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Arbeitswelt
Ungleichheit

Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist hoch, Österreich steht recht gut da

Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist durch die Coronakrise stark gestiegen. In vielen Ländern war sie im Dezember 2020 so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. Die Krise wirkt sich aber sehr unterschiedlich aus.

In Österreich suchten im Dezember 11% der Menschen unter 25 Jahren einen Job und finden keinen. Auch das ist ein höherer Wert als in den Vorjahren. Allerdings steht Österreich damit trotzdem besser da, als die meisten anderen europäischen Staaten.

Die Jugendarbeitslosigkeit steigt in Europa dreimal so stark wie die allgemeine Arbeitslosigkeit, sagte EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit Ende Jänner gegenüber Medien. Der luxemburgische Sozialdemokrat forderte, dem Kampf um Arbeit für junge Menschen oberste Priorität zu geben. Er warnte zudem vor einem Sparkurs im Sozialbereich nach der Pandemie. Um die Mittel für Maßnahmen zu haben, solle man auch die GewinnerInnen der Krise besser besteuern.

Wo gibt es viel oder wenig Jugendarbeitslosigkeit in Europa?

Am schlimmsten ist die Situation für alle arbeitenden Menschen – aber eben auch Junge – schon seit mehreren Jahren in südeuropäischen Staaten Griechenland, Spanien und Italien. Bis zu 40% der Jungen sind dort ohne Job. Diese Länder erholen sich aus unterschiedlichen Gründen von den Wirtschaftskrisen oder der Sparpolitik der vergangenen Jahrzehnte nur langsam. 

Nun wurden sie dabei weit zurückgeworfen. Am besten ist die Situation in Deutschland (wobei die Werte in der Grafik für 2020 derzeit dort nur Schätzungen sind). Neben Österreich ist sie auch in Ländern wie Island und in den Niederlanden relativ niedrig.

Warum hat Österreich traditionell wenig Jugendarbeitslosigkeit?

Das „duale Ausbildungssystem“, das eine Lehre im Betrieb und in der Berufsschule ermöglicht, gilt in Österreich und Deutschland als Erfolgsgrund für die im Vergleich niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Die Betriebe können so Fachkräfte mit staatlicher Unterstützung ausbilden. Ein „enormer Vorteil im internationalen Wettbewerb“, erklärt Momentum-Chefökonom Oliver Picek. 

Auch die Ausbildungspflicht bis zum 18. und die Ausbildungsgarantie bis zum 25. Lebensjahr in überbetrieblichen Lehrwerkstätten nennt der Experte als Grund, warum „Jugendliche in Österreich nicht sich selbst überlassen werden“. Anderswo bleiben zahlreiche Menschen am Ende ihrer Jugendzeit ungelernte HilfsarbeiterInnen. Diese haben Schwierigkeiten in der globalisierten Arbeitswelt. In Österreich soll das System am Ende der Jugend immer einen Bildungs- oder Lehrabschluss sicherstellen.

Die Krise wirkt sich nicht überall gleich auf die Arbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosigkeit aus. Während sie seit dem Ausbruch der Pandemie im vergangenen Frühjahr fast überall gestiegen ist, verzeichnen manche Länder drastischere Anstiege als andere. So hat sich die Rate der jungen Arbeitslosen in Litauen von 14,9% im Dezember 2019 auf 26,9% im Dezember 2020 fast verdoppelt. In Österreich ist der Anstieg von 8,8% auf 11% immer noch schmerzhaft, aber immerhin vergleichsweise gering.

Und während sich einige Länder vom ersten Schock im Frühjahr mittlerweile einigermaßen erholen konnten (Schweden lag etwa am Ende des ersten Halbjahres bei 28,3% und nun bei 24%), ist er bei anderen seither sogar noch gestiegen. Unterschiedlich gestaltete Maßnahmen zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit aber auch andere Lockdown-Zeitpunkte durch einen unterschiedlichen Pandemie-Verlauf könnten hier die Ursache sein.

Die aktuelle Krise ist für alle Arbeitslosen eine schwierige Phase. 535,000 Menschen suchen derzeit Arbeit. Auf 10 Arbeitslose kommt etwa eine gemeldete offene Stelle. Das erhöht auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen. Der Staat ist also sowohl dabei gefragt, Jobs zu erzeugen, als auch das Arbeitslosengeld zu erhöhen. Österreich zahlt Betroffenen im internationalen Vergleich sehr wenig.

Das Arbeitslosengeld von 55% auf 70% des letzten Nettoeinkommens zu erhöhen, hätte die Einkommen im Land im Jahr 2020 insgesamt um etwa 1 Milliarde erhöht. Da Arbeitslose das Geld im Alltag brauchen, hätte das auch den heimischen Konsum in etwa dieser Höhe angekurbelt, berechnet das Momentum Institut. Für 2021 erwartet man ähnliche Zahlen.

 
 

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