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Gesundheit

Psyche und Corona: Psychische Gesundheit bei über einem Viertel der WienerInnen verschlechtert

Eine neue Studie zeigt erstmals, wie schlimm sich die Corona-Krise auf die psychische Gesundheit der Menschen auswirkt. Bei über einem Viertel der WienerInnen hat sich die psychische Gesundheit verschlechtert. 

Wie schlimm wirkt sich die Corona-Krise auf die psychische Gesundheit der Menschen aus? Eine neue Studie gibt Aufschluss: Bei über einem Viertel der WienerInnen hat sich die psychische Gesundheit verschlechtert. Aber nicht alle erwischt es gleich hart.

Die Corona-Krise stellt eine große psychische Belastung dar. Dass die persönlichen und allgemeinen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, sowie die Herausforderungen in Homeoffice oder im Unterricht nicht spurlos an der Bevölkerung vorbeigehen werden, war klar. Doch die neue Studie der Stadt Wien zeigt auch deutlich, wie sehr die Corona-Krise Menschen trifft, die schon vor Corona sozial benachteiligt waren oder in prekären Verhältnissen gelebt und gearbeitet haben. 

Experten schlagen Alarm: Neben der Bekämpfung des Virus und seiner Verbreitung müssen schleunigst Maßnahmen gegen die psycho-sozialen Folgen getroffen werden. Georg Psota, Arzt und Leiter des Psychosozialen Krisenstabs der Stadt Wien warnt: „Mit dieser Studie zeigen wir eindeutig, welchen enormen Einfluss soziale Faktoren auf die psychische Gesundheit haben. Gerade in einer Großstadt wie Wien bekommen wir die Auswirkungen sozialer Ungleichheit besonders stark zu spüren. Das Schließen der Risiko-Schere zwischen Arm und Reich muss daher im Zentrum der Maßnahmen gegen die psycho-sozialen Folgen der Corona-Pandemie stehen.“

MOMENT hat die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung für dich in vier Grafiken zusammen gefasst.

 

Wer schon vor Corona-Krise psychisch angeschlagen war, ist es jetzt erst recht

Bei über einem Viertel der WienerInnen hat sich die psychische Gesundheit seit Beginn der Pandemie verschlechtert. Bei jenen, die laut eigenen Angaben schon vor Beginn der Pandemie mit psychischen Problemen zu Kämpfen hatte, hat sich bei 56% die psychische Gesundheit nochmals verschlechtert. Auch bei jenen Menschen, die selbst von einer Infektion betroffen waren oder in deren näheren Umfeld mit der COVID-19 Erkrankung konfrontiert waren, haben die Sorgen deutliche Spuren gezeigt.

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Frauen von Corona-Krise schwerer betroffen

Es gibt auch einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Lebenssituation und der psychischen Gesundheit: Wer bereits vor Corona in Armut gelebt hat oder armutsgefährdet war, keine finanziellen Rücklagen hat, in einer kleinen Wohnung lebt und den Job verloren oder Angst vor Arbeitslosigkeit hat, für den hat sich durch die Krise das Leben und damit die seelische Gesundheit verschlechtert. Vor allem zeigte sich, dass Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Die Forscher greifen hier zwei Fälle heraus, die sich auf Basis der Studie gezeigt haben.

Welche Symptome oder psychische Probleme dabei am häufigsten auftreten, das zeigt die folgende Grafik.

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Weiters ergab die Studie, dass sich ein Großteil der Menschen Sorgen darüber macht, dass die Schwere zwischen Arm und Reich weiter aufgeht. 

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Betroffene brauchen mehr Unterstützung

Jede dritte Person in Wien äußert Bedarf an Hilfs- und Unterstützungsleistungen. Vor allem hat sich die finanzielle Situation bei vielen zugespitzt. Rund ein Drittel der Personen, die sich mehr Hilfe wünscht, berichtet von Geldproblemen. Insbesondere für junge WienerInnen, sowie WienerInnen mit Migrationshintergrund und Personen, deren finanzielle Lage sich verschlechtert hat, steigt dieser Bedarf. 

Rund ein Viertel wünscht sich mehr Hilfe bei der Arbeitssuche oder Unterstützung um eine Ausbildung zu machen.

Doch viele Menschen meinten auch, dass sie unbedingt mehr professionelle Unterstützung beim Überwinden ihrer psychischen Probleme brauchen. Dabei waren die drei häufigsten Gruppen: Persoen mit einer COVID-19-Erkrankung, Verdachtsfälle, AlleinerzieherInnen und Personen, die vor der Corona-Krise bereits psychische Probleme hatten.

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Was unter anderem helfen könnte:

Ausbau der psychischen Versorgung: Mehr Kassentherapieplätze für psychische Gesundheit. Gesundheitsminister Rudi Anschober versprach hier im Laufe der Krise bereits rasche Verbesserung.

Effektive finanzielle Hilfe und Erhöhung des Arbeitslosengeldes: Vor allem Familien brauchen schnelle finanzielle Unterstützung, doch die Abwickelung des Corona-Familienhärtefallfonds hat schwer zu wünschen übrig gelassen. Auch ein höheres Arbeitslosengeld würde den Menschen gerade in dieser schwierigen Phase viel Druck nehmen. 

Unterstützung beim Lernen und Kinderbetreuung: Frauen mussten oftmals in der Corona-Krise zurückstecken, ihre Arbeitszeit reduzieren, oder neben dem Homeoffice die Kinderbetreuung und das Lernen unterbringen. Hier braucht es zur Entlastung Ideen und Konzepte über die Corona-Krise hinaus: Es braucht endlich kostenlose Ganztagsschulen, Krippen und Kindergärten.

Bessere Unterstützung für Alleinerziehende: Da sie oft aufgrund der Betreuungsverpflichtungen nicht Vollzeit arbeiten können, sich aber aufgrund der Kinder eine größere Wohnung alleine leisten müssen, sind Alleinerziehende oftmals armutsgefährdet. Eine selbstständige Alleinerzieherin, die von der Corona-Krise voll erwischt wurde, sprach hier mit MOMENT darüber, welche Unterstützung sie sich wünscht.

Leidest du unter Depressionen oder hast Suizidgedanken? Bitte wende dich an die Telefonseelsorge, kostenlos stehen dir Berater rund um die Uhr unter 142 zur Verfügung. Es gibt auch Beratungen über Chat und Mail.

Auch die Experten des Kriseninterventionszentrums stehen für eine Beratung und therapeutische Gespräche von Montag bis Freitag unter +43 1/ 406 95 95 zur Verfügung. Auch hier ist eine anonyme E-Mail Beratung möglich.

Die psychologischen Helpline des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen ist Montag bis Sonntag, 10 bis 20 Uhr unter +43 1 /504 8000 erreichbar

 

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