Jetzt nur bloß nicht die Löhne heben!?
Lohnzurückhaltung?
Die Preise steigen und steigen – es wird höchste Zeit, dass die Löhne das auch tun. Bei den Lohnverhandlungen, die im Herbst wieder richtig losgehen. Klingt logisch. Aber nicht, wenn es nach dem Finanzminister geht. Oder den großen Wirtschaftsforschungsinstituten geht. Oder der Nationalbank. Die schlagen nämlich allen Ernstes Maßnahmen vor, die … dazu führen, dass Löhne hinter der Teuerung hinterher hinken sollen …
Schauen wir uns mal an, wie die hohen Preise denn zustande kommen. Ist es das teure Gas, das wir immer noch aus Russland holen? Oder das Getreide, das wegen des Krieges knapper wird?
„Bullshit“
Ein guter Teil der Preis-Explosion ist hausgemacht und zwei Drittel der Teuerung, die wir uns selber backen, hat nix mit dem teuren Gas zu tun, sondern mit der Gier der Konzerne.
Bei den Energiekonzernen, in der Bauwirtschaft, der Landwirtschaft, im Lebensmittelhandel, in der Gastronomie: Überall dreht sich die Profit-Preis-Spirale. Heißt: Die Konzerne wollen im Windschatten des Kriegs so viel abcashen wie möglich und drehen die Preise weiter hoch als nötig. Wird schon keine:r merken!
Die Konzerne heizen die Inflation mit übermäßigen Preissprüngen an. Das sagt die Europäische Zentralbank, das sagt der Internationale Währungsfonds, das sagt die Österreichische Nationalbank.
Enormer Kaufkraftverlust in Österreich
Wir alle können uns von unserem Geld um über vier Prozent weniger leisten als vor einem Jahr. Das ist der höchste Kaufkraftverlust seit mehr als 60 Jahren.
Das heißt: Die Konzerne machen fette Gewinne auf unsere Kosten … na da werden die Wirtschaftsforscher doch auch sagen: Da wird es Zeit, dass die Leute mit hohen Lohnabschlüssen was retour kriegen.
Aber nein, die Wirtschaftsforscher überschlagen sich mit guten Ideen, wie wir die Löhne …. nicht erhöhen. Es brauche jetzt “Lohnzurückhaltung”.
Das ist eine liebliche Umschreibung für: Die Arbeitnehmer:innen sollen die Wohlstandsverluste, die wir gerade erleben, weiter allein fressen. Während die Konzerne die Hand aufhalten.
Absurd teure Vorschläge der Wirtschaftsforschung bei Löhnen
Die Nationalbank hatte die gute Idee, den Inflationsausgleich in den Lohnverhandlungen an einem anderen Preisindex als dem üblichen Verbraucherpreisindex zu orientieren.
Würden wir das tun, kostet uns das in den kommenden 3 Jahren pro Nase 2.300 Euro.
Der Chef vom IHS will überhaupt, dass wir nur mehr alle 2 Jahre die Löhne erhöhen. Dann bleiben wir nicht nur ein Jahr, so wie jetzt, sondern gleich 2 Jahre auf den hohen Preisen sitzen. Der Vorschlag würde uns 2.800 Euro kosten.
Aber den Vogel schießt der Leiter vom Wirtschaftsforschungsinstitut ab. Der meint, wir koppeln die österreichischen Löhne an die deutschen Löhne. Praktisch, Deutschland hat einen riesigen Niedriglohn-Sektor, die Löhne kommen dort seit Jahren kaum vom Fleck. Pro Nase würde uns der Vorschlag 3.800 Euro kosten.
Das sind arbeitnehmerfeindliche Ideen
Wie wichtig ein guter Lohnabschluss ist, und wie arbeitnehmerfeindlich die Vorschläge der “unabhängigen” Wirtschaftsforschung sind, sieht man deutlich, wenn man es für einen längeren Zeitraum anschaut. Hätten wir diese guten “Ideen” vor über 20 Jahren schon umgesetzt, als wir auf den Euro umgestellt haben, wäre das sehr, sehr teuer für uns gewesen.
Mit der Idee des IHS-Chefs hätten wir im Durchschnitt fast 10.000 Euro weniger verdient, ginge es nach der Nationalbank wäre unser Lohn um 20.000 weniger gewesen. Am teuersten kommt erneut der Vorschlag des WIFO. Fast 60.000 Euro weniger Lohn wäre in Summe seit damals bezahlt worden.
Lohnzurückhaltung – dazu haben die Experten viel zu sagen – nur halt wenig Gescheites. Wozu sich übrigens KEINER von denen in den letzten 18 Monaten gemeldet hat: Ideen, wie man Konzerne zu Profitzurückhaltung bringt. Wie man ihre Gier zügeln kann.
Profit-Zurückhaltung statt Lohn-Zurückhaltung
Doch genau das ist es, was wir jetzt brauchen: eine Diskussion über konkrete Ideen zur Profitzurückhaltung.
Wenn die Arbeitnehmer:innen die Teuerung nicht weiter alleine schultern sollen, dann müssen in den anstehenden Verhandlungen die Löhne steigen.
Wir wissen, wenn wir auf die Profite schauen: Es ist genug da. Die Konzerne würden es nur zu gerne allein einsackln.
Vor allem in jenen den Bereichen wie Energie, Landwirtschaft oder Handel, die alle eine besonders hoher Profitinflation haben, lassen sich höhere Löhne über moderatere Profitspannen locker gegenfinanzieren.