Blackout in Meidling: Wie Mieter:innen in einer Baustelle leben müssen

Ivica war schon bereit. Bereit, die Koffer mit dem Nötigsten zu packen und schnellstmöglich seine Wohnung zu verlassen. Die Feuerwehr war im Haus und hatte kurzerhand Strom und Gas abgestellt. Gefahr in Verzug. Durch die Sicherungskästen floss das Regenwasser. Und irgendwo war eine Gasleitung undicht.
“Der Einsatzleiter hat gesagt, wir müssen wohl raus”, berichtet Ivica. Raus aus dem Altbau-Mietshaus in der Wiener Flurschützstraße, das seit Jahren eine offene Baustelle ist. Wo kein Dach mehr gedeckt ist und riesige Löcher in der Fassade klafften. Wo ein Fahrstuhlschacht nur ein schwarzes Loch ist, vor dem notdürftig Bretter befestigt sind.
Offener Fahrstuhlschacht und jetzt der Blackout
“Stellen Sie sich vor, da rennt ein Kind rum oder einer stürzt und fällt dann in den Schacht”, sagt er. Vom Dach des Eckhauses seien Ziegel und Steine geflogen und in hofseitige Fenster eingeschlagen oder auf dem Gehsteig zerborsten. Gleich daneben befindet sich eine Straßenbahnhaltestelle. Ivica zeigt MOMENT.at Fotos der Einschlagstellen.
Aber als wir reden, sitzt er in seinem Wohnzimmer und nicht irgendwo anders. Denn am Ende konnten er und seine Familie doch im Haus bleiben – und auch die anderen verbliebenen sieben Mietparteien. MOMENT.at hat ihre Namen in diesem Bericht geändert. Nur: Strom und Gas in den Wohnungen waren nach dem Wochenende mit Dauerregen und Feuerwehreinsatz Ende März weg.
Notdürftig legten die Mieter:innen Verlängerungskabeln von der Strom-Entnahmestelle unten durch das Stiegenhaus. Ivica zeigt Fotos vom Kabelwirrwarr im Treppenhaus. In den Wohnungen schlossen die Mieter:innen dann an Verteilersteckdosen die nötigsten Geräte an. Lampen und die Ladegeräte der Telefone. “Ich hab mich gar nicht getraut, den Kühlschrank anzustecken, weil das nur eine Leitung war”, sagt Ivica.
Wochenlang kein warmes Wasser
Das Schlimmste für ihn war: Seitdem gab es keine Heizung und kein Warmwasser. Beim Gespräch mit ihm ist es empfindlich kalt in der Wohnung. Über Durchgangsküche und Wohnzimmer verteilt stehen drei Elektroradiatoren herum. Zwei davon hat die Hausverwaltung vorbeigebracht, nachdem das Gas weg war.
Als die Mitarbeiter vor seiner Tür standen, war Ivica überrascht: „Ich dachte, die kommen mit einer Schachtel vorbei, wo ein neuer Radiator drin ist,” sagt er. Aber nein: In die Wohnung gestellt bekam er zwei verdreckte Geräte mit gehärteten Mörtel drauf, die offenbar direkt von einer Baustelle kamen. “Einen habe ich angeschaltet. Der hat gleich laut gebrummt. Also habe ich ihn lieber ausgeschaltet und mir selbst einen besorgt”, sagt Ivica.
Der Dreck der ungesicherten Baustelle, die kaputten Fenster und Löcher in den Fenstern, das seit langer Zeit undichte Dach: All das hielten die Mieter:innen über Jahre aus. “Aber Strom und Gas weg, das geht nicht”, sagt Ivica.
Auch Mitarbeiter der Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt Wien waren dabei, als die Feuerwehr Strom und Gas abstellte. “Die waren ganz schockiert und haben gar nicht gewusst, dass das Haus so aussieht”, sagt Ivica. Dabei sei es vor ein paar Monaten schlimmer gewesen. Riesige Löcher klaffen in den Außenwänden dort, wo früher einmal Fenster waren, berichtet Ivica. Notdürftig wurden im November 2024 Sperrholzbretter davor befestigt.
