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Ungleichheit

Black History Month in Österreich: Alles, was du wissen musst

Der Februar ist auch in Österreich Black History Month. Doch warum feiern wir ihn eigentlich? Wie sieht die Geschichte von Schwarzen Menschen in Österreich aus? Und welche Persönlichkeiten solltest du eigentlich kennen? In diesem Überblicksartikel findest du alle Inhalte, die wir zum Black History Month veröffentlicht haben.

Was ist der Black History Month eigentlich?

Die Idee stammt ursprünglich aus den USA, wo der Black History Month seit den 1970ern jedes Jahr im Februar stattfindet. Er feiert die Geschichte und Errungenschaften der Schwarzen Community.

In Österreich sind Schwarze Menschen in Medien wenig sichtbar. Gemeinsam mit dem Black Voices Volksbegehren wollen wir das ändern. Wir haben den Februar also als Anlass genommen, um Rassismus, Benachteiligung und Ausbeutung aufzuzeigen – und wir wollen die Black Community in Österreich feiern.

Welche Begriffe sind problematisch und welche solltest du verwenden?

Hast du dich schon gefragt, warum wir „Schwarz“ immer mit großem „S“ schreiben? Oder welche Bezeichnungen man nicht verwenden sollte? 

„Farbige/farbig“ oder „dunkelhäutig“ sind kolonialistische Begriffe und negativ behaftet. Die Begriffe “Farbiger” oder “Dunkelhäutiger” wurden in den Fünfzigern als Ersatzbegriffe für das eindeutig rassistische N-Wort benutzt und verbreitet. Es sind Fremdbezeichnungen. Das heißt, Weiße Menschen haben sie Schwarzen Menschen gegeben. Außerdem geht es nicht um ‚biologische‘ Eigenschaften, sondern gesellschaftspolitische Zugehörigkeiten. Die Begriffe sind daher abzulehnen. Selbstbezeichnungen sind immer besser als Fremdbezeichnungen.

Verwendet deshalb lieber andere Begriffe:

Der Begriff People of Colour (PoC) ist eine Selbstbezeichnung von Personen, die Rassismus erfahren.
Der aus den USA stammende Begriff wurde auch als Gegenstück zu der dort oft verwendeten und rassistisch behafteten Fremdbezeichnung “coloured” etabliert. Allgemein gilt PoC als gängiger Ausdruck für nicht-Weiße Personen. In den USA wird auch der Begriff BIPoC (Black, Indigenous & People of Colour) verwendet, um die Geschichte von Schwarzen und Indigenen Personen hervorzuheben.

Die Bezeichnung Schwarz bzw. Schwarze Person gilt als Selbstbezeichnung. Das Wort Schwarz wird dabei mit großem „S“ geschrieben. Das soll betonen, dass es gar nicht die Hautfarbe beschreibt.

Wer schon einmal etwas wirklich Schwarzes (oder Weißes) neben seine eigene Haut gehalten hat, kann selbst sehen, wieso: Die Haut ist in Wahrheit weder das eine, noch das andere. Durch die Großschreibung wird der Begriff in einen gesellschaftspolitischen Kontext gesetzt und klargemacht, dass Menschen hier in politisch bestimmte Schachteln gepresst werden. Auf das N-Wort haben wir bewusst verzichtet. Es ist extrem rassistisch und problematisch. Es bedarf keiner Diskussion darüber.
 

Biografie: Kennst du Angelo Soliman?

Als versklavte Person kam Soliman von Afrika über Sizilien an den österreichischen Hof und verkehrte dort sogar mit dem Kaiser. Bei der Wiener Bevölkerung war er beliebt, durch eine Hochzeit entkam er schließlich der Sklaverei. Soliman starb als freier und durchaus wohlhabender Mann. Eine Geschichte, die wie ein Abenteuerroman wirkt. Doch auch wenn er gewisse Privilegien erfahren hat: Das Leben und der Umgang mit der Leiche von Angelo Soliman lehrt uns einiges über die Wurzeln von Rassismus und Kolonialismus in Österreich.
Interview: Noomi Anyanwu, Sprecherin des „Black Voices“-Volksbegehren

Noomi Anyanwu ist Sprecherin des “Black Voices”-Volksbegehren. Im Interview erzählt die Studentin, warum und wie Schwarze Menschen in Österreich strukturellen Rassismus erfahren und was wir dagegen tun können.

