Nächste Klimakonferenz gescheitert, aber wir können uns eine fossile Zukunft nicht leisten
Die COP 29 fand 2024 in Aserbaidschan statt. Nach der Austragung in Dubai vergangenes Jahr war also auch heuer abermals ein öl- und gasreiches Land Gastgeber. Und das bei einer Klimakonferenz, deren Ziel ein konkreter Plan für den Ausstieg aus fossilen Energien sein muss.
Hier prallen Interessen aufeinander. Die Energieversorgung Aserbaidschans beruht nahezu vollständig auf fossilen Brennstoffen. Öl- und Gas-Exporte machen zudem zwei Drittel des Staatseinkommens aus. Klare Pläne wie der Ausstieg aus fossilen Energien gelingen soll, fehlen also leider wenig überraschend auch nach der 29. Runde der Klimakonferenz.
Warum ist die Klimakonferenz gescheitert daran?
Aserbaidschan ist nicht das einzige Land mit so einem Interessenskonflikt. Aktuell handelt kein Land der Welt in einem Rahmen, der es ermöglichen würde, die Pariser Klimaziele einzuhalten. Jede Nation stößt mehr Treibhausgase aus, als sie sollte, und heizt unserem Planeten damit noch mehr ein. Auch Österreich hat seit über 1.400 Tagen kein Klimaschutzgesetz. Das heißt: keinen festgeschriebenen Plan, wie das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden soll. Dabei braucht es den Ausstieg aus fossilen Energien dringend, um die Treibhausgas-Emissionen zu verringern.
Dass die Erderhitzung rasch und sogar schneller voranschreitet als gedacht, zeigt sich in den monatlichen Meldungen über die (erneute) Unerreichbarkeit der Klimaziele. Laut Copernicus, dem Erdbeobachtungsprogramm der EU, wird die Erderhitzung heuer erstmals über 1,5°C liegen.
Reiche verursachen mehr Emissionen, während Ärmere verstärkt unter der Klimakrise leiden
Die Emissionen sind ungleich verteilt: In Österreich verursachen die reichsten 20 Prozent doppelt so viele Emissionen, wie die ärmsten 20 Prozent. Während wohlhabende Menschen, ihr Konsum und die daraus entstehenden Emissionen überdurchschnittlich zur Klimakrise beitragen, werden ihre Interessen zu stark in der Klimapolitik berücksichtigt, wie Befragungsdaten zeigen. Mehr als ein Drittel der Befragten ist der Ansicht, dass Interessen von wohlhabenden Menschen in der Klimapolitik zu stark berücksichtigt werden, unabhängig von der eigenen ökonomischen Lage.
Ärmere Haushalte tragen weniger zur Erderhitzung bei, sind aber stärker von den Auswirkungen betroffen. Menschen im unteren Einkommensdrittel leiden doppelt so oft unter Kreislauf- oder Schlafproblemen als jene im oberen Drittel – Beschwerden, die mit der Klimakrise zunehmen. Auch der Beruf hat Einfluss darauf, wie sehr eine Person von klimabezogenen Belastungen betroffen ist. So ist etwa die Hälfte der Arbeiter:innen durch Hitze in ihrer beruflichen Tätigkeit belastet. Bei Angestellten, im öffentlichen Dienst Beschäftigten, freien Dienstnehmer:innen und Selbstständigen ist das weit weniger der Fall.
Wetterextreme sind durch Klimakrise häufiger und intensiver
Im September waren die Folgen der Klimakrise auch in Österreich unmittelbar spürbar. Die Extremregenfälle verursachten ein weiteres Jahrhundert-Hochwasser, extremen Temperaturschwankungen verursachten Schneefall nur kurz nach dem heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen.
Naturkatastrophen gab es auch schon vor der Klimakrise, aber es ist belegt, dass der weltweite CO2-Ausstoß Überschwemmungen bis zu neun Mal häufiger und auch deutlich intensiver ausfallen lässt.
Auch in Österreich gab es Tote durch die Hitze und während des September-Hochwassers. Trotz unseres Wohlstands, des verbesserten Hochwasserschutzes, der Frühwarnsysteme, Wettermodelle, und vorbereiteten Einsatzpläne. Ohne wirksamen Kampf gegen die Klimakrise werden die Katastrophen weiter zunehmen und immer schlimmer ausfallen.
Klimakatastrophen kosten mehr als Klimaschutz
Die Unwetterschäden kosten uns langfristig viel mehr als Investitionen in effektiven Klimaschutz. Allein die zukünftigen Hochwasserschäden werden bis 2065 durchschnittlich zwischen 300 Millionen bis 1,8 Milliarden Euro pro Jahr betragen. Die Auswirkungen des klimapolitischen Nicht-Handelns sind außerdem schon heute im Budget spürbar: Studien schätzen die jährlichen Schäden durch die zunehmenden Extremwetterereignisse, der stetigen Anpassungen an die Klimakrise und die klimaschädlichen Subventionen auf 5 bis 15 Milliarden Euro jährlich.
Derartige Kosten können nur verhindert werden, indem Geld für entsprechende, zukunftsfähige Investitionen in die Hand genommen wird. Statt Klima- und Katastrophenschutz endlich ernst zu nehmen, wird das Budget aber mit klimaschädlichen Subventionen von rund 4,1 bis 5,7 Milliarden Euro jährlich belastet. Die fehlende Weitsicht der Politik kommt uns alle teuer.
Im Vergleich dazu sind die benötigten Investitionen für die Klimawende gering: bis 2040 müssen rund 44 Milliarden Euro in die Netzinfrastruktur investiert werden. Das entspricht jährlich etwa 2,8 Milliarden Euro – weit weniger als uns die Auswirkungen der Klimakrise kosten.
Österreich ist reich genug, um als Musterschüler im Kampf gegen die Klimakrise voranzugehen. Um dem weiteren Temperaturanstieg entgegenzuwirken, braucht es rasche Maßnahmen hin zu einer sozial ökologischen Transformation. Dafür braucht es ein Klimaschutzgesetz, den Öffi-Ausbau und mehr Renaturierung, dafür weniger Bodenversiegelung und klimaschädliche Subventionen.