Endlich mehr Brutto vom Netto
Wenn ich mehr kriege, bekomme ich weniger? Ein weit verbreiteter Irrglaube. Dein Morgenmoment klärt auf. Heute von Lisa Wölfl.
#1 Möchtest du das teilen?
Weniger arbeiten fürs gleiche Geld? Die Mehrheit der Österreicher:innen findet nach Jahrzehnten der wachsenden Leistung, das ist eine gute und überfällige Idee. Aber es gibt auch sture Gegner:innen einer Arbeitszeitverkürzung. Wir haben recherchiert, welche Kräfte dagegen arbeiten und welche Interessen dahinter stehen.
#2 Zitat des Tages
Autos sind teuer. Aber nicht nur die Autofahrer:innen zahlen viel dafür, auch die Allgemeinheit muss tief in die Tasche greifen. Etwa in Deutschland: Die Regierung dort senkt für drei Monate die Steuern aufs Tanken. Das bezahlen alle – also auch jene, die gar kein Auto haben.
Klimaforscher Stefan Rahmstorf kritisiert das. Auch abseits vom umstrittenen „Tankrabatt“ übernimmt die Allgemeinheit hohe Kosten fürs teure Autofahren. Er fordert, dass der Staat nur fördern soll, was wünschenwert ist. „Fossile Energienutzung oder mehr Autoverkehr gehören im 21. Jahrhundert definitiv nicht mehr dazu.“
Auch in Österreich bezahlen wir alle hohe Kosten, die durch Autos entstehen, wie MOMENT schon einmal berichtete. Mehr als 12 Milliarden Euro an externen Kosten zahlt die Allgemeinheit pro Jahr für Schäden am Klima und der Gesundheit sowie für Unfälle und deren Folgen.
#3 Hast du das gesehen?
Mehr Brutto vom Netto wollte Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache schon vor acht Jahren. Das ist aber auch alles echt verwirrend. Sogar die Nachrichtenagentur APA vertut sich ordentlich, wenn es um die Steuerstufen geht. Sie verbreitet in der Berichterstattung über die „Kalte Progression“ den Irrglauben, dass man nach einer Gehaltserhöhung weniger Geld aufs Konto kriegen kann. Keine Sorge, das ist schlicht falsch. Eine Gehaltserhöhung wird dir immer mehr Geld bringen.
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#4 Zahlen des Tages
Österreich entgehen diesen Monat rund 870 Millionen Euro an Steuereinnahmen. Denn: Seit 2008 gibt es keine Erbschaftssteuer mehr.
Heidi Horten ist am Sonntag verstorben. Sie war eine der reichsten Österreicher:innen. Ihr Vermögen soll zuletzt 2,9 Milliarden Euro betragen haben. Es kommt aus dem Erbe ihres ersten Mannes Helmut Horten, der in der Zeit des Nationalsozialismus reich geworden war.
Deutschland erhebt ab einem Freibetrag, der kleine Erbschaften schützt, einen Steuersatz von 30 Prozent auf vererbtes Vermögen. Würde es das in Österreich geben, kämen nun 870 Millionen Euro in die Staatskassa. Das ist mehr als genug, um zum Beispiel Kinderarmut für ein Jahr abzuschaffen.
Übrigens: In den kommenden Jahren werden um die 700 Milliarden Euro steuerfrei vererbt. Das betrifft zum Großteil die Menschen, die ohnehin schon viel haben.
So besitzen 90 Prozent der Haushalte, die eine Wohnung oder ein Haus vererbt bekommen, bereits eine Immobilie. Wer zum reichsten Prozent der Österreicher:innen gehört, erbt mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent sogar mehr als 3,3 Millionen Euro. Im Gegensatz dazu erben sieben von zehn Menschen in Österreich gar nichts.
#5 Bonustrack
Jetzt, wo hoffentlich geklärt ist, was die Kalte Progression nicht ist, können wir darüber diskutieren, was ihre Abschaffung bringt. Chefökonom des Momentum Institut Oliver Picek war dazu bei der ZiB 2. Er erklärt, wieso eine Abschaffung der Kalten Progression nicht die Menschen entlasten würde, die es am dringendsten brauchen.
Ich wünsche dir einen schönen Tag!
Lisa