Filmtipp: The United States vs. Billie Holiday

 
Die Biografie über die Jazzsängerin Billie Holiday spielt in den Vereinigten Staaten der Nachkriegszeit.

Die Jazzsängerin Billie Holiday war ausgesprochen erfolgreich. Diskriminiert wurde sie trotzdem. So durfte sie etwa nicht dieselben Eingänge wie Weiße Menschen benutzen. Es herrschte Rassentrennung in den USA.

Billie Holiday prangerte mit ihrem Song „Strange Fruit“ die Lynchjustiz in den Südstaaten an. Dadurch wurde das FBI auf sie aufmerksam. Ihr wurde verboten, bei Auftritten „Strange Fruit“ zu singen. 1947 wurde sie zu einem Jahr Haft verurteilt: offiziell wegen ihres Drogenkonsums – eigentlich wegen des Songs.

Aber mehr wird im Film “The United States vs. Billie Holiday” verraten. Bewegend & sehenswert!
 

Biografie: Kennst du Shirley Chisholm?

Shirley Chisholm wurde 1924 in Brooklyn, New York, geboren und war die älteste von vier Töchtern von Einwanderereltern aus Guyana und Barbados. Schon in der Schule ermutigten sie ihre Lehrkräfte, eine politische Karriere in Betracht zu ziehen. Zunächst arbeitete sie aber als Kindergärtnerin.

Sie machte 1951 einen Abschluss in Elementarbildung an der Columbia University und engagierte sich in mehreren Organisationen gegen die Diskriminierung von Schwarzen Menschen.

1964 wurde Chisholm Abgeordnete in New York. 1968 zog sie in den Kongress ein. Dort wurden mehr als 50 Gesetze auf „Fighting Shirleys“ Initiative eingeführt und sie setzte sich für Gleichberechtigung, die Beseitigung vom Armut und die Beendigung des Vietnamkriegs ein. 1977 wurde sie die erste Schwarze Frau (und die zweite Frau überhaupt), die dem mächtigen House Rules Committee angehörte.

1972 wollte Chisholm Präsidentschaftskandidatin der Demokraten werden. Doch sie wurde daran gehindert, an im Fernsehen übertragenen Vorwahlen teilzunehmen. Nachdem sie rechtliche Schritte eingeleitet hatte, durfte sie nur eine Rede halten. Dennoch folgten Student:innen, Frauen und Minderheiten dem „Chisholm Trail“.

Sie nahm an 12 Vorwahlen teil und erhielt 152 der Delegiertenstimmen – trotz einer unterfinanzierten Kampagne und Konflikte mit der überwiegend männlichen Schwarzen Kongressfraktion.

Chisholm zog sich 1983 aus dem Kongress zurück. Danach lehrte sie am Mount Holyoke College und war Mitbegründerin des National Political Congress of Black Women. Über ihr Vermächtnis sagte Chisholm: „Ich möchte als Frau in Erinnerung bleiben, die es gewagt hat, eine Katalysatorin des Wandels zu sein.“
 

Begriffe: Was ist kulturelle Aneignung?

Mal ehrlich: Wusstest du, dass es Cornrows, eine spezielle Form der Flechtfrisur, bereits seit mehr als 5.000 Jahren gibt? Dass sie in afrikanischen Kulturen des 15. Jahrhunderts Auskunft über den Status der Träger:innen gaben? Oder dass versklavte Personen in Südamerika laut Erzählungen durch bestimmte Flechtmuster den anderen Sklav:innen signalisierten, dass sie fliehen wollen?

Cornrows und ähnliche Frisuren haben für Schwarze Menschen eine große kulturelle Bedeutung. Sie werden dafür aber immer noch diskriminiert. Schwarze Frisuren gelten etwa oft als “unprofessionell”. Acht von zehn schwarzen Frauen geben zum Beispiel an, dass sie ihre Haare verändern müssen, um bei der Arbeit reinzupassen. In den USA wurde deswegen mittlerweile in 14 Bundesstaaten der CROWN-Act beschlossen, der Schwarze Menschen gegen Diskriminierung aufgrund ihrer Haare schützen soll.

