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Polyester, Viskose und Ocean Plastic: Wie mit Plastikmüll Greenwashing betrieben wird. 

Umweltschutz ist für viele Menschen mittlerweile auch beim Kleidungskauf ein wichtiger Faktor. Vor allem recycelte Stoffe wie Ocean Plastic oder die aus Holz hergestellte Viskose klingen vielversprechend. Leider halten diese Materialien häufig nicht das, was sie versprechen und es steckt oft nur eines dahinter: Greenwashing. 
 

Kleidung ist mein liebstes Thema. Heute geht’s genauer gesagt um Stoffe. Da wird uns sehr viel Zeug mit viel Marketing als nachhaltig verkauft, was aber nicht nachhaltig ist. 

Ocean Plastic?

Sicher habt ihr in Läden schon öfter den Hinweis auf recyceltes Polyester gesehen, oder? Oder “Ocean Plastic”? Da wird meistens erklärt, man hätte Plastikmüll aus dem Meer gefischt und wieder verarbeitet. Was ja eine feine Idee ist, weil wir so viel Plastik im Meer haben, dass es die Fische bereits mit Nahrung verwechseln. Nur leider…stimmt das halt einfach meistens nicht!

Ocean Plastic ist leider in vielen Fällen Greenwashing. Und der Haken ist wieder einmal: Es gibt keine gesetzliche Definition von Ocean Plastic. Somit passiert folgendes: Manche Firmen verwenden Plastik, das “an den Stränden” eingesammelt wurde, “bevor es im Meer landet”. Nicht schlecht.

Wiederum andere verwenden aber Plastikmüll, der noch nicht mal in der Nähe vom Meer war – aber von dem man sagen kann, er könnte im Meer landen.

Ja eh. Diese Brille hier ist aus Plastik und könnte auch im Meer landen. Ist halt nicht sehr wahrscheinlich. Der Grund für diesen Schmäh: Plastikmüll, der noch nicht im Meer war, ist leichter aufzubereiten. Es gibt nur wenige Hersteller, die wirklich Plastik aus dem Meer fischen und dann aufbereiten.

Mikroplastik

Aber: Im Grunde ist das auch fast egal. Denn das größte Umweltproblem mit Polyester entsteht ganz woanders: Wenn man Polyesterprodukte wäscht, entstehen durch die Reibung viele kleine Fasern. Und die landen dann im Abwasser. Diese kleinen Fasern sind reinstes Mikroplastik.

In dieser winzig kleinen Variante ist Plastik übrigens für die Gewässer dieser Welt noch gefährlicher, weil: In dieser Form kann man es auch kaum noch rausfischen. Und der Clou: Es ist für dieses Problem völlig egal, ob du ein Shirt aus “neuem” oder aus “recycelten” Polyester wäschst, es kommt IMMER Mikroplastik raus.

„Grüne Stoffmischungen“

Ein weiteres häufiges Missverständnis sind Stoffmischungen. Im vergangenen Jahr hat ja C&A auf besonders grün gemacht. Deshalb hab ich mir die Produkte mal angeschaut. Unter vielen anderen nicht sehr grünen Produkten fand ich zum Beispiel einen Schal. “Nachhaltig” stand da drauf. Und bei den Stoffen: 50% Leinen, 50% Polyester. Wegen des Leinens galt er als “grün”.

In Wahrheit wird dieser Schal aber am Ende seiner Lebenszeit als Schal einfach zum Müll. Denn wenn man zwei Fasern zusammen mischt, kriegt man sie quasi nicht mehr auseinander, man KANN sie also nicht recyclen. Das gilt auch für Jeans mit 5% Elasthananteil, für Hanf/Baumwolle oder für Viskose/Polyester-Mischungen.

Daran, das zu lösen, wird seit Jahren geforscht – unter anderem auch federführend an der TU Wien. Und es wird viel probiert. Aber noch kein Projekt hat derzeit echte Marktreife.

Kleidung aus mehreren Materialien, die heute als nachhaltig markiert ist: Ich denke also, ihr wisst jetzt, was man davon halten kann. Zumindest noch.

Viskose, ein nachhaltiges Naturprodukt?

Noch ein Beispiel gefällig? Viskose. Die Faser ist aus Holz. Das ist ein nachwachsender Rohstoff.

Ist Viskose deshalb ein Naturprodukt, ursuper, leiwand? Leider nein. Damit man aus einem Baumstamm ein butterweiches Shirt machen kann, braucht es erstens verdammt viel Energie, zweitens verdammt viel Chemie und drittens verdammt viel Wasser. Das macht den Fußabdruck von Viskose leider riesengroß.

Doch im Gegensatz zum Faserrecycling gibt es da bereits eine Alternative, noch dazu aus Österreich: Lenzing, großer Faserhersteller aus Oberösterreich, hat seit einiger Zeit weltweiten Erfolg mit den Fasern Lyocell und Tencel. Das sind Viskosefasern, in denen die Produktion in einen geschlossenen Kreislauf geholt werden konnte. Dadurch konnten alle drei Faktoren, Energie, Chemie und Wasser, massiv verringert werden.

Greenwashing: Was kannst du tun?

  • Punkt 1: Je weniger Polyester, desto besser, völlig egal, ob recycelt oder nicht. Für Sportkleidung – ok. Da gibt es oft keine Alternativen, aber braucht man das Sommerkleid oder die Businessbluse aus Polyester?  
  • Punkt 2: Achte beim Kauf neuer Kleidung darauf, keine Fasermischungen zu kaufen, wenn es möglich ist. 100% Baumwolle ist für unsere Haut sowieso einer der gesündesten Stoffe.

Und für jedes Kleidungsstück gilt die Frage: Brauchst du es wirklich? 😉

Aber, fall auch beim Minimalismus bitte nicht auf billige Werbeschmähs rein.

Mehr Informationen: 

Noch mehr zu „Greenwashing“ findet ihr hier.

Ocean Plastic: Greenwashing mit Plastikmüll?

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