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Arbeitswelt

Metaller-Streik in Österreich: Geh bitte, wieso das denn?

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Was bringt Streiken? In Österreich wird so selten gestreikt, dass viele vergessen haben, warum es so wichtig ist. Dabei kämpfen die Metaller jetzt nicht nur für sich. Moment mal mit Barbara Blaha.

Habts schon ghört! Die Metaller! Die streiken jetzt! Huch. Streik? Ja, muss das denn sein? Moment mal!

Bei den Lohnverhandlungen geht es heuer um NOCH mehr als sonst. Die Unternehmen haben in den letzten Jahren die Preise so stark nach oben gedreht wie seit den 1970er-Jahren nicht mehr. Um fast 23 Prozent seit 2019. Die verhandelten Löhne sind im gleichen Zeitraum nur 16 Prozent gestiegen.

Die Preise haben die Löhne abgehängt – sie sind eineinhalb mal so schnell gewachsen. Es geht also um viel Geld. Geld, das die Arbeitgeber:innen nicht zahlen wollen. 
 

Unternehmen werden großzügig mit Steuergeld gestützt

Das ist besonders lustig, weil sie es umso lieber NEHMEN, wenn es darum geht, dass ihnen die Steuerzahler:innen großzügig helfen, wenn der Hut brennt.

Im kommenden Jahr schenkt der Staat den Unternehmen 6,4 Milliarden – Förderungen, Steuersenkungen. Zum Vergleich: Wenn wir alle Löhne in Österreich 2024 um die Teuerungsrate erhöhen, also um knapp 10 Prozent, dann würde das etwa 16 Milliarden kosten. Das heißt, über ein Drittel von so einer Anpassung wäre schon allein mit Steuergeld gedeckt.

Nein, die Arbeitgeber:innen wollen das Steuergeld, mit dem wir ihnen geholfen haben, natürlich lieber behalten.

Einserschmäh: Einmalzahlung

Deshalb kommen sie mit dem Einserschmäh, der Einmalzahlung. Statt den Lohn dauerhaft zu erhöhen, wird einmalig eine Summe auf den Tisch geklatscht. Für die Unternehmen ist das ein verdammt guter Deal. Denn nur wenn unser Grundgehalt wächst, steigt auch das Fundament für alle kommenden Erhöhungen in unserem weiteren Berufsleben. 

Wer eine Einmalzahlung bekommt, verhandelt nächstes Mal wieder frisch von der alten, niedrigeren Ausgangsbasis. Die Einmalzahlung klingt schön, aber sie ist nur ein Ablenkungsmanöver der Arbeitgeber; eine Falle – um jede echte Gehaltserhöhung zu vermeiden. Der Chef der Metaller-Gewerkschaft hat es auf den Punkt gebracht: 

„Mit den Einmalzahlungen können’s scheißen gehen.“ – Reinhold Binder

Also nur verständlich, dass die Leute auch streiken, damit sie fair und gut für ihre Arbeit bezahlt werden. 
 

Metaller-Streik: Was bringt Streiken?

Gestreikt wird in Österreich sonst so wenig, dass wir manchmal vergessen: Das Recht, seine Arbeit niederzulegen, ist ein Menschenrecht.

Wo wären wir denn, wenn nie jemand gestreikt hätte? Jeder Fortschritt musste mühsam erkämpft werden. Wir würden heute noch 16 Stunden am Tag hackeln, von Montag bis Samstag, wenn nicht mit Streiks bessere Arbeitsbedingungen erkämpft worden wären.

Außerdem: Der Arbeitsmarkt hat sich verändert. Seit vielen Jahren sinkt in Österreich die Lohnquote. Das heißt: Von dem Kuchen, den die Betriebe erwirtschaften – also Arbeitgeber und Arbeitnehmer GEMEINSAM … von diesem Kuchen bekommen die Arbeitnehmer immer weniger; die Arbeitgeber schaufeln sich immer mehr rein. 

Der Verhandlungsvorteil der Unternehmen sinkt

Warum? Weil sie es bisher konnten. Die Arbeitslosigkeit war hoch, die Angst vor Arbeitslosigkeit groß. Und die Position der Arbeitgeber in den jährlichen Verhandlungen dementsprechend stark.
Heute suchen Unternehmen so viele Arbeitskräfte wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit 10 Jahren nicht. 

Abschlüsse, die über der Teuerungsrate liegen, sind da natürlich möglich. Dafür müssen die Unternehmen auf einen Teil ihrer Gewinne verzichten. Aber das ist locker drin. 
 

Lohnerhöhungen helfen der heimischen Wirtschaft

Und wer jetzt schon ansetzt zum “Eh, aber der Standort”-Lamento: Eine anständige Lohnerhöhung ist auch volkswirtschaftlich sinnvoll. Der heimische Teil der Wirtschaft – vom Tschocherl bis zur Tischlerei – lebt von der Kaufkraft der Menschen, die regional ihr Geld ausgeben. 

Aber wir kaufen pro Kopf heute noch immer weniger als vor Corona. Verantwortlich dafür? Die hohen Preise. Die Teuerung hat den Menschen die Kaufkraft weggefressen. Wenn die Löhne steigen, dann wird die Hälfte dieser gesamten Erhöhung im ersten Jahr zur Hälfte wieder ausgegeben; also direkt zurück in die Wirtschaft gepumpt. 

Und die andere Hälfte kommt mit ein wenig Verzögerung auch retour: Die sparen wir für größere Anschaffungen. Solange die Löhne nicht kräftig steigen, kriegen wir die Wirtschaft auch nicht wieder flott. Es zahlt sich also für alle aus, wenn die Metaller:innen das verhandeln, ja, erstreiken, was ihnen zusteht: ein anständiges Lohnplus. 

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