Gleichzeitig werden Cornrows von Weißen Menschen immer häufiger als modisches Accessoire betrachtet und verwendet. Wenn sich Katy Perry Cornrows machen lässt und damit auftritt, bekommt sie damit Aufmerksamkeit und Geld – ohne darauf hinzuweisen, woher der Haarstil kommt. Der ursprüngliche kulturelle Kontext der Frisur und die Diskriminierungserfahrungen von Schwarzen Menschen gehen dabei aber komplett verloren. 

Genau darum geht es bei der Diskussion um kulturelle Aneignung. Personen aus der Mehrheitsgesellschaft bedienen sich bei kulturellen Praktiken und nehmen sich heraus, was ihnen gefällt. Bei uns ist das häufig im Fasching zu sehen: Menschen verwenden andere Kulturen als Verkleidung oder praktizieren sogar Blackfacing, also das schwarze Anmalen des eigenen Gesichts, zur eigenen Belustigung. Dass Menschen wegen dieser kulturellen Aspekte diskriminiert werden, spielt dabei keine Rolle mehr.

Das heißt natürlich nicht, dass man sich keiner anderen Kultur annähern kann, ohne gleich kulturelle Aneignung zu betreiben. Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, weil er oder sie sich daheim Sushi zubereitet. Schließlich gibt es auch im Gegensatz zur Aneignung auch kulturelle Anerkennung. Problematisch wird es aber, wenn man von anderen Kulturen profitiert und sich ihre Praktiken zu eigen macht. 
 

Biografie: Kennst du Esther Maria Kürmayr?

 
Wie hält man es als Schwarze Person aus, immer wieder mit Rassismus konfrontiert zu werden? „Sich mit anderen vernetzen, denen es genauso geht“, sagt Esther Maria Kürmayr in einem Interview.

Sie hat vor 19 Jahren mit weiteren Mitstreiterinnen die Schwarze Frauen Community (SFC) gegründet. Die Initiative war der erste überparteiliche, überkonfessionale und übernationale Verein für Schwarze Frauen in Wien.

Heute ist die Schwarze Frauen Community ein Ort, an dem sich Schwarze Frauen, Kinder und Jugendliche austauschen können. Die Initiative hat das Ziel, Selbstbewusstsein, Selbstbestimmung und Selbstorganisation zu fördern.

Dafür bietet die SFC Beratung, Vorträge, Workshops und noch viel mehr. Große Themen sind etwa Diskriminierung an Schulen und Uni, sowie Elternschaft. Jugendliche beschäftige vor allem ihr Platz in der Gesellschaft, die ihnen das Gefühl gibt, hier fremd zu sein, sagt Kürmayr.

Auch für Eltern, die selbst nicht Schwarz sind, gibt es Angebote. Diese würden oft nicht mit der Wucht an Gewalt rechnen, die ihren Kindern entgegenschlägt. Umso wichtiger, dass die Familien damit nicht alleine bleiben.

Denn: „Rassismus ist ein Konstrukt, das konzipiert wurde, um den Einzelnen auszuhebeln. Dem alleine zu begegnen, ist in der Regel eine Überforderung und nicht zu schaffen.“

Filmtipp: I Am Not Your Negro

 
Der Dokumentarfilm „I Am Not Your Negro“ basiert auf einem unvollendetem Manuskript von Schriftsteller James Baldwin.

Bei seinem Tod im Jahr 1987 hinterließ der Autor ein Werk mit dem Titel „Remember this House“. Darin beschäftigt er sich auf bewegende Weise mit dem Leben, den Errungenschaften und der Ermordung dreier seiner besten Freunde: der Bürgerrechtsaktivisten Malcolm X, Martin Luther King und Medgar Evers. Die Dokumentation arbeitet das vorhandene Material aus Baldwins Buch auf und ergänzt es zu einer Geschichte des Rassismus im modernen Amerika.

„I Am Not Your Negro“ zeigt die US-Geschichte aus einer bis heute neuen Perspektive. Bewegend, lehrreich & sehenswert!
 

Biografie: Kennst du Cheickh Anta Diop?

 
Wer war Cheikh Anta Diop: Ein Historiker der das Bild des alten Ägyptens als Schwarze Kultur geraderückte

Cheikh Anta Diop hat die Geschichtsschreibung verändert.