Die Behörden machen jetzt offensichtlich Druck. Arbeiter hätten kurz nach dem Blackout im Haus lose Ziegel vom Dach des Hauses nach unten geschleppt. Die elektrischen Leitungen im Haus waren so marode, dass die Hausverwaltung innerhalb weniger Tage eine neue installieren lassen musste. Die wirkt zwar reichlich provisorisch – von Verteilerkästen unten ziehen sich Kabelbündel offen durch das gesamte Haus – aber immerhin haben die Bewohner:innen seitdem wieder Strom.
“Es ist seit Jahren katastrophal im Haus”, sagt Marija, die ebenfalls hier wohnt. Seit Jahren hätten sie und ihr Mann sich immer wieder über die Zustände im Haus beschwert. “Wir haben regelmäßig E-Mails geschickt und nie Antworten erhalten”, sagt sie zu MOMENT.at.
Immo-Gruppe GPH Real Estate kaufte das Haus
Im Jahr 2019 kaufte eine Firma namens Entwicklung Flurschützstraße GmbH das Eckhaus in Meidling. Die Firma gehört zu mehr als 90 Prozent der GPH Real Estate. Geschäftsführer beider Unternehmen ist Pinchas Gadilov. Schöne Bilder auf der Projekt-Website der Immobilienfirma zeigen, wie es hier früher einmal aussah. Ein typischer Gründerzeitaltbau mit gemustertem Fliesenboden, braun angestrichenen Holztüren und Außentoiletten.
Im Frühling 2021 starteten Bauarbeiten im Haus. Mit “Generalsanierung und Dachgeschossausbau” ist das Projekt betitelt. “Nachdem das begonnen wurde, haben alle im Haus gesagt: Super, dass da was passiert”, sagt Ivica. “Wenn das Dach ausgebaut wird, dann wird auch im Rest des Hauses was gemacht. Aber es ist gar nichts passiert.” Stattdessen habe sich das Haus in eine chaotische Baulandschaft verwandelt.
Das Dach wurde abgetragen und ein paar Eisenträger oben montiert. Von der Straße ist zu sehen, wie oben Plastikplanen im Wind flattern und wie sich unter einem Loch in der Außenwand schmutzige Spuren von abfließendem Wasser die Fassade herunterziehen. Wer will, kann sich diese klaffende Wunde des Hauses auch von oben anschauen: Die Tür unten steht offen, nirgendwo auf dem Weg nach oben gibt es eine Absperrung.
Überall wurde was angefangen und nichts fertig
Am Dach liegt unter Schutt verborgen und in Plastik eingeschweißt die Bedienungsanleitung einer Tauchpumpe. Die wurde hier offensichtlich erst kürzlich verwendet, um Regenwasser vom Dach herunter zu bekommen. Regenwasser, das laut Bewohner:innen zentimeterhoch stand und das immer wieder in die Wohnungen und das Stiegenhaus darunter tropfte. An den Decken und Wänden dort ziehen sich Wasserflecken und Risse entlang. Es hat sich Schimmel gebildet.
Leerstehende Wohnungen wurden entkernt, Fenster, Türen und Böden rausgerissen und so belassen. In den Gängen wurden Baumaterialien gestapelt. Vor Hauseingangstüren wurde der Fliesenboden aufgerissen, die Bewohner:innen mussten über darauf gelegte Sperrholzplatten balancieren. Ein Fahrstuhlschacht wurde gemauert und blieb dann unverputzt und ungesichert stehen.
“Hier wurde überall irgendwas angefangen und nicht weitergemacht. Keine der leeren Wohnungen ist auch nur zu 25 Prozent fertig”, sagt Marija. Die zuständige Hausverwaltung InnerCity Immobilienmanagement habe sie zu Beginn über das Projekt informiert. “Aber es gab keine Pläne, was hier überhaupt gemacht werden soll.” InnerCity Immobilienmanagement übernahm die Verwaltung des Hauses, kurz nachdem im April 2021 die Baubewilligung erteilt worden war.
