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Ungleichheit
Gesundheit

Wie es armen Menschen in der Krise geht, in 7 Punkten

Wie geht es Menschen in Armut in der Krise? Das zeigt eine neue Studie Armutsbetroffene und -gefährdete Menschen diskutierten in Gruppen, wie es ihnen in der Pandemie ergeht.

Die Ergebnisse wertete Eveyln Dawid von der Österreichischen Armutskonferenz für das Sozialministerium aus. Wir haben die wichtigsten Punkte für dich zusammengefasst:
 
#1 Zuverdienst ist weggefallen

Viele armutsbetroffene Menschen verdienen sich mit einer geringfügigen Beschäftigung neben Arbeitslosengeld, Notstandshilfe oder Pension etwas hinzu. Dieser Zuverdienst ist in vielen Fällen weggefallen und damit bis zu einem Drittel des Einkommens von Personen, die ohnehin schon jeden Euro umdrehen müssen.

Wir haben über die Unsicherheit von geringfügig Beschäftigten schon im März berichtet.

#2 Einige verließen kaum ihr Haus aus Angst vor unbezahlbaren Strafen

Die Ausgangsbeschränkungen während des Lockdowns wurden von der Regierung immer wieder falsch kommuniziert. Im Internet kursierten immer wieder Fälle, in denen Menschen fürs Sitzen auf Parkbänken Strafen von bis zu 500 Euro bekamen. Die Studie ergab, dass einige armutsbetroffene Personen aus Angst vor eben solchen Strafen ihr Zuhause kaum verließen.

#3 Sie spürten höhere Lebensmittelpreise

Obst und Gemüse werde stetig teurer, berichteten armutsbetroffene Menschen in den Diskussionen. Diese Wahrnehmung bestätigt eine Erhebung der Arbeiterkammer. Sozialmärkte berichteten gegenüber MOMENT wiederum von einem Andrang an neuen KundInnen.

#4 Gesundheit leidet

Arme Menschen haben im Schnitt mehr gesundheitliche Probleme. Das heißt auch, dass sie verstärkt zur Risikogruppe gehören.

Wer arm ist, lebt bis zu zwölf Jahre kürzer als DurchschnittsverdienerInnen. Auch psychische Erkrankungen sind in der Krise ein großes Thema. Eine Studie zeigt, dass sich die psychische Gesundheit von etwa einem Viertel der WienerInnen in der Krise verschlechtert hat. Auch hier gibt es einen Zusammenhang zwischen Armut und der Wahrscheinlichkeit, dass die Krise die Psyche angeschlagen hat.

#5 Schlechtere Verhandlungschancen in der Zukunft

Den meisten Kunstschaffenden und vielen Ein-Personen-Unternehmen sind in der Pandemie erstmal ein Großteil der Aufträge weggebrochen. Wer kein Sicherheitsnetz hat, gerät dann schnell in die Armut. Selbstständige kritisieren seit Monaten, dass die Corona-Hilfen nicht zielsicher greifen, KünstlerInnen geht es ähnlich.

Die TeilnehmerInnen der Studie befürchten, dass sie in der Zukunft in einer schlechten Verhandlungsposition gegenüber AuftraggeberInnen sein werden. Schon jetzt gäbe es im Kunstbetrieb „Pandemie-Klauseln“, die das Risiko für abgesagte Produktionen auf die KünstlerInnen abwälzen.

#6 Homeschooling war eine unglaubliche Herausforderungen

Vor allem für armutsbetroffene AlleinerzieherInnen war Homeschooling kaum zu bewältigen. Sie fühlten sich von den Schulen zu wenig unterstützt, oft reichte die technische Ausstattung auch einfach nicht aus. Mütter befürchten, dass ihre Kinder noch weiter zurückfallen als jene, die keine Geldsorgen haben.

Diese Angst ist wohl berechtigt. Auch BildungsforscherInnen sprechen davon, dass arme Kinder in der Krise zurückgelassen werden.

#7 Private Hilfe war am wichtigsten

Die wichtigste finanzielle Hilfe kam aus dem privaten Umfeld. Sie war schnell, unkompliziert und kam meist von den Eltern der Betroffenen – egal wie alt diese waren. Staatliche Hilfen wurden aus ihrer Sicht zu spät oder bisher noch gar nicht ausgezahlt. Ein aktuelles Beispiel: 25.000 Familien warten noch immer auf Hilfen aus dem Familienhärtefonds – manche davon seit April.

 

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