Auch arme Menschen sollen Kinder kriegen, wenn sie das wollen
Daniela Brodesser hat vier Kinder. Nicht nur einmal musste sie sich anhören, dass ihre Familienplanung verantwortungslos wäre. In der neuen Armutprobe erklärt sie, warum das Unsinn ist.
Ja, ich habe vier Kinder. Vier wundervolle Kinder, die mein Leben unglaublich bereichern. Ich möchte mir eine Welt ohne sie nicht vorstellen. Meinem Mann und mir war klar, dass wir eine große Familie möchten. Er ist als Scheidungskind von seinem Bruder getrennt aufgewachsen, ich bin Einzelkind.
Klar, das Aufwachsen in einer von Armut betroffener Familie ist nicht einfach. Egal wie viel Liebe ich ihnen gebe, manche Sachen sind einfach nicht drinnen. Wir tun unser Bestes.
Keine Sekunde Reue
Wer glaubt, dass nur finanziell fix abgesicherte Menschen Kinder bekommen sollten, sagt damit: Ihr seid selbst schuld. Ihr habt es nicht verdient, eine Familie zu gründen. Pech gehabt, die Welt ist, wie sie ist. Dabei ist auch die Mittelschicht nur einen Schicksalsschlag von der Armut entfernt.
Ich verstehe nicht, wieso einzelne Personen dafür beschämt werden, wenn es doch äußere Umstände sind, die den Kindern ein sorgenfreies Leben nehmen. Unsere Kinder werden im Klassenverband ausgeschlossen, weil sie sich weniger leisten können. Warum nicht bei jenen ansetzen, die den Wert eines Menschen am Einkommen festmachen? Unsere Kinder haben schlechtere Aufstiegschancen als die von wohlhabenden Eltern. Wieso nicht das Bildungssystem umkrempeln, sodass kein Kind zurückgelassen wird?
Viele Eltern, vor allem Mütter, arbeiten Teilzeit, weil der Kindergarten zu früh zu macht. Sie verlieren ihre Aufstiegschancen, weil die wichtigen Meetings erst am Abend stattfinden und sie die Kinder von der Schule holen müssen. Auch unser Leben würde anders aussehen, wenn es nahtlose Betreuungsmöglichkeiten gegeben hätte.
Egal wie hoch die Zahl auf meinem Konto ist, ob ein Minus davor steht oder ein Plus. Ich habe noch keine Sekunde bereut, meine Kinder bekommen zu haben.