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Demokratie

Wie die Medien seit 40 Jahren die FPÖ großmachen

Wie die Medien seit 40 Jahren die FPÖ großmachen
Die FPÖ geht zum ersten Mal als meistgewählte Partei aus einer Nationalratswahl hervor. Verantwortung dafür tragen auch die Medien. Sie haben die Partei seit 40 Jahren großgeschrieben - aus unterschiedlicher Motivation, aber mit demselben Ergebnis.
@moment_magazin Seit fast 40 Jahren treibt die FPÖ österreichische Medien vor sich hier. Die haben in dieser Zeit nichts aus ihrem Versagen gelernt. Manche Medien handeln dabei aus Überzeugung. Die anderen sind lernresistent. So oder so machen sie die Partei immer stärker. #politik #wahlen2024 #journalismus #krone #heute #österreich #wahlen @schlerwus ♬ Originalton – Moment Magazin

 

Seit 40 Jahren laufen dieses Land und seine Medien der FPÖ hinterher.

Seit ich auf der Welt bin, ruft die FPÖ: “Die Ausländer sind das Problem!”. Seit ich denken kann, versuchen andere Parteien sie zu kopieren. Und seit ich lesen kann, schreiben Medien: “Schaut, was für ein Problem die Ausländer sind! Da muss endlich mal jemand was machen!”

Seit ich lebe, werden Asylgesetze in diesem Land strenger, wird die Stimmung gegen Nicht-Österreicher:innen (oder wer dafür gehalten wird) gehässiger. Wir haben eines der einbürgerungsfeindlichsten Staatsbürgerschaftsgesetze der Welt. Menschlichkeit wurde zum Unwort. Der gute Mensch zum lächerlichen Feind.

Ist das Leben der Menschen in dem Land seitdem besser geworden? Natürlich nicht. Ganz im Gegenteil.

Wie Medien die FPÖ hofieren

Was mich als Journalisten dabei besonders aufregt: Die Medien versagen seit 40 Jahren. 

Einerseits trommeln gewisse Medien den Rhythmus und die Themen der FPÖ fleißig mit. Da kriegen die bösen Ausländer Luxuswohnungen, leben überhaupt nur von Sozialleistungen, sind eigentlich eh hauptsächlich kriminell. Wien ist in den Erzählungen dieser Medien der Vorhof zur Hölle. Wer hier wohnt, weiß freilich: Wien ist eine der lebenswertesten Großstädte der Welt. Gibt es hier Probleme? Natürlich. Aber manche Medien reden den Menschen ein, dass man nicht mal mehr aus seiner Wohnung kann, weil gewalttätige Gruppen an Ausländern die Stadt im Griff hätten. 

Diese Medien sind nicht an der Lösung für tatsächliche Probleme interessiert. Weil sie, genau wie die FPÖ, davon profitieren, wenn es Probleme gibt und die größer wirken. Weil Hass und Wut so viel mehr Klicks und Aufmerksamkeit kriegen. Weil eine rechte Regierung die reichen Eigentümer:innen nie fair besteuern wird. 

Diese Medien sind vermutlich nicht zu bekehren.

Die Lust der Medien an der Angst

Andererseits gibt es die Medien, die sich für eine Säule der Demokratie halten – und sich an der Angst vor der FPÖ aufgeilen. Weil man sich mit der FPÖ als Schreckgespenst schön der eigenen Überlegenheit versichern kann. Seit 40 Jahren sind manche Journalist:innen schockiert, dass eine strukturell rechtsextreme Partei rechtsextreme Sachen macht. Schmeißen immer und immer wieder Haider, Strache und Kickl auf ihre Titelblätter. Sie erklären FPÖ-Wähler:innen zu Trotteln oder armen Hascherln, die nicht wissen, was sie tun, anstatt sie ernst zu nehmen. Nicht auf die „wir müssen die Sorgen der Menschen ernst nehmen“-Art, in der sie automatisch recht haben. Sondern auf eine Art, die genau auf die Probleme blickt.

