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Gesundheit

Corona und Schulschließung: Warum eine nötige Verlängerung fatal wäre

Aufgrund der hohen Corona-Infektionszahl scheint eine weitere Schulschließung unausweichlich. Auch wenn es medizinisch nötig ist - die sozialen und psychischen Folgen wären fatal.
Angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen zeigen sich viele pessimistisch und befürchten, dass längere Schulschließungen nötig sein werden. In Österreich ist noch unklar, ob die Schulen am 18. Jänner wieder öffnen. Bildungsminister Heinz Faßmann will dazu näheres erst Mitte nächster Woche bekannt geben. Auch wenn die Schulschließung aufgrund der Pandemie vielleicht einfach nicht zu verhindern sein wird, wäre sie aus sozialer und psychologischer Sicht fatal.

 

Die Zahlen aus Ländern mit dem neuen Corona-Strang sind besorgniserregend und geöffnete Schulen sind vielerorts ein Problem. In Österreich ist noch unklar, ob die Schulen am 18. Jänner geschlossen bleiben. Bildungsminister Heinz Faßmann will dazu näheres erst Mitte nächster Woche bekannt geben.

Neue Studie: Bildungsforscherin plädiert für möglichst baldige Öffnung der Schulen

Um die Schulschließungen einordnen zu können, wurden bereits zum vierten Mal rund 13.000 SchülerInnen im Rahmen der Studie „Lernen unter Covid-19-Bedingungen“ befragt, wie es Ihnen mit dem Lernen und Wohlbefinden während des Lockdowns geht.

Das Ergebnis knapp zusammengefasst: Während die schulischen Aufgaben insgesamt gleich gut oder besser gelangen als während dem ersten Lockdown, sank das Wohlbefinden – vor allem bei älteren SchülerInnen. Fast doppelt so viele OberstufenschülerInnen wie PflichtschülerInnen gaben eine Verschlechterung ihrer Lernfreude an. Die Gründe: Gestiegener Leistungsdruck, zu viele Stunden vor dem PC, und die Ungewissheit, wann sie endlich an die Schule zurückkehren können. 

“Ich plädiere daher für eine Öffnung der Schulen, sofern es aus medizinischer Sicht irgendwie möglich ist. Auch wenn die SchülerInnen nur tageweise in die Schule können, ist das besser als nichts,” erklärt Bildungspsychologin und Studienautorin Christiane Spiel.

Risikogruppen sind für Forscher schwer erreichbar

Die Ergebnisse der Befragung sind auf jeden Fall besorgniserregend. Die Studie würde dabei aber noch ein optimistischeres Zerrbild der Realität wiedergeben, da eine Vielzahl von SchülerInnen mit erheblichen Problemen einfach nicht erreicht werden konnte. Sie verfügen etwa nicht über die technischen Geräte, um überhaupt an einer Online-Befragung teilnehmen zu können. Und wem es psychisch schlecht geht, der oder die findet ohnehin wenig Motivation, um an einer Online-Befragung teilzunehmen. 

Das wissen auch die Forscher. “Deshalb ist die Stichprobe insgesamt nicht repräsentativ. Es ist davon auszugehen, dass Risikogruppen eher unterschätzt werden”, so Christiane Spiel. Die Wissenschaftler wollen in zukünftige Studien auch Eltern und Lehrer ausführlich befragen, um so ein umfassendes Bild über die Lage zu bekommen.

Viele Versäumnisse wirken sich fatal auf Chancengleichheit aus

Bei Schulschließungen und Distance Learning werden jene noch mehr benachteiligt, die schon bei einem normalen Schulbetrieb das Nachsehen haben. Das ist wissenschaftlich längst belegt und bereits im ersten Lockdown haben viele ExpertInnen davor gewarnt, dass sozial benachteiligte SchülerInnen nun komplett abgehängt werden

Auch wenn die Pandemie nicht verhinderbar war, so hätten spätestens im Sommer wirkliche Maßnahmen und Konzepte erarbeitet werden können, um vollständige Schulschließungen zu verhindern. Ideen gab es von Anfang an genug: Vom Einbau guter Lüftungsanlagen, bis über die Anmietung von Räumen, um die Klassen auszudünnen und mehr Platz zur Verfügung zu haben, bis hin zu ausreichend FFP2-Masken für LehrerInnen und SchülerInnen, die das Ansteckungsrisiko fast auf null reduzieren.

 

 

Bildungsforscher Aladin El-Mafaalani warnte bereits im Mai, dass die “Corona-Krise negative Auswirkungen auf ganze SchülerInnen-Generation haben könnte.” Er befürchtete damals, was leider eingetroffen ist: Dass verabsäumt wird, das Bildungssystem über den Sommer umfassend auf einen weiteren Lockdown vorzubereiten. Die Leidtragenden sind SchülerInnen, die täglich mehr den Anschluss an Gleichaltrige verlieren – und über die nicht einmal die ForscherInnen sagen können, wie schlecht es ihnen wirklich geht.

 

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