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Arbeitswelt
Demokratie

Was sind Lohnnebenkosten? Warum sollten wir sie NICHT senken?

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Wer “Lohnnebenkosten senken” ruft, meint eigentlich: Sozialstaat schwächen. In diesem Video erklären wir dir, was Lohnnebenkosten sind, warum sie für uns alle gut sind und was die neuen Vorschläge von NEOS und ÖVP überhaupt bedeuten.

Lohnnebenkosten: Was ist das eigentlich?

  • Du bist krank und der Lohn kommt trotzdem? Lohnnebenkosten.
  • Dein Kind ist krank und du musst Pflegeurlaub nehmen? Lohnnebenkosten.
  • Deine Chefin oder dein Chef haut dich raus und du brauchst Arbeitslosenunterstützung? Lohnnebenkosten.

70 Prozent der Lohnnebenkosten fließen in unsere Versicherungen gegen Krankheit, Alter und Arbeitslosigkeit – mit den restlichen 30 Prozent bauen wir den Sozialstaat, von Familienbeihilfe bis gratis Schulbücher. 

Es ist gut, dass diese Töpfe automatisch gefüllt werden, mit gesetzlich geregelten Abgaben, auch von den Arbeitgeber:innen. Wenn wir arbeiten gehen, dann bekommen wir dafür ein Gehalt. Einen Teil davon gibt die Chefin automatisch weiter: unsere Lohnsteuer zum Beispiel, oder unseren Anteil zur Sozialversicherung und zur Krankenversicherung. Was dann übrig bleibt, ist unser Netto-Gehalt. Zusätzlich matcht der Chef aber unseren Anteil an Beiträgen zum gemeinsamen Staatshaushalt. 

 Sozialstaat: Arbeitgeber:innen müssen einen Beitrag leisten

Auch Arbeitgeber:innen leisten einen Beitrag zur Sozialversicherung:

Sie zahlen in die Mitarbeiter-Vorsorgekassa ein und in den Familienlastenausgleichs-Fonds. Das ist der Topf, aus dem wir zum Beispiel die Familienbeihilfe, das Karenzgeld oder die Mutterkind-Pass-Untersuchungen zahlen.

Sie zahlen Kommunalsteuer. Das ist eine der wichtigsten Einnahmequelle der Gemeinden. Sie brauchen dieses Geld für Abwasser, Straßenreinigung – und Beleuchtung, das Schwimmbad, den Sportplatz, für die Schulgebäude, die Kindergärten und das Personal dafür.

Die Lohnnebenkosten sind also die Beiträge der Arbeitgeber:innen zum Sozialstaat. 

Lohnnebenkosten senken erhöht nicht die Löhne

Wenn man diesen Beitrag kürzt, dann haben wir alle deshalb nicht mehr Netto-Lohn. Sondern weniger Sozialstaat. Sparen tun sich nur die Arbeitgeber:innen was.  

Denn wir senken jetzt schon laufend die Beiträge der Arbeitgeber:innen für Familien. Und: Wir haben allein in den letzten zehn Jahren auch die Beiträge zur Unfallversicherung, für die Insolvenz-Entgeltsicherung und die Arbeitslosenversicherung gesenkt. Alles zusammen kosten uns diese Senkungen heute 2 Milliarden Euro – jedes Jahr.

Genug gesenkt ist es eben erst, wenn es die Arbeitgeberseite gar nichts mehr kostet. 

Okay, die Unternehmens-Vertreter:innen sagen eh auch, dass man die ganzen Leistungen nicht einfach nur kürzen soll. Man solle sie aus dem allgemeinen Budget ersetzen soll. Was sie dabei nicht sagen: Von 100 Steuer-Euros kommen knapp 80 von allen, die arbeiten, oder einkaufen. Also von uns. Was bisher die Arbeitgeber:innen mit ihren Beiträgen gezahlt haben, das sollen dann wir alle mit unseren Steuern auffangen.

Jede Angestellte mit ihrer Lohnsteuer, jeder Mindestpensionist mit seiner Mehrwertsteuer beim Wochenend-Einkauf.  Die ganze Aktion ist also ungefähr so, als würde man Geld aus der einen Hosentasche nehmen und es in die andere stecken. Nur, dass diese andere Hosentasche auch wem anderen gehört

Die Sache ist ganz einfach: Wer “Lohnnebenkosten senken” ruft, meint eigentlich: Sozialstaat schwächen. 

Nebenkosten, das klingt so süß, so wurscht, so nebensächlich. Dabei geht es um eine Menge Geld und eine Menge Leistungen.  

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    Kommentare 2 Kommentare
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  • frizzdog
    19.09.2024
    und heute präsentierte die ÖVP schon wieder ein geschenk für jene, die eh schon ZUVIEL verdienen: die "dritte säule" der pensionsvorsorge, die bei der auszahlung von allen steuern befreit sein wird! aber schon jetzt wird jede einzahlung auch ABSCHREIBPOSTEN, vermindert also schon jetzt die einkommensteuer....
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    • frizzdog
      19.09.2024
      von jeder brutto-pensionszahlung werden "lohnnebenkosten" also "lohnsteuer" und "sozialversicherung abgezogen. von der privatpension also künftig nicht... die einzahlungen auf ein privatpensionskonto werden also quasi zum "steuerschweigegeld" für vielverdiener.