Hausverwaltung und Putzfirma gehörten dem Besitzer
Es war praktisch eine In-House-Lösung: Die InnerCity Immobilienmanagement wurde laut Einträgen in der Firmendatenbank Northdata ein paar Monate zuvor gegründet. 100-Prozent-Gesellschafter des Unternehmens war die GPH Real Estate. Der Geschäftsführer hieß Pinchas Gadilov. Der Firmensitz war bei beiden Unternehmen derselbe.
Im Oktober 2024 übernahm ein anderer Geschäftsführer mit einer anderen Gesellschaft die Hausverwaltung, die danach den Firmensitz wechselte. Bis zur eigenen Website von InnerCity Immobilienmanagement hat sich das aber offenbar noch nicht herumgesprochen: Dort ist weiterhin die Adresse in der Taborstraße angegeben, wo auch GPH Real Estate sitzt.
Zu Beginn der Bauarbeiten seien Mitarbeiter von Hausverwaltung und GPH Real Estate noch öfter mal im Haus vorbeigekommen, erzählt Ivica. “Ich dachte mir: Toll, dass jemand da ist. Dann sehen die, was hier passiert und wie die Baustelle aussieht mit dem ganzen Schmutz”, sagt er. “Die müssen das ja sehen und die Baufirma darauf hinweisen, dass da was falsch läuft.” Aber: Seit Beginn der Arbeiten vor mehr als vier Jahren, habe sich nichts getan.
Was den Schmutz im Stiegenhaus angeht, das laut Bewohner:innen seit Jahren nicht geputzt worden ist, müsste GPH Real Estate nicht weit gehen, um sich zu informieren. Laut MOMENT.at vorliegenden Betriebskostenabrechnungen des Hauses in der Flurschützstraße ist dafür seit Mitte 2022 eine Firma namens R Clean Up GmbH zuständig.
Plötzlich explodierten die Reinigungskosten
Sie gehört zu 100 Prozent der GPH Real Estate, ihr Firmensitz ist derselbe und ihr Geschäftsführer heißt ebenfalls Pinchas Gadilov. Zuvor hatte für ein dreiviertel Jahr eine ähnlich klingende Firma das Haus “gereinigt”. Über sie findet sich weder ein aktiver noch ein erloschener Firmenbucheintrag. Den Bewohner:innen wurden zunächst jährlich rund 5.300 Euro für die Hausreinigung in Rechnung gestellt.
Im Jahr 2023 stieg dieser Betrag plötzlich um fast 3.000 Euro. Geputzt wurde laut Bewohner:innen des Hauses aber nicht regelmäßig. Ein Putzprotokoll hängt nirgendwo sichtbar im Haus aus. Erst nachdem die Behörden auf das Gebäude aufmerksam wurden und MOMENT.at bei GPH Real Estate nachfragt, was im Haus vor sich geht, sei mal wieder jemand vorbeigekommen, berichtet Bewohnerin Marija.
In einem anderen Stockwerk des Hauses bittet Katarina in ihre kleine Wohnung und zeigt nach oben an die Decken. In ihrer kleinen Küche, dem Bad und ihrem Schlafzimmer sind deutlich Wasserflecken zu sehen. Sie ziehen sich die Wand hinunter. “Seit einem Jahr ist das so, niemand ist gekommen”, sagt sie zu MOMENT.at.
Aus der leeren Wohnung über ihr kam das Wasser
An einem Abend im Juli vergangenen Jahres sei es besonders schlimm gewesen. Wasser tropfte von der Decke, die Feuerwehr rückte an. Den Bericht darüber hat Katarina in eine Klarsichtfolie gehüllt und in einen Ordner abgeheftet. In der darüberliegenden leerstehenden Wohnung bemerkten die Feuerwehrleute Wasseraustrittsgeräusche, heißt es darin.
Sie öffneten die Wohnungstür und drehten im Bad das geöffnete Eckventil ab. Nach einer halben Stunde rückte die Feuerwehr wieder ab und wies Bewohnerin Katarina noch “auf die Gefahren des elektrischen Stromes” hin. Warum das Ventil in der leerstehenden Wohnung geöffnet war, konnte niemand erklären. Katarina sagt: “Sie wollen uns nicht da, sie wollen uns rausschmeissen. Wir wissen, warum.”
