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Jeder Tag ist Vatertag: Mütter schenken Vätern knapp 1 Million Euro Lebenseinkommen

Jeder Tag ist Vatertag: Mütter schenken Vätern knapp 1 Million Euro Lebenseinkommen
Mütter leisten mehr unbezahlte Care-Arbeit – soweit, so klar. Doch wie groß ihr finanzielles Opfer tatsächlich ist, zeigen neue Zahlen des Momentum Instituts.

Der offizielle Vatertag ist immer am zweiten Sonntag im Juni. Der deutlich weniger populäre Feiertag im Vergleich zum Muttertag kommt nicht von ungefähr – schließlich leisten Väter durchschnittlich sogar trotz Kinder weniger Hausarbeit als Single-Männer. Die geringere Popularität des Feiertags ergibt Sinn, da Väter ohnehin täglich von der systematischen Ausbeutung von Müttern profitieren. Das lässt sich laut Momentum Institut auch in neuen Zahlen messen: Mütter schenken Vätern rechnerisch knapp eine Million Euro ihres Lebenseinkommens.  

Finanzielle Opfer 

Väter bekommen im Schnitt über ihr Leben hinweg 3,48 Millionen Euro brutto an Erwerbs- und Pensionseinkommen. Mütter hingegen lediglich 2,52 Millionen Euro. Das sind 960.000 Euro weniger als ihre Partner. Gleichstellungs-Expertin des Momentum Instituts Sophia Achleitner erklärt: “Es sind die Mütter, die in Karenz gehen, danach jahrelange Teilzeit-Phasen haben, um sich um den Nachwuchs zu kümmern und die Sorgearbeit zu stemmen. Für sie bedeutet das in den meisten Fällen einen finanziellen Verlust, den sie ihr Leben lang nicht mehr wettmachen können. Gleichzeitig wird ihre Arbeit geringer bewertet, denn im Schnitt wird Frauen immer noch deutlich weniger als Männern gezahlt. „Unterm Strich führt das dazu, dass Mütter viel verlieren, was Vätern hingegen bleibt.”

Von Anfang an ungerecht 

Selbst wenn bei einem heterosexuellen Paar der Mann und die Frau beide jeweils Vollzeit arbeiten, bekommt sie im Schnitt weniger gezahlt als ihr Partner. Durchschnittlich liegt die Lohnlücke bereits unter diesen Umständen bei ca. 670 Euro brutto im Monat. Mit 31 Jahren bekommt eine Frau in Österreich im Schnitt ihr erstes Kind. Darauf folgen im Rechenbeispiel zwei Jahre Karenz. Zum Vergleich: Lediglich ein Prozent der Väter geht länger als 6 Monate in Karenz. Nach den zwei Jahren Karenz arbeitet die Mutter Teilzeit, bis das Kind 14 Jahre alt ist. In dieser Zeit – und besonders wenn die Kinder jung sind – ist der monatliche Unterschied bei den Bruttoerwerbseinkommen in der Paarbeziehung am größten. Mit mehr als 2.800 Euro Unterschied im Bruttogehalt und einem Gender Pay Gap zwischen Mutter und Vater von 58 Prozent ist die Lücke enorm, wenn das Kind jünger als 6 Jahre alt ist.

Es gibt kein Zurück mehr 

Selbst wenn die Mutter aus dem Rechenbeispiel mit 46 Jahren wieder in eine Vollzeitbeschäftigung wechselt, liegt ihr monatliches Gehalt etwa 1.060 Euro brutto unter dem Vollzeitgehalt des Vaters. Bis Kinder in Österreich mit 24 Jahren im Schnitt aus dem Elternhaus ausziehen, sind die Beispiel-Eltern 55 Jahre alt. Bis zu ihrem Pensionsantritt mit 65 Jahren arbeiten beide dann in Vollzeit. Der Unterschied der Löhne ist in dieser Zeitspanne mit acht Prozent am geringsten. Dennoch beträgt die Lücke beim gesamten Erwerbseinkommen bei Pensionsantritt zwischen den beiden Partner:innen 740.052 Euro. 

Kinderbetreuung rächt sich in der Pension 

Die große Abrechnung steht Müttern aber noch bevor: Nämlich in der Pension. Denn durch die unbezahlte Care-Arbeit, die Mütter leisten, verlieren sie ein Pensionseinkommen von 219.409 Euro im Vergleich zum Vater. Eine Frau verliert durch die Familiengründung im Schnitt etwa 960.000 Euro an Lebenseinkommen. 

Frau sein reicht schon 

Aber allein als Frau zu existieren reicht schon aus, um schlechter entlohnt zu werden: Denn auch bei Paaren ohne Kinder gibt es große Unterschiede bei den Erwerbs- und Pensionseinkommen. Branchen mit hohem Frauenanteil werden schlechter bezahlt, Frauen kommen seltener in Führungspositionen und auch in gleicher Position und Branche werden sie aufgrund ihres Geschlechts schlechter bezahlt als Männer. Doch nichts kommt Frauen so teuer und Männern so billig wie eine Familiengründung: “Unser veraltetes System ist so aufgebaut, dass es Vätern einen Freifahrtschein hinsichtlich ihrer elterlichen Pflichten gewährt, und das auf Kosten der Mamas. Würden sie sich aus der Verantwortung nehmen wie ihre Partner, und würde ihre Erwerbsarbeit endlich angemessen bewertet, stünden sie am Lebensende mit rund einer Million Euro mehr da”, so Achleitner abschließend. 

Luft nach oben

Was könnte also Müttern helfen, um weniger Benachteiligung zu erfahren? Das Momentum Institut empfiehlt den flächendeckenden Ausbau der kostenlosen, ganztägigen Kinderbetreuung sowie das Recht auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Geburtstag. Auch eine verpflichtende Väterkarenz könnte helfen, die Verantwortung für ihre Kinder zwischen Vätern und Müttern gerechter aufzuteilen. In puncto Gender Pay Gap würde es helfen, Berufe und Branchen mit hohem Frauenanteil finanziell aufzuwerten. Auch eine verpflichtende Lohntransparenz – sowohl im öffentlichen Bereich als auch in privaten Unternehmen – könnte für mehr Gerechtigkeit sorgen. 

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