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Eine kalte Dusche für die Toleranz

Eine kalte Dusche für die Toleranz

Fünf Themen. Drei Minuten. Ein Newsletter mit Haltung.

Guten Morgen!

Kinder gehen gerne baden. Vor allem im heißen Sommer, sollte man meinen. Doch eine gar nicht schöne, unfreiwillige Dusche musste ein Bub mit Autismus kürzlich einstecken. Weiters im heutigen Morgenmoment: Warum große Erdäpfel schlecht für die Bauern sind und warum in Deutschland bald einige Menschen 1.200 Euro monatlich geschenkt bekommen. Den Newsletter zusammengestellt für dich hat Tina Goebel.

 

#1 Möchtest du das teilen

Leo (Name von der Redaktion geändert) ist neun Jahre alt und Autist. Er kann nicht sprechen, kommuniziert stattdessen in Lauten. Die Nachbarn haben dafür kein Verständnis. Sie hetzen das Jugendamt auf die Eltern, fordern sie auf, den Buben mit Beruhigungsmittel vollzupumpen – und ein Nachbar hat sogar Wasser vom Balkon über Leo geschüttet. Nun spricht die Mutter über die Schikanen – und warum es nicht nur zu wenig Verständnis, sondern viel zu wenig Unterstützung für autistische Kinder gibt.

 
Zu sehen ist ein Bub der auf einer Couch sitzt und aus dem Fenster blickt. Text "Wie kann jemand einfach auf den Balkon gehen und Wasser auf ein Kind mit Autismus schütten? Nur weil es Laute von sich gibt?"

#2 Zahl des Tages

 
Bild zeigt mehrere Kartoffeln, die mit Erde bedeckt sind. Text: 5 bis 7 Cent bekommen Bauern für große Erdäpfel pro Kilo. Da ist oft die Verpackung mehr wert.

5 bis 7 Cent bekommen Bauern für die heuer oftmals übergroßen Erdäpfel pro Kilo. Doch warum gibt es so viele große Erdäpfel – und warum sind die weniger wert? Der Grund: Das Frühjahr war trocken. Und da bilden Erdäpfel wenige Tochterknollen. Doch im Juni regnete es plötzlich überdurchschnittlich viel – und so wuchsen die wenigen Knollen prächtig heran. Das Pech: Die ÖsterreicherInnen kaufen lieber kleinere Knollen – und deshalb bezahlt der Handel für große Erdäpfel viel weniger. Weniger oft, als die Verpackung wert ist. Ein Papiersackerl für drei Kilo Erdäpfel kostet im Großhandel 7 Cent pro Stück. Die Bauern fordern nun die Konsumenten auf, doch auch mal große Erdäpfel ins Einkaufswagerl zu packen.

#3 Armutsfalle

„Du bist ja anders, aber schau dir die ganzen Asozialen an.“ Dieser Satz fiel in einem Gespräch, dass unsere Kolumnistin Daniela Brodesser mit einer Bekannten hatte. Warum sie diese Worte treffen: Denn hinter dieser Beleidigung steckt eine lange und grausame Geschichte.

 
Armutprobe von Daniela Brodesser: "Wir sollten das Wort 'asozial' aus unserem Wortschatz streichen. Es sei denn, wir sprechen über die Verbrechen des NS-Regimes."

#4 Lesetipp

In Deutschland startet demnächst ein Pilotprojekt zum bedingungslosen Grundeinkommen. Tatsächlich gab es schon mehrere Versuche, in denen Menschen Geld bekamen, ohne eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Was brachten bisherige Versuche? Und was würdest du mit 1.200 Euro im Monat tun?

 

 
Zwei Menschen springen am Strand in die Luft. Sie strecken die Arme freudig von sich und sind im Sonnenuntergang nur als schwarze Kontraste erkennbar. Text: Bedingungsloses Grundeinkommen: Deutschland startet Pilotprojekt.

#5 In was für einer Welt leben wir?

Die Fluglinie Austrian Airlines (AUA) bekommt aufgrund der Corona-Krise eine Finanzspritze in gewaltiger Höhe: 450 Millonen Euro umfasst das Rettungspaket insgesamt. Im August soll das Geld fließen. Einstweilen warten manche Passagiere seit Monaten auf eine Ticketrückerstattung. Die Kunden werden auf die Wartebank geschickt, die Hand für Staatshilfen aufgehalten – doch nun wurde bekannt, dass nicht nur der Vorstand, sondern auch rund 200 Führungskräfte Boni-Zahlungen für das Geschäftsjahr 2019 bekommen. „Wie kann es sein, dass einerseits hunderte Steuermillionen zur Stützung der AUA für das Geschäftsjahr 2020 fließen, und andererseits Bonuszahlungen für das Jahr 2019 ausbezahlt werden?“, kritisieren nun sogar Teile der Belegschaft.

Warum die Regierung bei der AUA-Rettung schlecht verhandelt hat, haben bereits die Ökonomen des MOMENTUM-Instituts hier anschaulich dargestellt. 

Boni in Krisenzeiten ausbezahlen: Wer solche Ideen hat, sollte wirklich brausen gehen.

Schönen Mittwoch!

Tina

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