Bewohner:innen berichten MOMENT.at, dass GPH Real Estate auf sie zugekommen sei, kurz nachdem das Haus gekauft worden war. Ob sie nicht ausziehen wollen, wenn sie dafür einen Geldbetrag erhalten? Ein niedriger fünfstelliger Betrag sei angeboten worden. “Wir haben ihn gebeten, das schriftlich zu machen”, berichtet ein:e Bewohner:in.
Doch ein entsprechendes Angebot sei trotz Nachfrage nie gekommen. Ein:e andere:r habe gefordert, diese sogenannte Ablösezahlung über ein Treuhandkonto abzuwickeln. “Da ist dem schon ganz anders geworden”, berichtet die Person. Auch hier habe GPH Real Estate versprochen, ein schriftliches Angebot zu schicken. Auch bei ihr sei nie etwas gekommen.
GPH Real Estate reagiert nicht auf Anrufe und Fragen
Marius H. ist laut seiner Visitenkarte, die er an Bewohner:innen im Haus verteilte, zuständig für das Asset Management bei GPH Real Estate. MOMENT.at ruft ihn an und bittet um ein Gespräch. „Ich muss mit der Geschäftsleitung rücksprechen, ob wir dazu ein Interview führen“, antwortet H. Danach wird er trotz mehrfacher Versuche nicht mehr abheben oder zurückrufen. Auf E-Mails und einen Fragenkatalog an ihn und das Unternehmen erhält MOMENT.at keine Antworten.
Auch vor Ort geben sich die Verantwortlichen zugeknöpft. Als MOMENT.at für ein Gespräch mit Bewohner:innen das Haus besucht, sind auch drei Männer der Hausverwaltung dort. Sie gehen von Wohnung zu Wohnung. Einer von ihnen bindet sich gerade die Schuhe. Er richtet sich auf und ohne dass man sich vorstellen oder eine Frage stellen kann, sagt er: „Kein Kommentar!“ Er weist darauf hin, „dass Sie sich ohne Einwilligung des Eigentümers im Haus aufhalten“. Über alles weitere werde die Hausverwaltung in einer offiziellen Stellungnahme informieren.
Sachbearbeiter der Firma ist Bezirksrat der Grünen
Das betont auch Michael Rauchmann. Er ist der für das Haus zuständige Mitarbeiter der Hausverwaltung InnerCity Immobilienmanagement. Viermal verweist er im Laufe des Telefonats mit MOMENT.at darauf, dass “eine offizielle Antwort von meiner Geschäftsleitung rausgeht. Weil ich bin Sachbearbeiter.” Tatsächlich hat Rauchmann keine wirtschaftlich verantwortliche Position in dem Unternehmen. Was Rauchmann auch noch ist: Bezirksrat der Grünen für Bautätigkeit und Bezirksentwicklung in Wien Döbling. “Aber das ist vollkommen getrennt von meiner Arbeit als Verwalter”, sagt Rauchmann.
Dass wenige Tage nach dem Totalausfall von Strom und Gas die Elektrizitätsversorgung provisorisch wiederhergestellt wurde, “habe ich initiiert, indem ich eine Firma meines Vertrauens hingeschickt habe”, sagt er. Die undichte Gasleitung lasse sich nicht so schnell austauschen. Aber: “In allen noch vermieteten Wohnungen sollen vorläufig Warmwasserspeicher eingebaut werden.”
Die plötzliche Betriebsamkeit im Haus steht im Gegensatz zur laut Bewohner:innen jahrelangen Untätigkeit von Hausverwaltung und Hausinhabung zuvor. Ein Unterschied: Die Behörden der Stadt Wien sind aufmerksam geworden – und schauen der Hausinhabung auf die Finger, ob versprochene Arbeiten auch ausgeführt werden.
Schrotthaus „bleibt im Fokus der Baubehörde“
Nachdem MOMENT.at im Büro von Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál fragte, was die Behörden im Haus in der Flurschützstraße tun, ist man hier inzwischen bestens informiert. Der Besitzer habe zahlreiche Zusagen gegeben, den Zustand des Hauses zu verbessern. Und: “Das Gebäude bleibt im Fokus der Baubehörde und wird regelmäßig kontrolliert”, sagt ein Sprecher.