Der 1923 in Senegal geborene Sohn von muslimischen Bauern studierte in Paris Sozial- und Geisteswissenschaften, Physik und Mathematik. Mitte des 20. Jahrhunderts stellte er die These auf, dass das alte Ägypten eine wesentlich von Schwarzen Kulturen geprägte Zivilisation war. Damals war das umstritten. Die von Kolonialmächten geprägte Forschung hatte die ägyptische Hochkultur bis dahin so dargestellt, als wäre sie vor allem wegen der Einflüsse eurasischer und Weißer Kulturen so erfolgreich gewesen.

Diop musste viele Widerstände überwinden, um dieses Bild richtigzustellen. Seine akribische Forschung über Jahrzehnte änderte den Blick auf das alte Ägypten aber. Die Debatte gilt als Beispiel für eine rassistische Geschichtsschreibung, die Leistungen Schwarzer Menschen und Kulturen unbewusst ausblendet oder bewusst vertuscht. Seine ganze Geschichte haben wir hier für dich zusammengefasst.
 

Interview: Ishraga Mustafa Hamid, Mitbegründerin der Schwarzen Frauen Community

Ishraga Mustafa Hamid wurde im Sudan geboren und lebt seit 29 Jahren in Österreich. 2020 erhielt sie als Würdigung für ihre herausragenden Leistungen das goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. Als Aktivistin setzt sie sich mit dem Empowerment und der Selbstbestimmung von Schwarzen Frauen und Mädchen, sowie Frauen aus anderen migrantischen Kontexten, die aufgrund ihres Aussehens diskriminiert werden, auseinander. Hamid ist außerdem Mitbegründerin der Schwarzen Frauen Community.

“Wir schreiben unsere Geschichte/n selbst”, lautet eines ihrer Projekte. Das Schreiben ist ein bedeutsames Werkzeug in Hamids Leben. Sie sieht es als eine Möglichkeit, Erfahrungen zu teilen und andere zu motivieren, ebenfalls ihre Stimme nach außen zu tragen. Ihre Autobiografie soll im kommenden Jahr erscheinen. Damit will sie nicht nur ihre eigene Geschichte erzählen, sondern auch Migrantinnen, vor allem aus der Schwarzen Community, darin bestärken, sozialen Wandel zu fördern.

Im Interview mit MOMENT erzählt Hamid, was Schwarze Geschichte und Schwarze Zukunft für sie bedeuten.

Biografie: Kennst du Nenda?

“Aber checkst du Tirol, dass i des Land verlassen hab, weil mi zu viele Leit fragen, ob i Deitsch sprechen kann? Weil mi di Leite fragen, wo meine Wurzeln sein. Unds ma dann nid glaben, wenn i sag im Ötztal drein”, rappt Nenda Neururer in ihrer Debütsingle “Mixed Feelings” über Alltagsrassismus. Ein Mix aus Deutsch, Englisch und Tirolerisch brachte sie an die Spitze der FM4-Jahrescharts 2021. Nenda gibt sich auch im Alltag unkonventionell, trägt Tracht in der Stadt und Urban Style in der Tiroler Natur.

Aufgewachsen im Ötztal als “Mixed Race”-Person zog es Nenda nach ihrer Matura nach London. Als Schauspielerin ist sie in Zadie Smiths Romanverfilmung “Zähne zeigen” und Arther Millers Drama “Tod eines Handlungsreisenden” zu sehen. Und sie würde gerne einmal im Tatort zu sehen sein.

Mit “Borders” legte Nenda im vergangenen Jahr eine weitere Single nach – inspiriert von einem Buch des Wiener Journalisten Fabian Sommavilla über willkürlich gezogene Grenzen. “I just wanna get some land and build a nice border round. Surely it’s mine if I’m the one who found it” (frei übersetzt: Ich nehm mir ein bisschen Land und zieh eine nette Grenze darum. Es gehört doch sicher mir, weil ich es gefunden hab.“) rappt die 27-Jährige darin und thematisiert auch das Schicksal vieler, die hierzulande um eine Staatsbürgerschaft ansuchen: “If you were born here but too poor and queer, you can’t get the citizenship my dear.” (frei übersetzt: „Wenn du hier geboren wurdest, aber zu arm und queer bist, gibts keine Staatsbürgerschaft für dich, mein Schatz“)
 

Biografie: Kennst du Beatrice Achaleke?

