Tempo 100: Wundermittel gegen Verkehrsemissionen
Tempo 30 im Ort, Tempo 80 auf Landstraßen und Tempo 100 auf der Autobahn. Das bringt nichts. Höchstens böses Blut. Das behauptet die Autolobby. Und die Politik gehorcht ihr wieder einmal. Dabei ist das natürlich Unsinn. Niedrigere Tempolimits hätten viele Vorteile.
Der Verkehr ist die CO2-Katastrophe in Österreich. Seit 1990 sind die Emissionen zurückgegangen, die etwa in der Landwirtschaft oder durch unsere Gebäude entstehen. Im Verkehr hingegen sind sie so stark gestiegen, dass sie alle Fortschritte zunichtemachen. Aber, war da nicht irgendwer, der in letzter Zeit sinnvolle Vorschläge für Verkehrsmaßnahmen gemacht hat? Die Regierung? Nein. Irgendwas haben sie mit Kleber zu tun…genau, die Letzte Generation fordert bei jeder Aktion Tempo 100 auf den Autobahnen.
Was würde das bringen?
Rein physikalisch sinkt mit abnehmender Geschwindigkeit der Luftwiderstand. Ein Auto braucht dann weniger Sprit. Und weniger Sprit heißt weniger Emissionen. Eine Verringerung des Tempos von 130 auf 100 km/h führt zu einer Senkung der Emissionen um 23%. Gemeinsam mit Tempo 80 auf Landstraßen kann so viel CO2 eingespart werden wie 100.000 Menschen in Österreich IM JAHR verursachen.
Der Autoverein ÖAMTC spielt die Wirkung herunter. Das seien nur 1-3% weniger Gesamtemissionen im Verkehr, sagt er. Aber: Auf den KfZ-Verkehr bezogen, sind das 10% weniger Emissionen. 10% weniger – mit einer einzelnen Maßnahme! In einem Bereich, in dem die Emissionen seit Jahrzehnten immer nur steigen. Temporeduktionen sind deshalb laut Umweltbundesamt die effektivste Einzelmaßnahme im Verkehr.
Der Gesundheit und Umwelt zuliebe
Was schon stimmt: Alle Probleme im Verkehr löst das noch längst nicht. Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, braucht es neben der Temporeduktion auf 30 im Ortsgebiet, 80 auf Freilandstraßen und 100 auf der Autobahn noch weitere Maßnahmen. Die Anhebung der Mineralölsteuer, ein Zulassungsstopp für diesel- und benzinbetriebene Autos nach 2030 – und ganz wichtig: echte Alternativen! Mehr und bessere öffentliche Verkehrsmittel und attraktivere Rad- und Fußwege zum Beispiel. Wir können uns mittlerweile nicht mehr leisten, nur das rauszupicken, was uns gefällt. Für Klimaneutralität 2040 brauchen wir ALLE diese Maßnahmen und mehr.
Temporeduktionen haben zusätzlich den Vorteil, dass sie schnell und günstig umsetzbar sind. Ein Gesetz und ein paar neue Schilder reichen. Außerdem ist es eine Maßnahme mit direkten Vorteilen für unsere Gesundheit. Um die Hälfte weniger Stickoxide und 34% weniger Feinstaub werden ausgestoßen, wenn wir den Fuß vom Gas nehmen.
Und es wird leiser: 130 statt 100 km/h führen zu einer Verringerung des Verkehrslärms um drei Dezibel. Die Zahl klingt nicht so beeindruckend. Aber sie ist es. Für das menschliche Ohr wirken diese 3 Dezibel weniger so, als würde sich der Verkehr halbieren.
Wir wären nicht langsamer durch Tempo 100
Neben besserer Gesundheit bedeuten Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen auch weniger Unfälle und damit Tote und Verletzte. Auch dazu gibt es Berechnungen: Die Temporeduktionen würden jährlich 116 Menschenleben retten und 7.000 Verletzte weniger bedeuten.
Und jetzt kommt das Absurdeste: Tempo 100 macht uns oft nicht einmal langsamer! Wenn alle sich an eine geringere Geschwindigkeit halten, erhöht sich die Leistungsfähigkeit der Fahrbahn. Das heißt, sie kann mehr Autos gleichzeitig aufnehmen und das reduziert Staus.
Klimafreundlicher, leiser, schneller, gesünder und ein Lebensretter – das Tempolimit ist ein Wundermittel. Doch die Politik steckt den Kopf in den Sand und tut so, als würden wir unsere Klimaziele nur mit Wunschdenken erreichen. I have news for you: das wird sich nicht ausgehen. Also macht endlich euren Job!
Nicht nur die tagtägliche Mobilität, sondern auch die An- und Abreise in den Winterurlaub muss sich in Zukunft anders gestalten. Wie? Das erkläre ich hier.