Handeln Hausverwaltung und besitzende Firma nun schneller, weil Behörden Druck machen? “Es geschah in gegenseitiger Absprache”, formuliert es der Mitarbeiter der Hausverwaltung und Grünen-Politiker Rauchmann. Vom desolaten Zustand des Hauses will er vorher nicht viel mitbekommen haben.
Doch Mieter:innen berichten, sie hätten die Hausverwaltung schon vorher darauf aufmerksam gemacht – auch darüber, “dass das mit dem Strom eine Gefahr ist”, sagt eine:r von ihnen. Informationen, die Michael Rauchmann möglicherweise nicht erreicht haben. Den Vorwurf, nicht auf Nachrichten der Bewohner:innen reagiert zu haben, weist er ab.
“Die Mails, die ich beantworten konnte, habe ich immer beantwortet”, sagt er. Andere Nachrichten habe er an die Hausinhabung weitergeleitet. Nur: “Manche Sachen sind nicht von mir aus zu entscheiden, sondern von höherer Stelle, weil sie einer Finanzierungszusage bedürfen.”
Hausverwaltung: Pleite gegangene Baufirma sei schuld
Für die katastrophalen Zustände im Haus und auf der Baustelle könne die Hausverwaltung nichts. “Daran sind natürlich ausführende Firmen schuld, wenn die Arbeiten nicht fachgerecht gemacht worden sind”, sagt Rauchmann.
Die für die Bauarbeiten beauftragte Firma mit Sitz in Gänserndorf meldete im August vergangenen Jahres Insolvenz an. Die auffindbare Telefonnummer ist abgestellt. MOMENT.at versucht, über die Masseverwalterin Kontakt mit dem früheren Firmenchef aufzunehmen. Wir möchten erfahren, wie das Bauprojekt in der Flurschützstraße aus seiner Sicht abgelaufen ist und wie das so aus dem Ruder laufen konnte. Er reagiert nicht auf die Anfrage.
“Wie die Baufirma gearbeitet hat, war sehr komisch”, sagt Bewohnerin Marija. Da waren die vom Dach herabfallenden Ziegel, die unten in die Fenster einschlugen oder der Chef der Firma. Er habe mit ihr einen Termin ausgemacht, an dem er ihr Außenklo in die Wohnung umbauen wollte und sei dann einfach nicht aufgetaucht.
Ivica berichtet von Streitigkeiten mit Bauarbeitern, bei denen er auch die Polizei rief. Und er zeigt Fotos davon, wie kurz danach der Schriftzug “Police” auf die Motorhaube seines Autos gesprüht worden war. An einen Zufall konnte er da nicht glauben. Im Frühjahr 2025 – da war die alte Baufirma längst pleite und nicht mehr zuständig für die Baustelle – rückten eines Tages Arbeiter an.
Noch immer dringt Wasser ins Haus ein
“Sie bauten das Gerüst um das Haus ab und nahmen es einfach mit”, sagt Ivica. “Die Baumaterialien und den Schutt haben sie einfach dagelassen.” Er zeigt Fotos davon, wie Stahlbewehrungen, Ziegelsteine, Rohre, Holzbretter und Plastikplanen auf der Straße vor dem Haus liegen.
Inzwischen ist im Haus etwas Ruhe eingekehrt. Für Ivica ist es zu ruhig. “Als ob keine Probleme zu beheben wären.” Zwar gibt es wieder warmes Wasser, aber: “Heizen können wir weiterhin noch immer nicht”, sagt er. Als es vor knapp zwei Wochen erneut heftig regnete, drang wieder Wasser ins Haus ein – obwohl die Hausverwaltung beteuert, alles abgedichtet zu haben.
Durch das Loch in der Außenmauer des Dachgeschosses strömte erneut Wasser die Fassade hinunter. Die Bewohner:innen schicken Videos davon. Es ist wie ein Wasserfall, der sich auf die Straße ergießt. “Das ist doch eine Schande für Wien”, sagt Ivica über das, was in seinem Haus seit Jahren abläuft.