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Inserate, Kritik, Vorwürfe: Wer ist Wolfgang Fellner?

Wolfgang Fellner im Jahr 2013
Wolfgang Fellner im Jahr 2013. Foto: Manfred Werner/CC BY-SA 3.0
Wolfgang Fellner ist ein österreichischer Medienmanager, der die Medienlandschaft der Republik in den vergangenen Jahrzehnten stark geprägt hat. Fellner ist Gründer der "Mediengruppe Österreich".

Fellner (geboren 1954) gilt als gewiefter Geschäftsmann, aber er ist vor allem auch eine umstrittene Figur. Er hat mehrere Medien in Österreich gegründet und geprägt. Er ist Mitgründer der Jugendzeitschrift „Rennbahn-Express“ und des Wochenmagazins NEWS. Er und sein Bruder Helmuth Fellner gründeten außerdem unter anderem TV-Media, Format und woman.

Nocht heute ist Wolfgang Fellner unter anderem Eigentümer und Geschäftsführer der Print-, Online- und TV-Medium von OE24. Fellner besitzt auch die Radiosender Antenne Salzburg und Radio Ö24.

Wolfgang Fellner und seine umstrittenen Medien

Der Stil seiner Medien ist oft sensationalistisch. OE24 & Co. stehen immer wieder in der Kritik für ihren fragwürdigen Zugang zum „Journalismus“. Die Investigativ-Plattform „Dossier“ nannte den Zugang zum Handwerk bei „Österreich“ in einem ausführlichen und kritischen Dossier einst „Journalismus, der kaum Grenzen kennt„. Der Vorwurf dort: Fellner schreibe negativ über PolitikerInnen und Medien, die nicht genug inserieren. Erfahrungen dieser Art schildern Ex-Kanzler Christian Kern (SPÖ), Ex-Vizekanzler Reinhold Mittlerehner (ÖVP) und Ex-Ministerin Karin Kneissl (von FPÖ ins Amt nominiert) Fellner bestreitet.

Ein paar prominente Beispiele für andere unjournalistische Aufreger: Einer von Fellners Journalisten rief 2007 mitten in einem Banküberfall mit Geiselnahme in der Bank an und interviewte den Täter (und die Zeitung veröffentlichte das Gespräch). 2010 sorgte ein Nachbericht über die Fernsehshow „Wetten dass…?“ für Empörung, der abgedruckt wurde, obwohl der oder die VerfasserIn die Show offenbar nicht gesehen hatte und noch gar nicht wusste, dass die Show wegen eines schweren Unfalls abgebrochen werden musste. 2011 wurde ein Mann öffentlich als „Inzest-Opa“ betitelt und geoutet, der sich später als völlig unschuldig entpuppte. 2020 rügte der Presserat „OE24“, weil das Bild eines 7-jährigen Mordopfers veröffentlicht wurde. Und beim Terroranschlag in Wien im November 2020 zeigten Fellner-Medien Videos von den Morden. 

OE24-Medien haben in den vergangenen Jahren immer wieder die meisten Rügen für Ethikverstöße des Presserats erhalten. Immer wieder geht es bei der Kritik auch um Berichterstattung in Bezug auf wenig beachtete Persönlichkeitsrechte.

Vorwurf sexueller Belästigung: Fellner klagt bei Bericht über sich

Seine eigenen Persönlichkeitsrechte nimmt Fellner genau. Ein Beispiel: Er wurde von Raphaela Scharf, einer ehemaligen Mitarbeiterin, verklagt. Sie behauptet, von Fellner sexuell belästigt worden zu sein – und gefeuert worden zu sein, weil sie das gemeldet habe. Fellner bestreitet die Vorwürfe. Scharf erhielt Unterstützung von Katia Wagner, die als Zeugin aussagte, weil sie einige Jahre zuvor laut ihrer eigenen Aussage selbst ähnliche Erfahrungen mit Belästigung durch Fellner gemacht habe. Auch das bestreitet Fellner. Ein von seinem Verlag selbst in Auftrag gegebenes Gutachten entlaste ihn, heißt es.

Wegen der selbst ausgerufenen Entlastung kehrte er vor der gerichtlichen Klärung wieder als Moderator auf OE24 zurück. Kurz darauf sorgte er für einen Skandal, weil er das „N-Wort“ in einer Aufnahme verwendete.

Erst ein Bericht der deutschen „Zeit“ brachten ihn namentlich damit in Verbindung mit der Anschuldigung von Scharf und Wagner. In österreichischen Medien blieben die Vorwürfe gegen Fellner lange nicht mit seinem Namen verknüpft. Obwohl es ein offenes Geheimnis war, dass es um ihn ging. In einem Prozessbericht im „Standard“ wurde er etwa einfach nur als „Wiener Medienmanager“ bezeichnet. Trotzdem klagte Fellner laut „Standard“ gegen den Bericht und auch gegen den Versuch der weiteren Berichterstattung. 

Umstrittene, hohe Ausgaben für öffentliche Inserate an OE24

Fellners Medien werden großteils gratis verbreitet und ihr Geschäftsmodell baut sehr stark auf Reichweite und Finanzierung durch Werbung. Immer wieder umstritten ist auch, dass auch die öffentliche Hand – Ministerien, Landesregierungen und staatsnahe Betriebe – mit viel Geld in den Fellner-Medien inseriert. 2020 erhielten sie etwa allein aus Bundes-Ministerien – und da vor allem aus denen die von ÖVP-PolitikerInnen geleitet werden – 5,6 Millionen Euro.

Vorwürfe um Helmuth und Wolfgang Fellner im System Kurz

Wie im Oktober 2021 bekannt wurde, werden Fellner und die Mediengruppe Österreich als Beschuldigter geführt in Ermittlungen der WKStA rund um eine Hausdurchsuchung im Bundeskanzleramt und in der ÖVP-Parteizeintrale. Es geht dabei um Bestechung und Bestechlichkeit im Zusammenhang mit veröffentlichten Artikeln und Inseraten. Die Mediengruppe und Fellner bestreiten die Vorwürfe und vermuten ein Missverständnis. (Alle Informationen rund um das System Kurz.)

Falter-Herausgeber Armin Thurnher brachte seine langjährige Kritik an Fellner kürzlich auf den Punkt, als er schrieb: „Wolfgang Fellner hat mit den von ihm in mehr als vierzig Jahren gegründeten Medien – es waren viele – Österreich nachhaltig geschadet. Er hat Kanzler, Köche und Kolleginnen korrumpiert, hat das Burgtheater, Bürgermeister und Bundespräsidenten instrumentalisiert und sogar die österreichische Fußballnationalmannschaft dazu gebracht, dass sie gegen eine von seinem Blatt erfundenen Geschichte protestierte.“

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