grad nicht überschreiten, sind es noch 23 Jahre. Doch der Ausstoß steigt und steigt, anstatt weniger zu werden. Und: Das Ziel des Pariser Klimaabkommens liegt bei “deutlich unter zwei Grad” – nicht bei genau zwei Grad. 

Außerdem basiert die Uhr auf den Weltklima-Berichten. Der letzte Bericht wurde 2021 veröffentlicht, das weltweite CO2-Budget 2020 errechnet. Die Daten wurden mittlerweile aktualisiert. taz.de hat ihre Uhr im August 2023 angepasst. Nun bleiben nicht einmal mehr drei Jahre, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Die Tage und Monate, die die Uhr anzeige, seien nicht entscheidend, sagt das MCC gegenüber der taz. Es gehe darum, die Richtung zu zeigen und die Dringlichkeit zu demonstrieren.

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