Corona und Kündigungen: Viele Firmen nutzen die Krise auch zum Jobabbau
Nein. Tatsächlich gibt es einige Firmen, die offenbar die Corona-Krise nutzen, um nun massiv Jobs abzubauen, damit sie die Produktivität an anderen Standorten hochfahren können. Diese liegen überraschenderweise nicht selten in Billiglohnländern. Eine soziale Verantwortung dieser Konzerne gegenüber ihren MitarbeiterInnen besteht hier einfach nicht. Doch sehen wir uns die Firmen genauer an, die aktuell viele MitarbeiterInnen kündigen:
#1 MAN Steyr: 2.300 Jobs gehen verloren
Der Vorstand des deutschen Lkw-Herstellers hat im September angekündigt, dass im Zuge eines konzernweiten Sparprogramms die Niederlassung in Steyr bis 2023 geschlossen wird. Teile dieser Niederlassung, die sehr wohl Gewinne abgeliefert hat, sollen nach Polen und in die Türkei verlegt werden. Die Beschäftigten protestieren scharf gegen die Schließung und sind in einen Warnstreik getreten. Der Betriebsrat wünscht sich von der Politik, hier tätig zu werden, schließlich seien auch Fördergelder an das Werk geflossen. „Die Schließung von Betrieben ist nicht in Ordnung, schon gar nicht, wenn Staatsgelder fließen. Ich fordere die Regierung auf, mit dem Eigentümer Gespräche zu führen und die Betriebe nicht im Regen stehenzulassen“, so Erich Schwarz, Betriebsratsvorsitzender von Volkswagen/MAN in Steyr.
#2 Swarovski: Kristallkonzern baut 1.200 Stellen ab
Auch dieser Konzern hatte bereits vor der Corona-Krise eine Umstrukturierung in Planung. Die Pandemie und damit einhergehende Wirtschaftskrise hätten diesen Prozess nur verstärkt. Swarovski selbst spricht von einer schwierigeren Marktsituation durch kleinere Konkurrenzunternehmen. Deshalb müsse die Hauptproduktionsstätte in Wattens abgespeckt werden. Scharf kritisiert wurde das Unternehmen für die Kündigungen, die via E-Mail und auf Monitoren verkündet wurden. Auch wird Swarovski nun vorgehalten, MitarbeiterInnen in Kurzarbeit geschickt zu haben und damit Staatsgeld in Anspruch genommen hat. Dies sei schließlich dazu da, um Kündigungen zu vermeiden – doch das hätte der Konzern nie vorgehabt.
#3 FACC: 650 MitarbeiterInnen gekündigt
Das Unternehmen mit Sitz in Ried im Innkreis produziert Komponenten für die Luftfahrtindustrie. Die Nachfrage sei nun gering, da eben der Flugverkehr aufgrund der Corona-Krise eingebrochen sei.
#4 Casinos Austria: 600 von Stellenabbau betroffen
Die Corona-Pandemie setzt der Glücksspiel- und Unterhaltungsbranche zu. Der teilstaatliche Konzern hat rund 600 MitarbeiterInnen gekündigt. Betriebsrat Manfred Schönbauer hält den Abbau für nicht notwendig, das Unternehmen hätte noch im Jahr davor Rekordgewinne eingefahren, der Abbau “diene nur den Aktionären”, die auch in Krisenzeiten eine gute Dividende sehen wollen und denen die Arbeitsplätze herzlich egal wären.
#5 voestalpine: Stahlkonzern kündigt bis zu 550 MitarbeiterInnen
Der Stahlkonzern voestalpine musste einen Nettoverlust von 216 Millionen Euro hinnehmen. Insgesamt werden deshalb in der Steiermark 500 bis 550 Stellen gestrichen: 250 MitarbeiterInnen in Kindberg und rund 250 bis 300 in Kapfenberg.
#6 ATB: Technikkonzern baut 360 Jobs ab
Der steirische Technikkonzern mit Sitz in Spielberg gehört dem chinesischen Konzern Wolong. Nun hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet – offiziell aufgrund des Auftragsamtsausfalls durch die Corona-Krise. Maschinen dürfen aber in andere Unternehmen des Konzerns integriert werden. Bis Februar 2021 müssen 360 der rund 400 Mitarbeiterinnen gehen. (Mehr dazu auf MOMENT.)
