Das unleistbare Eigenheim: Eigentum nur noch für Erben

Die Immobilienpreise in Österreich haben sich in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt. Wer sich bisher schon kein Wohnungseigentum aus Arbeitseinkommen leisten konnte, wird es auch weiterhin schwer haben. Trotz zuletzt leicht gesunkener Immobilienpreise, bleibt der Eigentumserwerb einer immer kleineren Gruppe in Österreich vorbehalten. Denn ohne Erbe, das den nötigen Vorschuss zum Eigenheim sichert, geht sich der Wohnungskauf kaum aus.
Wie Österreich wohnt
Österreich teilt sich recht gleichmäßig in Mieter:innen und Eigenheimbesitzer:innen auf. Fast die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung besitzt keine Immobilie und lebt zur Miete oder wohnt unentgeltlich. Mieter:innen mit unregulierten privaten Mietverträgen müssen durchschnittlich ein Drittel ihres Einkommens für Wohnkosten aufbringen. Für viele liegt die Belastung durch Ausgaben für Miete, Energie und eine Haushaltsversicherung aber noch deutlich höher.
Die extrem gestiegenen Mieten und Energiekosten während der Teuerungskrise machen Mieter:innen langfristig zu schaffen. Immer mehr geben an, dass sie sich das Wohnen immer weniger leisten können. Nebenbei noch Geld auf die hohe Kante zu legen, um sich ein Eigenheim zukaufen, ist jenseits der Realität für den Großteil der Mieter:innen im Land.
Immo-Preise lassen Löhne auf halber Strecke zurück
Das liegt aber nicht nur daran, dass die Löhne nicht mit der allgemeinen Teuerung mitgehalten haben. Gerade Menschen mit schlecht bezahlten Berufen haben real an Einkommen verloren. Aber selbst für all jene, die keine realen Einkommensverluste schlucken mussten, sind Immobilien nicht leistbarer geworden.
Im Gegenteil: In den letzten 15 Jahren sind die Löhne im Schnitt um 54 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum wurden die Preise für Immobilien dagegen verdoppelt. Satte 108 Prozent müssen mittlerweile mehr gezahlt werden für eine Wohnung oder ein Haus in Österreich als damals. Mit Arbeitseinkommen geht sich das nicht aus.
Kauf aus Erspartem benötigt mehr als ein Arbeitsleben
Um das notwendige Geld für den Wohnungskauf aufzubringen hätte ein durchschnittlicher Haushalt im Jahr 2000 41 Jahre lang sparen müssen, um sie mit Erspartem zu bezahlen. Mittlerweile müsste derselbe Haushalt weitere 13 Jahre, also gesamt 54 Jahre sparen, um dieselbe Wohnung zu kaufen.
Für den Durchschnitt ist es innerhalb eines Arbeitslebens also nahezu unmöglich, allein durch das Arbeitseinkommen so viel zusammenzusparen, um sich die Wohnung zu leisten. Haushaltseinkommen und Immobilienpreise klaffen so weit auseinander, dass der Eigentumskauf zunehmend nur den Schwer-Verdiener:innen oder Erb:innen vorenthalten ist.
Wer besitzt, hat höchstwahrscheinlich geerbt
Wer ein Eigenheim besitzt, zählt schon allein deswegen zur reicheren Hälfte Österreichs. Wer darüber hinaus noch weitere Wohnimmobilien besitzt und vermietet, findet sich fast ausschließlich im reichsten Zehntel aller Menschen in Österreich wieder. Hier konzentrieren sich auch die Einnahmen aus der Vermietung von Wohnraum. An das reichste Zehntel im Land gehen acht von zehn Mieteuros. Damit lässt sich deutlich einfacher auch der Erwerb weiter Wohnungen finanzieren.
Ohne ein Erbe ist das kaum leistbar. Mehr als die Hälfte der Eigenheimbesitzer:innen hat ihr Vermögen geerbt. Unter den Vermieter:innen haben sogar rund zwei von drei geerbt. Weil sich das Immobilienvermögen in Österreich in den Händen von wenigen Reichen konzentriert und an deren Nachkömmlinge weitervererbt wird, ist es wenig verwunderlich, dass wir EU-weit den zweiten Platz bei der Vermögenskonzentration einnehmen.
Vermögen wird in Österreich nur gering besteuert
Beispielsweise die Grundsteuer, eine Abgabe auf Eigentum an Grund und dessen Bebauung, wurde faktisch seit 1993 nicht mehr angepasst. Dadurch wird die Preisentwicklung von Immobilien bei der Berechnung der zu zahlenden Grundsteuer seitdem vollkommen ausgeklammert. Die Immobilien sind deutlich mehr wert als angenommen wird und das drückt das Steueraufkommen der Gemeinden enorm. Eine Modernisierung der Grundsteuer ist längst überfällig und könnte unseren Gemeinden zusätzlich bis zu 2,7 Milliarden Euro jährlich einbringen.
Mit den höheren Einnahmen könnten die Gemeinden dafür sorgen, leistbaren Wohnraum für alle zu sichern, in dem sie mehr Gemeindewohnungen zur Verfügung stellen, oder Genossenschaften bei der Grundstückbeschaffung unterstützen. Denn steigen die Immobilienpreise wie bisher, können sich oft nur noch private Investor:innen Gebäude und Grundstücke als Anlage- oder Spekulationsobjekte kaufen. Genossenschaften schauen beim Grundstückskauf durch die Finger und können keine neuen leistbaren Wohnbauten errichten.
Beim Grundrecht auf Wohnen gibt es nichts zu verhandeln
Es stellt sich daher die Frage, ob Eigentum überhaupt die Zukunft des Wohnens sein kann. Die ärmere Hälfte der Österreicher:innen lebt zur Miete. Ohne Erbe und nur über das Arbeitseinkommen ist der Wohnungskauf kaum leistbar. Daher müssen wir den Fokus wieder darauflegen, qualitativ hochwertigen und leistbaren Wohnraum für alle Menschen in Österreich zu garantieren, unabhängig vom Kontostand und der Familienlotterie.