In Kamerun gibt es über 215 Völker und noch mehr unterschiedliche Sprachen. Mit dieser alltäglichen kulturellen Vielfalt kann Österreich nicht mithalten. Hier lebt die gebürtige Kamerunin Beatrice Achaleke seit Jahrzehnten.

Sie ist in Österreich eine wichtige, kritische Stimme gegenüber der Integrationspolitik und für Vielfalt. Für ihren Einsatz gegen Rassismus wurde sie auch mehrfach ausgezeichnet.

Achaleke hat 2006 den Verein Afra (Internationales Zentrum für die Perspektive Schwarzer Frauen, frei aus dem Englischen übersetzt) gegründet. Achaleke erklärt ihr Engagement auch mit den Erfahrungen von Polizeigewalt, die 1999 zum Tod von Marcus Omofuma und 2003 zum Tod von Seibane Wague geführt haben.

Eine Gesellschaft, die das hervorbringt, wollte sie ihren Kindern nicht zumuten. Afra stellt die Bedürfnisse Schwarzer Frauen und Kinder in den Mittelpunkt. 2007 organisierte der Verein den ersten Schwarzen europäischen Frauenkongress in Wien.

Beatrice Achaleke ist Autorin, studierte Juristin und Soziologin und hat sich als Diversity-Managerin ein Unternehmen aufgebaut. 2009 wurde ihr der renommierte Global Diversity Innovation Award verliehen.
 

Buchtipp: „Wut und Böse“ von Ciani-Sophia Hoeder

Wann warst du das letzte Mal wütend? Gründe gäbe es dafür genug. Sexismus, Rassismus, ungleiche Verteilung von Vermögen oder Sorgearbeit. Aber gerade für Schwarze Frauen kann es schwierig sein, einen guten Umgang mit der eigenen Wut zu finden. Das ist gesellschaftlich nämlich nicht gewollt, argumentiert Ciani-Sophia Hoeder.

Sie legt mit ihrem Buch „Wut und Böse“ ein Werk vor, das Lust darauf macht, mal wieder richtig wütend zu werden. Denn wer wütend ist, spürt: Hier läuft etwas falsch. Im besten Fall ist das der Anlass, etwas zu verändern.

Ciani-Sophia Hoeder ist nicht nur Autorin, sondern auch Journalistin und Gründerin des „RosaMag“, dem ersten deutschen Online-Lifestylemagazin für Schwarze Frauen. 

Biografie: Kennst du Marcus Omofuma?

Marcus Omofuma war Asylwerber aus Nigeria. Er starb 1999 auf einem Flug von Wien nach Bulgarien. Omofuma sollte abgeschoben werden. Im Flugzeug soll er sich dagegen gewehrt haben. Drei Polizisten fixierten seine Brust mit Klebeband an den Sitz. Mund und Nase wurden ihm zugeklebt.

Marcus Omofuma ist entweder erstickt oder an Herzversagen gestorben. Das ergaben vier medizinische Gutachten. Die Polizisten wurden zu acht Monaten bedingter Haft wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen verurteilt. Sie konnten ihren Dienst danach aber fortsetzen.

Die relativ geringe Strafe schockierte viele. Ebenso die Reaktion diverser Medien und Politiker:innen. Die Kronenzeitung titelte etwa „So tobte der Schubhäftling!“. Obwohl ein „Toben“ nicht bestätigt ist. Die FPÖ verteidigte das Vorgehen der Polizisten.

All das spiegelt Österreichs Problem mit strukturellem Rassismus wider. Schwarze Menschen wurden und werden in Medien oft pauschal als Kriminelle dargestellt. Die ausländerfeindliche Darstellung wird von rechten Parteien aufgegriffen und wiederholt. Ein Teufelskreis.

Im Zuge der Proteste zu Omofumas Tod wurden hunderte Schwarze Menschen festgenommen. Die Aktion wurde als „Operation Spring“ bezeichnet. Sie war bereits davor geplant und zielte auf mutmaßliche Drogenhändler:innen afrikanischer Herkunft ab. Viele Verhaftungen erwiesen sich als unbegründet.

Struktureller Rassismus begleitet Aktionen der Polizei bis heute. 2020 gab es dutzende unbegründete und rechtswidrige Hausdurchsuchungen in der muslimischen Community. Eine EU-Studie belegt: Nirgendwo werden so viele Schwarze Menschen von der Polizei angehalten wie in Österreich.

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