#7 Doka: 300 Jobs gestrichen
Das Schalungstechnik-Unternehmen Doka spricht von “anhaltender, schwacher internationaler Nachfrage”. In Amstetten werden deshalb 300 Jobs gestrichen. Das wurde im September bekannt gegeben. Die Kurzarbeit wollten sie nicht mehr um eine weitere Periode verlängern.
#8 Eurest: Kantinenbetreiber kündigt 227 MitarbeiterInnen
Das Unternehmen gehört zum weltweit größten Cateringunternehmen Compass. In Österreich sind rund 1.400 Personen beschäftigt. Der Kantinenbetreiber muss nun 227 MitarbeiterInnen kündigen, die übrigen werden weiterhin in Kurzarbeit geschickt.
#9 AVL List: Grazer Motorenbauer baut 220 Stellen ab
Rund 4.000 Beschäftigte arbeiten für das Grazer Unternehmen. Trotz Kurzarbeit müssen 220 MitarbeiterInnen gekündigt werde, „um sich für die Zukunft gut aufzustellen“.
#10 Mayr-Melnhof Karton AG: 150 FabrikarbeiterInnen werden gekündigt
Gar nicht von der Corona-Krise betroffen ist die Kartonfabrik. Das Werk, das in den vergangenen Jahren Rekordgewinne einfuhr, wird aufgrund der alten Maschine geschlossen. Der weltweit agierende Konzern will sich nur noch auf “Hochleistungsstandorte” konzentrieren. Sprich: Das Werk war profitabel, aber zu wenig in den Augen der Geschäftsführung. Rund 150 Menschen verlieren in Rax in Niederösterreich ihre Jobs – die in diesem ländlichen Raum nur schwer ersetzt werden können.
#11 Sacher: Hotelkette kündigt 140 MitarbeiterInnen
In Wien sind 105 Arbeitsplätze betroffen, in Salzburg 35. Der Rest der Belegschaft ist Großteils in Kurzarbeit. Die Hoteliers sind von der Wirtschaftskrise schwer betroffen, da die Touristen vielfach ausbleiben. Es wird damit gerechnet, dass der Umsatz heuer nur ein Viertel des Vorjahres ausmacht, für kommendes Jahr werden etwas bessere Prognosen erwartet. Der Umsatz soll aber auch im kommenden Jahr nur ein Drittel des Wertes betragen, der vor der Corona-Krise eingefahren wurde.
#12 Mahle: 130 Stellen in Kärnten gestrichen
Der deutsche Autozulieferer Mahle streicht in seinem Kärntner Werk in St. Michael ob Bleiburg im Bezirk Völkermarkt 130 Stellen.
#13 Greiner: Standortschließung kostet 100 den Job
Die Greiner Packaging aus Kremsmünster in Oberösterreich schließt ihren Standort in St. Gallen im Bezirk Liezen in der Oststeiermark, der “seit Jahren wirtschaftlich problematisch” gewesen wäre. 100 MitarbeiterInnen verlieren in den nächsten drei Monaten ihren Arbeitsplatz, es gibt aber einige Jobangebote für andere Unternehmensstandorte.
#14 Doppelmayr: 95 zum AMS angemeldet
Der Vorarlberger Seilbahnbauer muss aufgrund der Corona-Krise weltweit 190 Stellen abbauen – branchenweit ist ein Drittel des Umsatzes eingebrochen. Am Standort in Wolfurt sind 95 Mitarbeiter betroffen. Das Unternehmen zeigt sich trotzdem optimistisch und hat 36 neue Lehrlinge im Herbst aufgenommen.
#15 BWT: Wasseraufbereiter setzt 60 MitarbeiterInnen auf Straße
Der Wasseraufbereiter BWT hat am Standort Mondsee 60 Stellen gestrichen. Vorstandschef und Eigentümer Andreas Weißenbacher nennt das Einsparungs- und Umstrukturierungsprogramm eine „Erfrischungskur“. Die Unternehmenszentrale müsse effizienter werden. Eigentlich hätte er in der Krise niemanden kündigen wollen, doch mit dem Ablauf der Kurzarbeit sei es nicht zu vermeiden gewesen. Achtzig Prozent des Umsatzes wird mit Geschäftskunden gemacht, davon viele Hotels, die eben von der Corona-Krise besonders betroffen sind.