Diese Medien müssen und dürfen nicht weitermachen wie bisher. Wir von MOMENT.at wollen uns da nicht ausnehmen. Journalist:innen müssen natürlich Probleme aufzeigen, aber auch in der richtigen Größenordnung – und sie müssen auch die vielen demokratischen Lösungen zeigen. Es genügt nicht, immer nur die Angst vor der FPÖ zu verbreiten und zu glauben, dass das die Demokratie nachhaltig schützt. Dass die Partei rechtsextrem ist, schreckt Österreicher:innen nicht ab – vor allem nicht, wenn Medien immer wieder auch den falschen Eindruck verstärken, sie hätte irgendwie ja recht. Medien dürfen nicht immer nur nach Aufmerksamkeit heischen und ihre Bedeutung beschwören, sondern müssen Verantwortung zeigen.

So wird die FPÖ auch die nächsten 40 Jahre immer wieder groß werden, egal wie oft sie sich selbst sprengt und zerfleischt. Bis Journalist:innen endlich realisieren, dass es anders gehen muss. Aber vielleicht ist es dann zu spät.

 

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    Kommentare 5 Kommentare
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  • biedermann
    05.10.2024
    Selbst Medien, die sich gern als Qualitätsmedien bezeichnen lassen, tun da fleißig mit. In der aktuellen Wochenendausgabe des Standard sind sechs der ersten acht großformatigen Seiten ausschließlich dieser Partei gewidmet: Auf zwei Seiten werden Menschen interviewt, warum sie diese Partei gewählt haben, auf den nächsten beiden Seiten werden die Wahlerfolge dieser Partei in kleinen Gemeinden im ländlichen Raum nacherzählt und auf weiteren zwei Seiten wird ausführlich über die Zusammenarbeit dieser Partei mit den Identitären berichtet.
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  • pmoki
    03.10.2024
    nicht "vielleicht" Es ist zu spät Man kann sich folgendes auf der Zunge zergehen lassen: Lieber wählt Herr und Frau Karl eine Partei, welche extrem rechts angesiedelt ist dem Putin in den Anus kriecht und am liebsten die Demokratie in den Dreck treten will. Nebenbei süße rechtsradikale Lieder'l singt und "NULL PROBLEME" mit extremen rechten Gesindel hat mit und einem Weltbild in dem alles verleugnet wird was man verleugnen kann angefangen vom Klima bis Corona usw. ... oder sie wählen eben die Hure der Reichen Und nebenbei hau'n sich die Roten gegenseitig die Hacke ins Kreuz das es nur so scheppert. Denn da kommt einer von irgendwo daher plustert sich auf, will was weiterbringen ... aber bitte, bitte, ... nicht mit den roten festbetonierten Capos. Da bleibt kein Zentimeter Platz zwischen denen und einer Zukunft die vielleicht ein bisserl weiter entfernt ist als ihre eigene Pension. Diese Capos die mittlerweile die Totengräber der eigenen Partei, zu blöde dieses zu erkennen und mit solchen peinlichen Stumpfsinnigkeiten der Journaille anfüttern und es ihr leicht machen ihren giftigen Geifer zu verspritzen .. und dann gibt es da noch die Journaille (sicher und Gott sei Dank nicht alle) aber die meisten davon sind eben Lohnschreiber und abhängig von den Interessen des/der jeweiligen Verleger/in, kritzeln was ihnen vorgegeben wird in ihr buntes Stickeralbum und sind auch sehr stolz auf ihr Gekritzeltes (selbst erlebt) Wenn unseer BP meint: wir sind nicht so Falsch: WIR SIND SO!!!
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  • Gütinand
    02.10.2024
    Ausserdem wird es Zeit FPÖ-TV und den von der FPÖ dominierten sozialen Medien auf dem gleichen Spielfeld etwas entgegenzusetzen
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    • Axel Schweiß
      03.10.2024
      KPÖ-TV mit aufdringlicher Online-Werbung wär doch mal witzig.
  • frizzdog
    02.10.2024
    "jedes land bekommt das wahlergebnis, das es verdient". besonders traurig: alle bemühungen, dass frauen aktiver an der politik teilnehmen, münden darin, dass ausgerechnet mehr frauen jetzt die effen wählen!! die wiederholung der 30er-jahre? frau will herd und mutterkreuz?
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