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Arbeitswelt
Ungleichheit

Ende der Bildungskarenz: Wen trifft es?

Ende der Bildungskarenz: Wen trifft es?
FPÖ und ÖVP schaffen die Bildungskarenz ab. Frauen sind besonders davon betroffen. Foto: Stock Snap/Pixabay
FPÖ und ÖVP schaffen die Bildungskarenz ab. Frauen sind davon besonders betroffen. Wie es jetzt weitergeht und was das Ende der Bildungskarenz bedeutet, erfährst du in diesem Beitrag.

Warum wird die Bildungskarenz abgeschafft?

6,4 Milliarden Euro wollen FPÖ und ÖVP 2025 sparen. Um einen Teil dieses Loches zu stopfen, wird die Bildungskarenz abgeschafft. Das soll bis zu 350 Millionen Euro in das angeschlagene Budget spülen.

Was ist die Bildungskarenz?

Arbeitnehmer:innen mit Anspruch auf Arbeitslosenversicherung haben auch einen Anspruch auf Bildungskarenz. Sie können diese mit dem:der Arbeitgeber:in vereinbaren und werden für die Dauer der Weiterbildung – höchstens allerdings ein Jahr – von der Arbeit freigestellt. In dieser Zeit erhalten sie kein Gehalt, sondern Weiterbildungsgeld durch das AMS.

Warum gibt es die Bildungskarenz?

Eingeführt wurde die Bildungskarenz 1997 von der damaligen Großen Koalition. Neben der Weiterbildungsmöglichkeit sollte die Maßnahme damals auch dazu dienen, das reale Pensionsantrittsalter zu erhöhen.

2008 diente die Bildungskarenz dann vor allem als arbeitsmarktpolitische Maßnahme. Während der Wirtschaftskrise sollte sie, ähnlich wie Kurzarbeit, die Arbeitslosigkeit verhindern.

Heute hilft die Bildungskarenz unter anderem bei der Umorientierung im Job. Kann ein Job zum Beispiel aufgrund des höheren Lebensalters oder körperlich anspruchsvoller Arbeit nicht mehr länger durchgeführt werden, bietet die Bildungskarenz eine gute Möglichkeit auf Neuorientierung. Eine wichtige Maßnahme, wenn es darum geht, länger gesund zu arbeiten.

Wer nimmt die Bildungskarenz in Anspruch?

Im Jahr 2021 nahmen 13.912 Personen die Bildungskarenz in Anspruch. Das ist doppelt so viel wie noch 2010. 74 Prozent der Bezieher:innen waren Frauen. Sie nutzen die Bildungskarenz häufig im Anschluss an die Elternkarenz.

Gab es Kritik an der Bildungskarenz?

2023 veröffentlichte der Rechnungshof einen Bericht, in dem er die hohen Kosten der Bildungskarenz kritisierte. Auch fehlende Treffsicherheit und ungewisser Mehrwert für den Arbeitsmarkt wurden hervorgehoben.

Infrage gestellt wurden auch die inhaltlichen und zeitlichen Anforderungen der Aus- und Weiterbildungen und dass sie häufig von bereits höher qualifizierten Personen in Anspruch genommen wird.

Auch in den im Jänner geplatzten Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS war die Bildungskarenz Thema. Allerdings war von einer Reform die Rede und nicht von einer Abschaffung.

Wieso betrifft vor allem Frauen das Aus der Bildungskarenz?

Bei Frauen war die Bildungskarenz vor allem im Anschluss an die Elternkarenz beliebt. Dadurch hatten Mütter nach der Elternkarenz eine höhere Erwerbsbeteiligung.

Ohne Bildungskarenz werden Frauen nach Ende der Elternkarenz häufiger ganz aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, um sich weiterhin der Kinderbetreuung zu widmen – zumindest vorübergehend.

Frauen waren nach angehängter Bildungskarenz mehr Stunden erwerbstätig als Mütter, die nach der Elternkarenz direkt wieder in den Job einstiegen. Das bedeutet ein höheres Jahreseinkommen. Das Gehalt von Frauen hat sich auch im Anschluss an die Bildungskarenz positiv entwickelt. Es stieg schneller.

Die Abschaffung der Bildungskarenz widerspricht auch dem steigenden Bedarf an Weiterbildungen. Zukünftig könnte das den Fachkräftemangel weiter verschärfen und zu einer schlechteren Integration der Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt führen.

Wie geht es weiter mit der Bildungskarenz?

Abgeschafft wird sie wohl frühestens im zweiten Halbjahr 2025.

Den Gesetzesentwurf für die Änderung könnten FPÖ und ÖVP allerdings bereits kommende Woche im Nationalrat einbringen.

Alle Arbeitnehmer:innen mit Anspruch auf Arbeitslosenversicherung haben aber auch weiterhin Anspruch auf Bildungskarenz, sofern der:die Arbeitgeber:in zustimmt. Eine Bildungskarenz ist also weiterhin möglich.Bereits bewilligte Anträge bleiben ebenfalls gültig.

Gibt es Alternativen zur Bildungskarenz?

Eine mögliche Alternative ist die Bildungsteilzeit. FPÖ und ÖVP haben hier keine Änderungen angekündigt.

Diese muss mindestens vier Monate und darf maximal 24 Monate dauern. Während der Bildungsteilzeit wird die Arbeitszeit um 25 bis 50 Prozent reduziert. Daneben müssen pro Woche mindestens 10 Stunden für Aus- und Weiterbildung genutzt werden. Die Bildungsteilzeit kann auch in Teilen innerhalb von vier Jahren konsumiert werden.

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