10 Grafiken zum ersten Corona-Jahr in Österreich
Die Coronakrise traf ArbeitnehmerInnen, Frauen und Menschen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen wirtschaftlich härter. Die Hilfen gingen eher an Männer und Unternehmen. Österreich überstand die erste Welle gut, tat sich dann aber schwer mit dem Management.
Vor einem Jahr war es so weit: Unser Leben, wie wir es bisher kannten, endete am 16. März 2020 mit dem ersten Lockdown gegen die Corona-Pandemie. Wenige Wochen davor hatten die Berichte über das Coronavirus noch wenige wirklich beunruhigt. Viele hielten Corona für sowas wie die Grippe – vergaßen dabei aber, was eine Grippewelle ohne passende Medikamente und Impfungen anrichten würde. Wohl kaum jemand sah kommen, wie dieses nächste Jahr ablaufen würde.
Ein Jahr nach diesem historischen Einschnitt erkrankten trotz weitreichender Maßnahmen mindestens rund 500.000 Menschen in Österreich COVID-19. Die Zahl der unentdeckten Infektionen bleibt unbekannt. Viele dieser Menschen kämpfen mit Langzeitfolgen. Für 8.691 Menschen bedeutete die Krankheit den Tod. Weltweit steht die Pandemie bei 120 Millionen Fällen und 2,66 Millionen Toten. Die dritte Welle rollt an und mit ihr die Auswirkungen von mittlerweile gut verbreiteten Mutationen des Virus.
Auch wirtschaftlich hat die Pandemie schwerwiegende, mitunter auch brutale Folgen. Sie führte in eine Wirtschaftskrise. MOMENT und das Momentum Institut haben im vergangenen Jahr versucht, die Perspektiven der Vielen im Auge zu behalten. Einen Teil der Ergebnisse dieser Arbeit präsentieren wir dir hier in 10 übersichtlichen Grafiken.
Der größte Teil der staatlichen Hilfen gegen die Krise erreicht UnternehmerInnen. Bezahlt werden sie aber vor allem aus Abgaben, die für ArbeitnehmerInnen anfallen.
Dabei trifft gerade die ArbeitnehmerInnen die Krise wirklich hart. Viele wurden arbeitslos – mehr als je zuvor in der Geschichte der Zweiten Republik.
Es wird wohl noch Jahre dauern, bis der Arbeitsmarkt sich erholt. Dabei ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen bereits jetzt ebenfalls auf einen Höchstwert geklettert.
Besonders bitter. Österreich zahlt im internationalen Vergleich wenig Arbeitslosengeld. Das Geld fehlt den Menschen und ihren Familien, aber auch der Wirtschaft. Wer wenig Geld hat, kann auch in den regionalen Betrieben wenig ausgeben.
Schon jetzt ist der Wirtschaftseinbruch in Österreich stärker als anderswo. Der Grund dafür: Man hat im Spätsommer und Herbst 2020 zu spät auf steigende Corona-Fallzahlen reagiert und musste dann zum Schutz des Gesundheitssystems umso brutaler bremsen.
Im internationalen Vergleich gibt Österreich aber auch wenig Geld für die Staatshilfen aus. Zwar liegt man insgesamt im Mittelfeld vergleichbarer Staaten, der Abstand zur Spitze ist aber größer als zu den Schlusslichtern.
Dabei wären Zukunftsinvestitionen gerade jetzt zur Pflicht und könnten uns auch aus der Klimakrise helfen. Die ist in diesem Jahr in den Hintergrund der Aufmerksamkeit gerückt, aber immer noch eigentlich unser größtes Problem als Menschheit.
Insgesamt verlor Österreich aber dafür recht viele bezahlte Arbeitsstunden. Über 10 Prozent weniger wurden 2020 im Vergleich zu 2019 bezahlt.
Gerecht verteilt ist der Verlust nicht. Besonders in Familien mussten Mütter öfter Stunden reduzieren oder den Job aufgeben, um Kinder und pflegebedürftige Angehörige zu betreuen, die nun plötzlich zuhause bleiben mussten. Mutter verloren 2020 im Schnitt 5.100 Euro, Väter auch noch 2500 Euro. Die Lücke beim Einkommen zwischen Vätern und Müttern über das gesamte Leben gerechnet war vorher schon brutal und wuchs damit auf 325.900 Euro an.
Ein weiterer Ausdruck dieser strukturellen Ungerechtigkeit: die staatlichen Hilfen gingen nur zu 42,4% an Frauen. Das könnte auch daran liegen, dass sie nur 39,8% der Stellen besetzen, die über diese Hilfen bestimmen können.
Gerade in den Lockdown-Zeiten zeigt sich, dass ein gut bezahlter Job nicht nur mehr Geld bringt, sondern auch andere Privilegien. Während SystemerhalterInnen für oft schlechte Löhne vor Ort sein mussten, um ihre Arbeit zu verrichten, konnten Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen und besseren Löhnen öfter von zuhause arbeiten.
Und auch, wenn es für alle Menschen eine plötzliche und größere Herausforderung war. Auch Dinge wie die Kinder beim Distance Learning zu unterstützen fiel den Besserverdienern leichter.
Die Jobs von Männern und die Jobs von besser gebildeten Menschen wurden auch öfter durch Kurzarbeit gerettet. Das vielleicht wichtigste wirtschaftliche Instrument gegen die Krise rettete zur schlimmsten Zeit fast eine Million Jobs.
Ein Jahr nach dem Lockdown sind weder die Krise noch die Pandemie vorbei. Dafür müssen wir auf die Verteilung von Impfungen warten. Auch die sind ungerecht verteilt – da sind ÖsterreicherInnen und EuropäerInnen aber die GewinnerInnen, die es anderen auf der Welt schwer machen.
Dieses Problem der Verteilung von Macht und Wohlstand – und viele der Probleme, die die Pandemie aufgezeigt hat – gab es schon vor dem 16. März 2020. Und es wird auch nach dem Ende der Pandemie noch viele Anstrengungen brauchen, um sie zu beseitigen. Hoffen wir, dass wir dem in 12 Monaten näher sind und Lockdowns und persönliche Einschränkungen nur noch eine vage Erinnerung sein werden.
Das Coronavirus wird der Welt vermutlich dauerhaft bleiben, aber wir werden es schlie´lich mit Impfungen und Medikamenten in den Griff kriegen. Damit es irgendwann wirklich „nur“ noch wie eine Grippe ist.