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Demokratie

Was ist eine Ampel? Der Versuch einer Diskreditierung für Österreichs Koalition

Was ist eine Ampel? Der Versuch einer Diskreditierung für Österreichs Koalition
Eine Ampel
Die Farbe einer Ampel kennt jedes Kind. Im Fall der neuen österreichischen Dreier-Koalition haben Medien und politische Gegner:innen aber so ihre Probleme damit. Aus Türkis-Rot-Pink wird eine "Ampel". Das ist kein Zufall. Natascha Strobl kommentiert.

Vorweg, eine kurze Auffrischung aus dem Kindergarten:

Frage: Welche Farben hat eine Ampel?

Antwort: Die Farben einer Ampel sind in der Regel rot (oben), gelb (Mitte), grün (unten). Ihr Gehäuse ist von mir aus noch oft schwarz.

In keinem Fall beinhaltet eine Ampel aber die Farben türkis und pink. Das sind die beiden Parteifarben von ÖVP und Neos. Warum reden nun bei der Dreierkoalition in Österreich so viele von einer „Ampel“?

Egal ob Heute, OE24, aber auch der ORF oder im deutschen Ausland die FAZ oder die Süddeutsche Zeitung und viele andere.  Sie alle sprechen im Zusammenhang mit der Jetzt-Doch-Regierung in Österreich von einer „Ampel“. Manche versehen sie noch mit dem Zusatz “Austro”. Ganz so, als hätten Ampeln in Österreich eine andere Farbe. Aber Überraschung: unsere Ampeln haben dieselbe Farbe wie überall sonst.

Die deutsche Ampel als Negativbeispiel

Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, warum all diese unterschiedlichen Medien von einer Ampel, bei der zwei Farben anders sind, sprechen. Die Naheliegendste ist natürlich aus Faulheit oder Unfähigkeit, eine bessere Bezeichnung für eine Dreierkoalition zu finden. Dass es denen, die „Ampel“ sagen einfach egal ist, dass ihr gewähltes Bild einfach falsch ist.

Eine andere ist die böse Absicht, den Vergleich mit der ehemaligen deutschen Regierung zu ziehen und die Erinnerung daran zu wecken. Diese deutsche Koalition ist just gescheitert, als die Gespräche zwischen den drei österreichischen Parteien so richtig starteten (und dann vorerst scheiterten). Und sie war natürlich insbesondere unter Rechten und Konservativen unpopulär – eine Wertung, die über Medien, Propagandakanäle und Soziale Netzwerke natürlich auch in den österreichischen Polit-Diskurs gesickert ist.

Dazu passt, dass es vor allem die FPÖ ist, die das “Ampel”-Wording pusht. In jeder ihrer Meldungen sprechen sie von der Ampel. Es scheint so, als hätten Medien – bewusst oder unbewusst – das FPÖ-Framing auf die Dreier-Koalition übernommen, um eine negative Assoziation mit Deutschland herzustellen.

Die Analogie: drei Parteien hier, drei Parteien da – das ist dasselbe. Auch dann, wenn die Grünen gar kein Teil davon sind und die Liberalen in Österreich pink statt gelb sind. Dem Wort “Ampel” – noch abwertender „Ömpel“ – hängt bei einer Koalition damit von Anfang an ein Negativimage an. 

Alternativen

Dabei bietet die Kombination aus ÖVP, SPÖ und Neos so viel mehr Potenzial, als der bloße Abklatsch Deutschlands zu sein. Die „Austro 3“ hätte genauso Lokalkolorit wie “Ö3”. Im Angesicht der Weltlage böten sich “Die drei ?” an, was bei der jüngeren Generation schlagartig für Bekanntheit sorgen würde.

Nimmt man die doch ungewöhnliche Farbkombination aus türkis, rot und pink her, könnte man die Nostalgiker:innen bedienen, würde man von der “90er-Jahre-Torwart-Trikot”-Koalition sprechen.

Oder man könnte – passend zur Angelobung am Rosenmontag – auch von der „Luftschlangen-Koalition“ oder „Konfetti-Koalition“ sprechen. 

Nun gut. Manche dieser Vorschläge brauchen vielleicht noch etwas schliff.

Aber all diese Möglichkeiten sind besser, als eine Ampel, der zwei Farben fehlen.

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    Kommentare 1 Kommentar
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  • 7080Pippi
    20.03.2025
    Danke für den Hinweis. Werde den Begriff Ampel für die jetzige Regierung nicht mehr verwenden.
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