Zeitverwendungsstudie: Mütter arbeiten während Krise noch mehr
Unbezahlte Arbeit ist durch die Krise sichtbar und in Paar-Haushalten zu einem Streitthema geworden. Mütter arbeiten deutlich mehr als Väter und kinderlose Paare. Das zeigt eine neue Zeitverwendungsstudie.
„Die Verteilung und Bewertung von Arbeit hat in Paar-Haushalten zu vielen Konflikten geführt“, sagt Ökonomin Katharina Mader, die an der Studie federführend beteiligt ist. „Unbezahlte Arbeit ist durch die Krise sichtbar und zu einem Streitthema geworden. Überrascht hat uns, dass auch der Umgang mit den Kindern ein Thema war, das zu Konflikten geführt hat.“
Mütter arbeiten mehr
Auch wenn Paare viel darüber diskutierten, am meisten arbeiteten während der Krise Alleinerzieherinnen. Sie kommen auf knapp 15 Stunden, wobei im Schnitt 9 davon unbezahlte Kinderbetreuung und Hausarbeit sind. Ähnlich viel arbeiten Mütter in Paar-Haushalten, gefolgt von Vätern. Die Befragung bestätigt die Annahme, dass die Ungleichheit bei mit Geburt der Kinder beginnt. Paare ohne Kinder arbeiteten gleich viel bezahlt und unbezahlt.
„Zum ersten Mal sehen wir bei einer Zeitverwendungsstudie, dass Mütter in Paar-Haushalten mehr unbezahlte Arbeit übernehmen als Alleinerzieherinnen“, sagt Mader. „Wieso das so ist, können wir nicht abschließend sagen.“
Die unbezahlte Arbeit hat sich vor allem für Frauen mit hoher formaler Bildung erhöht. Jede dritte Frau mit Hochschulabschluss gibt an, dass sie jetzt einen größeren Anteil der unbezahlten Arbeit übernimmt. „Großmütter, Kindergärten, Putzkräfte – alle diese Hilfen sind auf einmal weggebrochen“, sagt Mader. (Ein Nebeneffekt davon ist, dass die 90 Prozent aller Reinigungskräfte, die nicht angemeldet sind, ihr Einkommen verloren haben.) Passend dazu gibt auch ein Drittel der Männer mit Hochschulabschluss an, in der Krise mehr unbezahlt Arbeit zu erledigen.
Insgesamt haben 57 Prozent der befragten Frauen angegeben, mehr im Haushalt zu machen als der Partner. Ganze 71 Prozent gaben an, mehr Kinderbetreuung zu übernehmen. Und von diesen gehen fast alle davon aus, dass das auch nach der Corona-Krise so bleiben wird.
Die Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf gemischtgeschlechtliche Beziehungen, da zu wenige gleichgeschlechtliche Paare an der Befragung teilgenommen haben. Dasselbe gilt für alleinerziehende Väter.