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Klimakrise

Warum Klimaschutz eben kein Bobo-Thema ist

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Klimaschutz ist nur was für Wohlhabende und Menschen in der Stadt. Das wird zumindest von Leugner:innen der Klimakrise und Bremser:innen von Maßnahmen gern behauptet. Natascha Strobl analysiert, woher das kommt.

Klimaschutz ist doch nur was für Bobos: Das wird ständig erzählt und geschrieben. Klimaschutz ist zwar nett ist, aber eigentlich nur etwas für elitäre Blasen in der Stadt, die sonst keine Probleme haben. Das ist gefährlich und eine Demobilisierungsstrategie.

Egal, ob Klimaaktivistinnen, die sich an die Straße kleben oder Wissenschaftler_innen – alle sagen, dass die aktuelle Klimapolitik viel zu lax ist, auch um nur das Allerschlimmste zu verhindern. Es braucht Maßnahmen und eine gesellschaftliche Perspektive, die sich auszusprechen trauen: Es muss anders werden, damit es gut wird. Die Dramatik der Situation wird aber nicht nur verkannt, sie wird sogar heruntergespielt. Es wird von „Eliten in der Stadt“ gemunkelt, die ihre Politik den armen und als normal empfundenen Bürgern etwas aufdrücken und vorschreiben wollen. Klimaschutz ist dabei die Waffe der Unterdrückung. Egal ob Heizungstausch oder Mobilitätskonzepte abseits von Verbrenner-Motoren – es wird so getan, als sei das alles Elitenpolitik.

Die Klimakrise wird die Armen treffen

Dabei ist das Gegenteil der Fall: Die Ersten, die von der Klimakrise betroffen sind, sind die, die es sich nicht richten können. Also jene, die kein Geld haben, um umzuziehen oder sich eine Klimaanlage einzubauen. Jene, die ohnehin schon eng wohnen und rund um sich nur auf Beton schauen.Das sind, so nebenbei erwähnt, vor allem Leute in der Stadt mit wenig Geld. Leidtragende sind also arme Leute bei uns, aber auch auf der ganzen Welt.

Es sind die Leute, die am wenigsten für die Klimakrise können: Sie sitzen nie in einem Flugzeug, sie kaufen nur das Nötigste, sie haben kein Auto. Reiche Leute tragen in Österreich vier mal mehr zu den CO2-Emissionen bei als arme Menschen. Global gesehen sind die obersten zehn Prozent für knapp die Hälfte der Emissionen verantwortlich.

Klimaschutz ist Sozialpolitik

Klimaschutz ist Sozialpolitik. Sofern die Finanzierung der dringend notwendigen Maßnahmen eben auch von den Hauptverursacher_innen geholt wird. Klimaschutz als elitäres Gehabe abzutun, dockt zudem an reaktionären historischen Diskursen an, die in der Stadt das ultimativ Böse gesehen haben. In der Stadt waren Juden und Jüdinnen, Arbeiter_innen und Wissenschaftler_innen – all diese Gruppen wurden in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts als Gegensatz zum brav arbeitenden Bauer oder Landbewohner geframed.

Das Land wurde als immanent gut und natürlich gesehen, auch in Bezug auf Geschlechterrollen. Die Stadt war der Hort der Dekadenz, die für kulturellen Verfall verantwortlich war. Dementsprechend wurden die Themen, die aus der Stadt kamen, als überspreizt und irrelevant angesehen. In dieser Pose konnte man einen Minderwertigkeitskomplex gegen „den Wasserkopf“ Wien bemühen und den Menschen in ländlichen Gebieten ein Feindbild präsentieren. Euch geht es schlecht, weil diese dekadenten Menschen in der Stadt eure Themen gar nicht wahrhaben wollen. 

Und diese Wut und dieses Ressentiment wurde mit reaktionärer bis faschistischer Politik gefüllt: Gottesfürchtigkeit, traditionelle Familie, ein homogenes Volk. Die Reflexe dieses Antiurbanismus werden immer wieder hervorgebracht, so auch bei der Klimapolitik.

Klimaschutz ist eine Klassenfrage.

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